Die Initiative Fremde Freunde des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara in Halle wirbt auf einem Flyer mit dem Spruch »Bei uns wird schon immer ein Tuch auf dem Kopf getragen« für kulturelle Toleranz. Darunter befindet sich eine Nonne, die das ordenstypische Habit mit Schleier und Haube trägt. Dem Cultural-Awareness-Team der Klinik geht die Erkenntnis ab, dass in der Nacht nicht alle Katzen grau sind, soll heißen: Zwischen islamischer Zumutung und Degradierung und der freiwillig gewählten Askese einer Nonne will man keinen Unterschied machen. Eine Nonne geht eine symbolische Ehe mit Jesus ein. Als Zeichen dieses Bündnisses trägt sie eine Kopfbedeckung, wie sie früher für verheiratete Frauen üblich war. Während die Verschleierung der Nonnen Ausdruck selbstgewählter Dummheit ist, spiegeln Hidschabs und andere Gesichtstüten die zwanghafte Auslöschung weiblicher Sexualität und Persönlichkeit wieder. Sie sind ein Herrschaftsinstrument der brutalen patriarchalen Gesellschaftsordnung des Islam. Folglich ist der Slogan der hallischen Krankenhauschristen ein Schlag ins Gesicht für all jene, die vor diesen Zuständen flüchten, und mit denen man sich zu solidarisieren vorgibt.
Doch steht im Mittelpunkt der Kampagne weder die Solidarität mit jenen Frauen, die den Schleier als Zwang empfinden, noch kann man von den christlichen Flüchtlingshelfern eine tatsächliche Unterstützung bei der Emanzipation aus regressiven islamischen Gesellschafts- und Familienstrukturen erwarten. Wie bei allen Willkommen-Initiativen geht es auch hier nicht um das Wohl des gewählten Fürsorgeobjekts sondern um das Zuschautragen der eigenen Gutwerdung und der Bewunderung fremder Kulturen. Als ironisch erweist sich die Tatsache, dass die Flyer in hallischen Kneipen ausliegen – ausgerechnet an jenen Orten also, die die christlichen Flüchtlingshelfer in ihrem vorauseilendem Gehorsam gegenüber »kulturellen Werten« wahrscheinlich als haram und somit tabu für ihre Schützlinge betrachten.
Aber auch das Schielen auf den ständig wachsenden politischen Einfluss des Islam scheint die frommen Initiatoren der Kampagne anzutreiben. Eine Eigenschaft, die den christlichen Konfessionen immer mehr abgeht, haben sie doch mit stetig sinkenden Mitgliederzahlen zu kämpfen. In der christlichen Kopftuchbegeisterung schwingt auch immer die neidvolle Bewunderung der totalitären Praxis des Islam mit, die man sich nur allzu gerne, angespornt durch die Erinnerung an alte Macht und Größe, zu eigen machen würde, um selbige wieder herzustellen.
Unter der Haube
9. Dezember 2016 von bonjour tristesse
Auch im Judentum ist es gang und gäbe, dass (verheiratete) Frauen aus religiösen Gründen Kopftücher tragen, um ihre Haare zu bedecken. In Israel sieht man das sehr oft.
https://en.wikipedia.org/wiki/Tichel
Im Gegensatz zum Hijab, das in der islamischen Welt weit verbreitet ist, hat sich das Tichel keineswegs im gesamten Judentum durchgesetzt. Es ist vielmehr ein jüdisch-orthodoxer Kopfschmuck. Die Gleichsetzung von jüdisch-orthodoxem Kopfschmuck (Tichel) mit dem islamischen Unterdrückungsinstrument (Hijab) verkennt grundlegende Unterschiede in den religiösen Gesetzen.
Der entscheidende Unterschied liegt im Zweck der Kopfbedeckung:
Nach jüdisch-orthodoxer Religionslehre tragen Frauen anstatt des Tichel auch Perücken, um ihre Attraktivität zu steigern.
Als eheliches Accessoire unterstreicht das Tichel die strahlende Kostbarkeit der Ehefrau gegenüber ihrem Ehemann. Es ist vielmehr modischer Schmuck, um die exklusive Verbundenheit mit dem einen Mann zu stärken. Mit dem Tichel soll die Attraktivität der Ehefrau für den Ehemann hervorgehoben und die individuellen Reize betont werden, wohingegen das islamische Hijab ein Mittel zur entindividualisierenden Unterwerfung der Frau ist.
Unterm Hijab wird schon das junge Mädchen gezwungen seine Sinnlichkeit vor den Blicken der männlichen Öffentlichkeit zu verstecken und in deren Augen unattraktiv zu wirken. Die eigene Sexualität wird den muslimischen Mädchen und Frauen vermiest, indem ihre Selbstwahrnehmung mit Schuldgefühlen aufgeladen wird. Während Frauen im Islam wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden, ist die Geschlechtertrennung im orthodoxen Judentum kein Gesetz zur Unterdrückung der Mädchen und Frauen. Nachdem ein jüdisch-orthodoxes Mädchen verheiratet ist, und einen Mann gefunden hat über den sie Kontrolle ausüben kann, sollte sie ihre Kräfte zu ihm kanalisieren und auf das familiäre Wohlergehen richten. Der jüdisch-orthodoxen Ehefrau soll der eigene Entschluss zugutekommen, er zielt auf die Bereicherung des eigenen Lebens in ehelicher Partnerschaft ab. Dem islamischen Rollenverständnis hingegen liegt der repressive Zwang der Umma zugrunde. Der Zwangscharakter des islamischen Gesetzes bewirkt auf individueller Ebene die Unterdrückung der eigenen Sexualität und führt zu regressiven sexuellen Bedürfnissen gegenüber anderen. Auf gesellschaftlicher Ebene wird die Umma durchgesetzt mit Zwangsehen, Bestrafung von abweichender Sexualität (Ehebruch, Homosexualität), Genitalverstümmelungen, Verheiratung minderjähriger Mädchen, Vergewaltigung, geschlechtlicher Apartheid.
Zum besseren Verständnis der religiösen Ordnung im Islam sei auf diese Literatur-Empfehlung verwiesen:
Thomas Maul: „Sex, Djihad und Despotie. Zur Kritik des Phallozentrismus“ (ça ira Verlag: Freiburg i. B. 2010)
http://www.ca-ira.net/verlag/buecher/maul-sex.djihad.despotie.php
Islam is lame!
Sozial-religiöse Ordnung III:
Elemente der islamischen Sexualmoral oder die untergeordnete Stellung der Frau im islamischen Sozialgefüge http://redaktion-bahamas.org/aktuell/Islam_is_lame.html
Ich lese aus Bettinas Kommentar gar keine Gleichsetzung heraus. Der könnte doch auch heißen: Guck mal, orthodoxe Jüdinnen irren auch in einer Art von „selbstgewählter Dummheit“ herum. Das wäre dann ne ganz nüchterne und richtige Ergänzung gewesen ohne dieses Ticheltuch abzufeiern. Es könnte auch pure Klugscheißerei gewesen sein versehen mit dem Hinweis: Ich war auch schon mal da! Ätsch! Oder eben die Gleichsetzung der beiden Tücher, die du da rausliest. So bleiben bei einer Zweisatzmeldung die Motive im Dunkeln.
Deshalb frage ich mal: Kann man aus Deiner Antwort jetzt herauslesen, dass du nicht nüchtern den Gegenstand Kopftuch betrachtest, sondern dich vor dem Losdenken schon entschieden hast, für eine Sorte dämlicher Kopfbedeckungen Partei zu ergreifen? Es erscheint mir nämlich glatt so, als glaubst du noch die konservativsten Ideologien über staatlich oder religiös lizensiertes, vertraglich abgesichertes, kulturell „völlig normales“ und moralisch abgefeiertes Zusammenleben von Menschen. Etwa die, dass die muffige bürgerliche Ehe letztlich eine einzige „Bereicherung des eigenen Lebens“ ist. Ist es für Dich wirklich kommentarlos ok, wenn Frauen sich als schickes Anhängsel ihrer Männer produzieren sollen („strahlende Kostbarkeit der Ehefrau gegenüber ihrem Ehemann“), weil ja nur etwas so harmloses wie „die exklusive Verbundenheit mit dem einen Mann“ gestärkt wird? Findest du es vernünftig, dass Frauen ihr Haar (freiwillig!) nur ganz exklusiv herzeigen wollen, weil das irgendwelche religiöse Schwachmaten in ihren Hoods für ne gute Idee halten? Versteht es sich von selbst, dass es der Job eines jeden jüdisch-orthodoxen Mädchens (!!) ist, „ihre Kräfte zu ihm (zu) kanalisieren und auf das familiäre Wohlergehen (zu) richten“? Sollten (kleine und große) Mädchen, nicht lieber machen, worauf sie sonst so Bock haben? Sind Dir Verhältnisse, in denen Leute über ihr eheliches Gegenüber „Kontrolle ausüben“ keines Kommentares wert? Eine harmonische Vorstellung vom Zusammenleben hast du da! Wenn das so ist, wirst du die Geschlechtertrennung im orthodoxen Judentum sicher auch so hilfreich für die Frauen finden, wie sie es in den Duschen im heimischen Schwimmbad immer schon gewesen ist.
Nein, ich habe im Allgemeinen kein Problem mit der bürgerlichen Ehe und den damit einhergehenden Versicherungen, die du als Kontollen bezeichnest, aber nicht begriffen hast. Mir scheint, es lohnt nicht mit dir darüber zu streiten, geht es dir doch nur um die Entschuldigung des Islam und Anklage des Judentums. Dass du damit sämtliche bürgerlichen Erungenschaften und Ideale über Bord wirfst, stört dich dabei offenbar nicht.
Eins noch: Was Mädchen machen sollten, kannst du ja phantasieren – sie werden es darum aber nicht tun. Und ja eine Trennung von Mädchen und Jungen ist in jüngerem Alter und unter gewissen Umständen durchaus sinnvoll. Oder welcher Junge hat im Kinderferienlager schon mit Mädchen geduscht? Ob die Trennung im othodoxen Judentum noch sinnvoll ist vermag ich nicht zu beurteilen, gegen jüdischen Kopfschmuck habe ich jedenfalls genausowenig einzuwenden, wie gegen das Tragen der Kippa. Sicher lehnst du auch diese ab – wenn es gegen Juden geht ist dir wohl jedes Mittel recht.
Good night moron.
@Nadja
A) dein kommentator vom 3. Juli bezeichnet nicht die „versicherungen“, die die ehe bietet, als kontrollen, sondern hat sich mit dem satz: „sind dir verhältnisse, in denen leute über ihr eheliches gegenüber „kontrolle ausüben“ keines kommentares wert?“ auf das hier bezogen, dass du weiter oben schreibst: „nachdem ein jüdisch-orthodoxes mädchen verheiratet ist, und einen mann gefunden hat über den sie kontrolle ausüben kann, …“ und damit eben gefragt, ob du fan von solchem gegenseitigem kontrollierens bist. Und, bist du so jemand?
B) deine kommentatorin hat noch nicht einen satz über den inhalt der ehe verloren, sondern nur verständnisfragen zu den ideologien über sie, die du verbreitest, gestellt. Deshalb kannst du ihr nicht vorwerfen, dass sie „die (von dir so genannten) versicherungen der ehe“ nicht begriffen hat.
C) du schreibst: „was mädchen machen sollten, kannst du ja phantasieren – sie werden es darum aber nicht tun“. Dein kommentator hat gar nicht phantasiert, was mädchen machen sollen. Er hat nur festgestellt, dass es wohl nicht schlecht wäre, wenn sie sich auf ihre interessen besinnen, als irgendwelchen deiner kritiklos für gut befundenen maximen (die sind tatsächlich so unsäglich: „sollte sie ihre kräfte zu ihm kanalisieren und auf das familiäre wohlergehen richten … !!!!!! “) zu befolgen, nur weil die vielleicht grad die gesellschaftliche norm sind.
D) deine kommentatorin hat, soweit ich das sehen kann, offenbar gar keine ideale über die bürgerliche welt. Wozu sollte das auch gut sein, sich das hier und jetzt noch einmal vorzustellen, nur eben besser und schöner, eben als ideal? Sie scheint mir eher eine kritik an den existierenden errungenschaften zu haben (siehe kommentar vom 31. juli). Ich denke sie meint, dass es zwar ganz ok ist, wenn man schon bis zum hals in der scheisse steckt, dass man sich dann nicht auch noch hinsetzen muss. Aber für diese art der „erleichterung“ will sie die erlaubnis zum in der scheisse stehen dürfen nicht plötzlich gut finden, weil in der scheisse stehen eben ist, was es ist. Deswegen stört sie „das über bord werfen“ der „errungenschaften und ideale“ gar nicht.
E) Du schreibst: „und ja eine trennung von mädchen und jungen ist in jüngerem alter und unter gewissen umständen durchaus sinnvoll. Oder welcher junge hat im kinderferienlager schon mit mädchen geduscht?“ mit entspannten kinderhorden am fkk braucht man dir wohl als kopftuchfan nicht kommen. Und wohl auch gleich gar nicht mit verhältnissen, in denen das ausgedachte oder gefühlte oder biologische oder soziale oder sonst-wie-geschlecht mal endlich keine rolle mehr spielt fürs zusammenleben.
F) Die schwächste deiner entgegnungen ist es, jemandem der dir sechs fragen zu deinen unangenehm sonnigen einlassungen zur ehe und zur weiblichen selbstbestimmung stellt (was ist eigentlich, wenn so ein mädchen gar keine lust hat ihre kräfte zu einem eheman hin zu kanalisieren?) schlicht zu antworten du hättest im „allgemeinen kein problem mit der bürgerlichen ehe“. Und dann noch nachschieben, dass bei solchem fragestellen wohl nur einer am werk sein könne, dem noch jedes mittel recht wäre, wenn es nur gegen juden geht. Also echt, das ist schon ein wenig peinlich oder?
G) „Die entschuldigung des islam und anklage des judentums“ kann ich ebenfalls nicht entdecken. Es ist doch völlig klar, dass sich die fragen deines kommentators auch an freundinnen aller sonstigen bürgerlichen und religiösen ehegemeinschaften richten. Mit „selbstgewählter dummheit“ bezieht er sich sogar explizit auf deine besprechung christlicher nonnen.
H) Im übrigen würde ich das ablehnen der kippa jetzt nicht für ein besonders perfides „mittel“ eines antisemiten halten, wenn dein kommentator denn ein solcher wäre.
Das war mir ja irgendwie schon klar, dass du ein großer Fan der bürgerlichen Welt mit all ihren wunderbaren Einrichtungen bist. Klar, wer wäre in der Welt des Eigentums schon für die Abschaffung der Polizei, die drauf aufpasst? Wer wollte bestreiten, dass da, wo das Kapital über die Arbeit herrscht , deren Bedingungen diktiert und deren Produkte für sich beansprucht, noch das schäbigste Arbeitsschutzgesetz und der gemeinste Arbeitsvertrag etwas Feines sind. Und wer käme in einer Welt, in der die Familie nicht zuletzt eine ökonomische Absicherung gegen die Übel der Marktwirtschaft ist, nie auf die Idee zu heiraten? Die Alternative ist ja immer noch übler! Ein Glück dass wir in der besten aller möglichen Welten leben (das war jetzt Ironie)!
Ist Dir (1.) eigentlich schon mal aufgefallen, dass das abfeiern „bürgerlicher Errungenschaften“ immer nur über den negativen Vergleich mit einem vorgestellten viel schlechteren Zustand klappt? Das ist so, als könntest du Dich überhaupt nur freuen, wenn Dich dein bester Freund besuchen kommt, nachdem du Dir erstmal vorgestellt hast, dass ja auch der Teufel persönlich hätte kommen können, es aber gottseidank unterlassen hat. Was sagt das eigentlich über den besten Freund? Soll man diesem Widerspruch nicht mal nachsteigen? Viel mehr Wert liegt doch darin, zu versuchen, sich klar darüber zu werden, was für eine zwiespältige Einrichtung z.B. bürgerliche Ehe ist und wozu sie eigentlich wirklich dient, bevor man sich an „Versicherungen“ freut, die sie bietet.
Du bastelst Dir (2.) aber lieber eine begriffslose Rechtfertigung herrschender Zustände, schlicht weil sie funktional sind. Ne ordentliche Diktatur mit was zu fressen ja auch besser als ein Bürgerkrieg mit Hungersnot. Das kannste auch noch ne Nummer größer haben: Ein Glück, dass es im Kapitalismus Arbeitsplätze und in der Demokratie Wahlen gibt! Wer wollte dem nicht zustimmen, denn was wären wir nur ohne die beiden? Aber was weiß man dann über Inhalt und Zweck von Arbeit, Wahl oder Herrschaft? Da hast du, wenn überhaupt, neben der Rechtfertigung der Sache nur noch Fragen der praktischen Lebensführung am Wickel. Und da soll man dann glauben, dass Deine „passion“ die „criticism“ ist, wie dein Gravatar behauptet? Dein kritisches Denken scheint sich da zusammenzukürzen auf „ich finde gute Gründe für die Sache, über die ich nachdenke“. Frag Dich doch mal, wieso Jungen im Kinderferienlager eigentlich nicht mit Mädchen duschen oder Männer nicht mit Frauen oder sonst welchen Geschlechtern, anstatt auf die Realität zu zeigen und sie als Beweis zu nehmen, dass schon alles gut ist, weils grad zweckmäßig so ist, wie es ist.
Immerzu soll man (3.) für eine Seite schon vor allem Denken Partei ergreifen. Wen auch immer entweder entschuldigen oder anklagen. Für oder gegen etwas sein. Man soll sich schlicht entscheiden, welchen Hoskus man nun besser findet, Judentum, Christentum, Islam… . Manchmal darf man solche Sachen noch nicht mal vergleichen, weil einem dann „Gleichsetzung“ vorgeworfen wird, also die Schlechterstellung des einen geliebten Objekts durch das verhasste andere. Sich einfach mal einen Begriff der Sache machen, dass ist offenbar nicht drin. Immer nur soll sich der denkende Mensch bekennen. Und das Abfragen dieser Bekenntnisse treibt Dich in Deinen Beiträgen um, deshalb kannst du aus dem neutralen Satz von Bettina auch so viel herauslesen und mich so schnell in eine politische Ecke stellen. Dir reicht es zu wissen, wo dein Gegenüber zu verorten ist, anstatt dich mit seinen Fragen oder Argumenten auseinanderzusetzen. Du bist dann halt auch gleich mit mir fertig, wenn du mich nen Antisemiten genannt hast, weil du daraus folgerst, dass es sich deshalb nicht lohnt, mit mir zu streiten, weil ich in deiner Denke eben schlicht parteilich für etwas anderes bin. (Ein Zusatz: ist die Kritik des Antisemiten eigentlich fertig, wenn man ihn öffentlich so nennt?)
Wenn man die Gegenstände über die man nachdenkt, erst lobt, weil sie nicht so schlimm sind wie andere, sie dann rechtfertigt, weil sie funktional sind und daraus eine Parteilichkeit ableitet, dann wird man (4.) ein ganz braver konstruktiver Denker. Der sieht dann nicht mehr die Gegenstände selbst, sondern nur „Herausforderungen“, Vorteile, Ansprüche, Schwächen, Probleme usw. mit denen man umgehen muss, die man kritisieren kann usw. Wer nicht wissen will, was es mit der Religion auf sich hat, stellt sich dann tatsächlich so Fragen, ob die eine schlechter als die andere oder ob dieser oder jener Kopfputz nun so oder so zu beurteilen wäre.
Ps.: „Was Mädchen machen sollten, kannst du ja phantasieren – sie werden es darum aber nicht tun.“ Genau das ist ja das Traurige, „dass (kleine und große) Mädchen, nicht lieber das machen, worauf sie sonst so Bock haben“, wie ich es mir wünschen würde, sondern das, was sie eben bestimmte Sachen „wollen dürfen“ oder „wollen sollen“.
Da diese Diskussion von zahlreichen Missverständnissen durchzogen ist, möchte ich in aller Kürze antworten.
Mein Kommentar war nicht als unhinterfragbare Legitimation des Tichel gedacht, sondern sollte bekräftigen, worum es im Artikel ging: um den „Hidschabs und andere Gesichtstüten“, die „die zwanghafte Auslöschung weiblicher Sexualität und Persönlichkeit wieder[spiegeln].“
Ich bin kein Experte für Fragen des jüdisch-orthodoxen Lebens, und habe mit meiner Antwort wohl übers Ziel hinausgeschossen. Selbstverständlich heiße ich nicht jede religiöse Praxis gut, erst recht nicht wenn sie der freien Entfaltung der Persönlichkeit entgegensteht und Frauen in ihrer öffentlichen Interessenvertretung behindert. Die christlichen Schwestern haben aber eben für den Islam Partei ergriffen.
Bettina ist offenbar nichts anderes dazu eingefallen, als zu behaupten, dass in Israel verheiratete Jüdinnen aus religiösen Gründen Kopftücher tragen. Mit ihrem Eingangskommentar hat Bettina keine kulturellen Unterschiede zwischen politischem Islam und orthodoxem Judentum deutlich gemacht, was de facto auf eine Gleichsetzung der religiösen Praxen hinausläuft. Dem ist entschieden zu widersprechen, weil es im Judentum eine Tradition der Aufklärung gibt und keineswegs alle verheirateten Jüdinnen unter den Schleier gezwungen werden. Man muss nicht den Urlaub in Israel verbracht haben, um zu erkennen dass TelAviv ein Zentrum der Säkularisierung ist, und dass Frauen verfassungsmäßig gleichberechtigt sind. Man hat also mit Recht die prinzipielle Möglichkeit, sich auf bürgerliche Errungenschaften der Aufklärung positiv zu beziehen. In der islamischen Welt werden die Aufklärung, der Laizismus und die Gleichstellung der Persönlichkeitsrechte Aller leider weitgehend verhindert (auf eine thematische Vertiefung habe ich bereits mit den Literaturabgaben verwiesen, die wurden aber offenbar von den anonymen Kommentatoren weder beachtet, noch gelesen). Von einer bürgerlichen Verfassung kann hier sowenig die Rede sein, wie von einer psychoanalytischen Gesellschaftskritik, es fehlen schlicht die Bedingungen zur Möglichkeit der politischen Aufklärung. Oftmals bleibt allein die Apostasie, die den Einzelnen aus der Umma befreit und gleichzeitig der Verfolgung preisgibt. Wer diese barbarische Herrschafts- und Vernichtungspraxis nicht verstehen kann, möge sich die brutalen Fälle von Ehrenmorden anschauen und auf die ihnen zugrundeliegenden islamischen Dualismen befragen: der Reinheit-Unreinheit, Kraft-Schwäche, Reinheit-Verunreinigung, Ehre-Schande, Halal (das Erlaubte) – Haram (das Verbotene).
Es wäre daran, die Restbestände bürgerlicher Staatlichkeit, deren oberstes Ziel grundsätzlich der Schutz aller seiner Bürger sein muss, gegen den Djihadismus zu verteidigen.
Martin Stobbe schrieb über die Untrennbarkeit der Verteidigung des Westens gegen seine Feinde und die Solidarität mit Israel:
„Aber dieser [der Djihadismus] lässt sich keineswegs auf den Antisemitismus als einigendes Moment reduzieren, die Juden stehen dabei pars pro toto für die Ungläubigen, die es zu bekehren oder zumindest zu unterwerfen gelte, wie die Anschläge von Nizza und Orlando nachdrücklich bewiesen haben. Gerade Christen, Atheisten, Jesiden, andere Ungläubige und der Sünde verdächtigte Frauen stehen nicht nur beim IS ganz oben auf der Abschussliste, sondern werden auch in europäischen Flüchtlingsunterkünften regelmäßig drangsaliert. Den Flüchtling als Einzelnen wahrzunehmen, hieße auch, zwischen Verfolgtem und geflohener Fluchtursache klar zu unterscheiden und nicht plötzlich vom Islam zu schweigen, wenn von Flüchtlingen die Rede ist. Die große Gefahr, die die zunehmende Islamisierung Europas für Israel darstellt, geht allerdings nur zu einem Teil vom Terrorismus aus, der durch das Kippen zahlreicher Stadtteile in Belgien, Frankreich und Schweden einen idealen Nährboden findet. Zentral ist vielmehr die wachsende Bedeutung islamischer Einwanderer und ihrer Nachkommen in den europäischen Gesellschaften und ihr steigender Einfluss insbesondere auf die linken Parteien, was die Schwedisierung europäischer Kommunal- und Außenpolitik (38) und die Bereitschaft zu noch offen antiisraelischer Positionierung weiter befördert. In den Konsequenzen für Europa und Israel offenbart sich die Gemeinsamkeit zwischen denen, die als Begründung für die Notwendigkeit einer Schleifung europäischer Souveränität deren moralische Verkommenheit heranziehen und die Lust am Untergang öffentlich zelebrieren, und denen, die ausgerechnet Israel und die Juden als Begründung für das Unterlassen einer Verteidigung der Restbestände des bürgerlichen Staats als Voraussetzung für eine bessere Welt ansehen.“ http://redaktion-bahamas.org/artikel/2016/74-universalistisch-gegen-israel/
Wer als Anhänger einer linken Szene – und das seid ihr – zuerst über das bürgerliche Recht jammert, um euch damit am Gegenstand der Kritik vorbeizudrücken, dem ist wohl kaum zuzumuten Partei für bessere Verhältnisse zu ergreifen.
Warum sollten Immigranten aus muslimischen Ländern und deren Kinder nicht ein glückliches Leben in der bürgerlichen Ehe finden können? Ist es nicht vorstellbar, dass junge Muslime sich nach einer anderen Normalität sehnen, in der die Strenggläubigkeit durch säkulare Interessen abgelöst wird? Wie würdet ihr euch verhalten, wenn ihr eine Iranerin auf einer rauschenden Party kennenlernt, sie über die ausgelassene Stimmung erfreut ist und erleichtert neue Lebensperspektiven entwickelt, die ihrer familiären Ordnung entgegenstehen? Wäre ein politisch tragfähiges Konzept zur Integration von Muslimen in westlichen Gesellschaften nicht notwendig, um ein Zusammenleben nach gemeinsamen „Spielregeln“ zu ermöglichen? Müsste die von Zivilisationsmüdigkeit und Selbsthass geprägte Gesellschaft nicht ein Zivilisationsmodell repräsentieren, das Einwanderern als Vorbild und Maßstab dienen kann?
Wer das Wesen des politischen Islam nicht begriffen hat, ist weder imstande für die unveräußerlichen Persönlichkeitsrechte von Mädchen aus muslimischen Familien einzutreten, noch für deren Befreiung aus der Herrschaft der Familienclans. Wer anstatt des berechtigten Interesses auf Selbstbestimmung den Islam zum Menschenrecht zu erklären sucht, wird nicht einmal diejenigen bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützen können, die in direkter Nachbarschaft unter islamischer Herrschaft leiden.
Bei all dem belehrenden Genörgel und der strikten Ablehnung der Parteilichkeit vermisse ich an euren Kommentaren doch etwas Entscheidendes: eine Position über die sich streiten lässt, eine die Konversation eröffnen könnte, in deren Verlauf Erkenntnisse befördert würden.
Auf die fäkalsprachlichen Analfixierungen des Kleinlichkeits-Kommentars gehe ich nicht weiter ein.
Du meldest deiner kommentatorin und mir, „diese diskussion [sei] von zahlreichen missverständnissen durchzogen“. Mir scheint als wärst du aber nur auf die „unhinterfragbare legitimation des tichel“ eingegangen. Wo sind denn die anderen? Ich jedenfalls suche mal nach denen, die du produzierst.
Um das „wesen des politischen islam“ wurde sich (zum ersten) gar nicht gestritten, wie dein kommentator sich überhaupt höchstens in randbemerkungen zum islam geäußert hat. Wenn du das nicht glaubst, benutz doch bitte die suchfunktion mit dem wort „islam“ und prüf mal. Deswegen kannst du deinem kommentator auch nicht vorwerfen, das wesen des politischen islams „nicht begriffen“ zu haben.
„wer diese barbarische herrschafts- und vernichtungspraxis nicht verstehen kann“, das wüsste ich deshalb (zum zweiten) auch gerne. Wen meinst du denn? Deine kommentatorin, bettina und ich haben sich ja (siehe oben) gar nicht zu sowas geäußert.
Hier hat auch (zum dritten) nirgends jemand versucht, „den islam zum menschenrecht zu erklären“. Diskutierst du nebenher noch mit anderen Leuten und schmeißt was durcheinander?
Was hat denn (zum vierten) der strobbe hier zu suchen? Hat in der diskussion eine_r versucht, die verteidigung des westens und die solidarität mit israel voneinander zu trennen? Es ging genauso wenig um angriff oder verteidigung von israel, wie es um den islam ging. Es ging um den fehler, vergleich und gleichsetzung zu verwechseln, um parteiliches denken und um die verherrlichung westlicher freiheiten bei gleichzeitiger ignoranz gegenüber ihrem tatsächlichen gehalt, weil es länder gibt, in denen es noch übler zugeht. Da wird es nicht besser, wenn frau einen zitiert, der diese rede bloß reproduziert, weil es ja gerade kritik an der rede von den verteidigungswerten bürgerlichen errungenschaften gab.
„vermisse ich an euren kommentaren doch etwas entscheidendes: eine position über die sich streiten lässt“. Das liegt wohl nur daran, dass hier niemand mit Dir über deine lieblingsposition mit dir streiten will, das pro-islam/islamismus oder kontra juden/israel, auf das du dich die ganze zeit einschießt. Das vertritt aber hier gar keiner. Wir hatten einen ganz andere kritik an deinen äußerungen.
„… (von einer psychoanalytischen gesellschaftskritik) … kann hier sowenig die rede sein … “. Kannst du mal sagen, wozu gerade eine „psychoanalytische“ gk gut sein soll und wieso es nicht eine ganz gewöhnliche gk auch täte, wenn du gerne hättest, dass davon die rede sein soll? Von kartoffelschälen ist ja auch nicht die rede! Und wenn sie das sein sollte, dann wüsste man schon gern wozu.
Was bitte sollen „denn restbestände bürgerlicher staatlichkeit“ sein? Führ doch solche begrifflichkeiten mal aus, mach ein bisschen mehr „belehrenden[s] genörgel“, damit man dich besser versteht.
Ps.: Ein kurzes nutzen der suchfunktion auf dieser (eurer?) Seite zeigt, dass ihr sonst gar kein problem mit der form der „fäkalsprachlichen analfixierungen“ habt. Wieso denn hier?
Du schreibst: „Ich habe mit meiner Antwort wohl übers Ziel hinausgeschossen“. Ich glaube das nicht. Ein Vorwurf von Dir zu meinem ersten Text hieß ja: „Dir ist jedes Mittel recht, wenn es gegen Juden geht“ (das hast du für mein Ziel gehalten). Wenn Dein Ziel die Umkehrung davon ist, wie ich wiederum glaube (korrigiere mich gerne!), dann passt Deine Antwort doch ins Bild. Denn das war ja gerade mein Punkt: Wenn man sich eine Parteilichkeit überstreift, also A sagt, dann muss man eben auch eine Menge der damit verbundene Sachen schlucken; man muss dann auch B sagen. Deshalb sollte man sich schon gut überlegen, von was man so Fan ist. Ich möchte an dieser Stelle noch hinzufügen, dass keine-Partei-für-eine-Seite-ergreifen nicht gleich bedeutet, dass man irgendwem die Vernichtung wünscht.
Du schreibst weiter: „Bettina hat keinen kulturellen Unterschied zwischen … Islam und … Judentum deutlich gemacht, was de facto auf eine Gleichsetzung … hinausläuft“. Du verwechselst da aber Vergleich und Gleichsetzung. Bettina hat nur gesagt, die anderen tragen auch so ein Tuch, was ein banaler Vergleich mit Entdeckung einer Gemeinsamkeit ist. Die Nonnen tragen Tücher, die Moslems und manche Juden auch. Wer Äpfel mit Birnen vergleicht, hält deren Eigenschaften gegeneinander, entdeckt Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Eine Gleichsetzung ist aber etwas völlig anderes als ein Vergleich. Da sagt man Äpfel = Birnen. Und auf einer bestimmten Abstraktionsebene macht das sogar Sinn. Dann sind beide halt Obst und dann schaut man sich die Bestimmungen von Obst an. Davon wird auch erstmal nicht das eine Obst schlechter als das andere. Das steckt nun wirklich nicht in den zwei Sätzen von Bettina. Ich finde aber schon, dass es sich lohnt, den Gedanken mal zu machen und Religion abstrakt zu betrachten. Vielleicht findest du ja dabei einen brauchbaren Gedanken, der mehr ist als Islam-finde-ich-schlecht und Judentum-finde-ich-gut (bei Dir noch mit dem merkwürdigen Zusatz „auch wenn ich nicht jede religiöse Praktik gut heiße“). Die Existenz eines höheren Wesens zu behaupten, finde ich überhaupt nichts, was man in irgendeiner Form „gut heißen“ kann. Vor allem nicht, wenn man auch noch unter dem Titel der Religionsfreiheit auf den formalen Respekt vor dieser Spinnerei verpflichtet wird. Und das Schlimmste: Denk doch mal an die ekelhaft produktive Rolle, die das „Opium des Volkes“ in dieser Welt so spielt. Wie Religion die Unterordnung unter die Zwänge, die hier herrschen, mit der Aussicht aufs Paradies veredelt u.ä.. Das ist ein Punkt meiner Kritik: Dass du Dir von Religion keinen Begriff machen willst, sondern Dich einfach für eine entscheidest, die du mehr magst und die verteidigst du dann und die andere verteufelst du. Ist dir nie aufgefallen, dass Moslems nirgendwo behaupten, ihre Tücher wären die glatte Unterdrückung der Frau? Die haben halt auch so ihre Ideologien fürs Lob der Verhüllung, genauso wie du welche übers Tichel hast.
Hier hat auch keiner „über das bürgerliche Recht gejammert“. Ich habe nur vorsichtig darauf hingewiesen, dass du Dich mal mit der Frage herumschlagen solltest, was so Sachen wie Freiheit, Gleichheit und Menschenrechte eigentlich sind, die du kritiklos hochhältst. Freiheit heißt nämlich mit nichten, dass du ein selbstbestimmtes Leben führen kannst. Freiheit heißt die Erlaubnis, das wollen zu dürfen, was du von staatswegen her wollen sollst! Und zwar ausdrücklich ohne die Gewährung der dazu nötigen Mittel. Z.B. schließt die Freiheit der Wahl des Arbeitsplatzes nie ein, dass du wirklich Mittel in die Hand bekommst, um deinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Es gibt einfach nur zwei erlaubte Wege, die du nehmen darfst, um dich über Wasser zu halten. Du darfst die Arbeitskraft von anderen Menschen zur Mehrung Deines Eigentums benutzten, das nennt man die Arbeitgeberseite. Oder du musst Dir jemanden suchen, der Dich benutzen will um sein Eigentum zu mehren. Dann erhältst du einen Lohn als Abfallprodukt der geglückten Reicher-machung Deines Arbeitgebers, wenn sie denn geglückt ist. Also wenn sein Kapital durch den Verkauf der Produkte Deiner Arbeit gewachsen ist. Allein in solchen großzügig gewährten Freiheiten steckt die ganze Klassengesellschaft mit ihrem Privateigentum drin. Das sollte man schon auf dem Schirm haben, wenn man Werbung dafür macht.
Gleichheit ist genau so ein schönes Herrschaftsinstrument: Wenn man ungleiche Dinge gleich behandelt, kommt hinten wieder Ungleichheit raus. Werden alle Gesellschaftsmitglieder gerade unter Absehung von ihrem Eigentum gleich behandelt, heißt das nichts anderes als die Marke nach unten zu zementieren, nach der 90% der Leute weniger als 10% des Reichtums besitzen, wie es in der bürgerlichen Wirtschaftspresse heißt. Das kannste noch anders bebildert haben: Millionären ist es verboten unter Brücken zu schlafen, Obdachlose dürfen Villen kaufen und umgekehrt. Alle werden gleich behandelt. Solchen Herrschaftsverhältnissen hältst du die Daumen, wenn du „Partei für bessere Verhältnisse“ ergreifst. Und da wo die Rede von Menschenrechten ist, die der Westen immerzu gegen irgendwen verteidigt, dann ist nichts anderes als dieses Zeug gemeint. Noch als Zusatz: „Echte Gleichheit“ im Sinne von materieller Gleichheit, also „das Selbe für alle“, was unter Linken oft beliebt ist, ist auch keine vernünftigere Forderung. „Jeder nach seinen Bedürfnissen, jeder nach seinen Fähigkeiten“, das wäre doch mal was. Aber du willst ja nur, dass alle Leute vor ekelhaften Maßstäben der Konkurrenz gleich behandelt werden.
Wir können hier auch gerne weiter über das Verhältnis der Ehe reden. Und darüber, was das aus ihren Insassen macht, wenn gegenseitige Rechte und Pflichten und vor allem Versorgungsansprüche in einem Vertrag festgeschrieben sind, der die Beteiligten auch dann noch ewig aneinander bindet, wenn die Liebe (und Ehe) längst vorbei sind. Und Versorgung heißt hier auch wieder: sieh halt zu, wie du das hinkriegst, in aller Freiheit. In der Ehe muss darüber hinaus, wie in anderen Lebensformen, das Private noch herhalten, um die Widrigkeiten der Arbeitswelt zu kompensieren: Das „kleine Glück im Sturm der Zeit“ welches dann natürlich auch schon mal mit psychischer oder physischer Gewalt eingefordert wird, wenn das Gegenüber keinen Bock mehr hat, einen glücklich zu machen. Nicht umsonst ist die Familie die Sphäre in der die meisten Morde und Sexualdelikte passieren und das nur als Zuspitzung vom normalen Familienterror, den jeder kennt. Diese Einrichtung findest du halt einfach besser, als Ehrenmorde in Familienclans, weil sie Dir weniger brutal vorkommt. Und schon wirst du eine Verteidigerin dieser Zustände und auch gleich des Staates der sie so zweckmäßig einrichtet, weil er die gröbsten Ekelhaftigkeiten, die mit ihr verbunden sind (z.B.Vergewaltigungen in der Ehe), unter Strafe gestellt hat.
Von all diesen Verhältnissen, oder besser vom Inhalt dieser bürgerlichen Freiheiten weißt du nichts und willst auch nichts von denen wissen. Du weißt nur, dass sie gegenüber den Zuständen in einer traditionell islamischen Welt eine angenehme Sache sind. Und na klar hast du damit Recht. Ich sage es nochmal, nicht das das unter geht: DAMIT HAST DU VÖLLIG RECHT! In der BRD lebt es sich bedeutend besser als im Iran, und das nicht nur, wenn man ein homosexueller transgender Buddhist ist. Niemand hier würde das bestreiten. Aber deswegen mach ich doch keine Werbung für die Klassengesellschaft, für die Ehe, für Religionsfreiheit und ihre herrschaftliche Betreuung durch einen Staat. Deswegen zieh ich mir doch nicht die Soldatenstiefel des Westens an. Die Erlaubnis dazu, etwas tun zu dürfen, was einem eigentlich schadet (z.B. lohnarbeiten dürfen), wird doch nicht deswegen eine feine Sache, weil es Weltgegenden gibt, in denen man noch größeren Schaden zu erwarten hätte. Und schon gar nicht sollte man parteilich für die Institution sein, die einem Erlaubnisse erteilt, die schädlich für einen sind (Das war jetzt glaub ich nochmal das, was der andere Kommentar da oben in seinem Punkt D sagen wollte, nur ohne Fäkalsprache).
Du vermisst eine Position über die sich streiten lässt? Genau das war doch die Position! Mein Vorwurf ist, dass du die Welt einfach in „Dualismen“ einteilst, je nachdem, was du nun gut oder schlecht findest, also nur vom Standpunkt des kleineren Übels her. Und dann stellst du Dich auf eine Seite ohne recht zu wissen, was du da eigentlich alles unterschrieben hast. Das Judentum findest du ne feine Sache, weil dir der Islam nicht passt. Das Tichel erscheint dir harmloser als sonstiger Kopfputz und du lobst es daher über den grünen Klee. Bürgerliche Freiheiten findest du schöner als autoritäre Gesellschaftsformen und malst sie daher gleich als anzustrebenden emanzipatorischen Zustand aus, den die mittelalterlichen Anderen doch bitte erst mal erreichen sollten. Genau das möchte ich aber niemandem wünschen, dass er Untertan eines bürgerlichen Staates wird. Es muss doch noch was anderes geben als diese schäbigen Verhältnisse, über die du dich so freust.
Ich möchte Dich wirklich ernsthaft bitten, dir mal folgende Frage zu stellen: Was wäre eigentlich, wenn überall auf der Welt bürgerliche Verhältnisse herrschen würden und nirgendwo bärtige Despoten morden und vergewaltigen täten? Wie würdest du denn dann auf die bürgerlichen Freiheiten schauen, wenn du den Negativvergleich nicht hättest? Wird die Klassengesellschaft, die demokratische Herrschaft, der westliche Imperialsmus dann auch eine schicke Ansammlung von Werten sein, die du anpreist wie geschnitten Brot?
Weil ich es hasse, wenn jemand in einem Nebensatz auf ein ganzes Buch verweist, ohne auch nur ein Argument daraus vorzutragen, sag ich Dir mal ein Argument aus einem Buch, dass du deswegen nicht gleich lesen musst. Im Kapital steht sinngemäß: „Nichts charakterisiert die kapitalistische Produktionsweise besser, als das man ihr einfachste Arbeitsschutz und Hygienevorschriften aufherrschen muss“. Ein Satz den man sich mal auf der Zunge zergehen lassen muss. Ich finde Arbeitsschutz- und Hygienevorschriften auch besser als keine. Zu einer Liebe des Staates und der Produktionsweise, die er einrichtet und betreut, die überhaupt gesetzlich überwachten Arbeitsschutz erst nötig macht, kann ich mich aber deswegen noch lange nicht vorarbeiten. Und den Muslimen, die du zitierst, die sich so viel vom Westen erhoffen, und hier tatsächlich auch Dinge genießen, würde ich genau das auch sagen! Sonst kommen die am Ende auf saublöde Ideen, über das Aussehen einer anzustrebenden bessere Welt. Das ist ja bei Dir wie bei den orthodoxen Marxisten mit Deiner „Bedingung der Möglichkeit“ zu irgendwas. Die fanden auch, dass es erst Kapitalismus und dann Sozialismus braucht, um Kommunismus machen zu können. Im Gegensatz zu Dir hatten die aber wenigstens so etwas wie eine Kritik der bestehenden Verhältnisse. Weil ich auch sowas habe (und weil ich hier nicht nur rumpöbeln sondern Dich dafür gewinnen will!) mache ich mir die Mühe, hier solche Romane zu verfassen. Ich mache mir aber garantiert keine Gedanken über ein „tragfähiges Konzept zur Integration von Muslimen in westliche Gesellschaften, um ein Zusammenleben nach gemeinsamen Spielregeln zu ermöglichen“. Da sind so viele Dinge drin, die ich kritisiere, dass ich mich auf so eine Frage gar nicht konstruktiv beziehen kann. Mal ab davon, dass hier gar niemand danach gefragt wird, welche Spielregeln er denn gut finden würde. Die, die es gibt, die Herrschaft von Freiheit, Gleichheit und Eigentum, also den Kapitalismus, musst du sowieso schlucken.
Unterm Strich finde ich also NICHT ICH, sondern DU drückst Dich mit der Denkfigur: „Gefahr-Islam-deshalb-Partei-ergreifen-für-die-bürgerliche-Welt“ am Gegenstand der Kritik vorbei.
Ps.: Im übrigen bin ich auch kein Anhänger „der linken Szene“ selbst wenn ich mich dort bewege. Soweit kommts noch! Mit wem man sich da erst alles ins Bett legen muss …. Ich schau mir halt an, was Leute zu sagen haben und diskutiere mit denen, wenn ich finde, dass sie falsche Positionen vertreten. Auch da wirst du Parteilichkeit nicht finden.
Das nadja sich zwischen zwei übeln für das kleinere übel entscheidet ist irgendwie zu nachsichtig formuliert. eigentlich sieht sie ja immer nur ein übel und das gegenteil vom übel – nämlich schöne bürgerliche errungenschaften, ein leben mit besseren perspektiven unter westlichen werten, tolle versicherungsleistungen …
die meisten ossis haben sich wohl ganauso die brd als reich von glück und freude ausgemalt und darüber verpasst zu checken ob helmut und dmark wirklich brauchbare sachen sind.
DAnn fällt mir noch ein: vom lenin kann man ja nicht viel lernen, aber immerhin hat der nicht zuerst die übel des zarenreiches gegen die zu erwartende noch üblere schreckensherrschaft der mittelmächte verteidigt (und er hat das auch nicht als bedingung der möglichkeit für die revoluiton verkauft). Der hatte halt mehr als zwei krumme pfeile im köcher der zukunfsvorstellungen.
Danke für deine Anmerkungen und Vermittelungsbemühungen.
Zwar gehe ich nicht in jeder Hinsicht mit deinen Überlegungen d’accord – vielleicht können wie uns aber darauf einigen, dass Bettinas Kommentar weder Gleichsetzung, noch Vergleich, sondern bloße Meinung ist, über deren Inhalt sich nicht streiten lässt. Sofern sich Bettina an der Diskussion nicht beteiligt, wird mein Kommentar zur abwegigen Reaktion und unsere Konversation vielleicht interessant, aber mangels thematischem Fokus finden wir keinen Abschluss. Der Bezug zum Zeitungstext ist ohnehin nicht mehr gegeben.
Auf deine hoffnungsvolle Frage nach dem Anderen möchte ich doch noch antworten:
(„Es muss doch noch was anderes geben als diese schäbigen Verhältnisse, über die du dich so freust.“)
Es gibt Werte und Tugenden, für die es sich noch in einer weniger barbarischen Welt zu streiten lohnt. Aber nicht außerhalb dieser Verhältnisse, vielmehr in Auseinandersetzung mit diesen ist Veränderung durch trennende Positionierung möglich. Da die Möglichkeiten die objektiven, gesellschaftlichen und politischen Voraussetzungen zu verändern äußerst beschränkt sind, bleiben die Bemühungen um Aufklärung notwendig auf die subjektive Seite bezogen.
Bettina und dein Zeitungstext spielen für mich hier gar nicht so eine große Rolle, mir war ja nur dein Kommentar aufgefallen und an dem wollte ich die Sachen zeigen, die ich da oben gesagt habe. Das ist jetzt nicht schön, die Debatte hier abrechen zu lassen. „Nicht in jeder Hinsicht … d’accord“ das kann nun alles oder nichts heißen, da ziehst du aber elegant den Kopf aus der Schlinge. Sag halt, was Dir nicht passt und dann streiten wir drum. Das solltest du Dir schon als Anspruch setzen, wenn du dich, wie ich glaube, der ideologiekritischen Ecke zugehörig fühlst, die hoffentlich dann nicht nur so heißt!
Meine Mäkeleien werden jedenfalls nicht weniger: Ich verstehe überhaupt nicht, wieso du von Tugenden und Werten, von Moral also, sprichst, für die man wo auch immer jetzt streiten soll. Immer wollen alle für Moral sein. Selbst die Islamisten vom IS kämpfen ja auch für Tugenden und Werte, halt bloß für andere. Das tun sie aber eben nicht, weil sie in der schlichten Umkehrung derer, die sich für die Guten halten, böse Menschen sind, sondern weil sie eine bestimmte Art der (falschen) Kritik an den Zuständen in ihren Ländern haben. Wenn du von Moral sprichst, glaubst du dann (auch), dass das unmoralische Benehmen der Menschen der Grund für die Miseren dieser Welt ist? Woher kommen denn Deine moralischen Vorstellungen und welche Gründe sollten denn Leute haben, sich nun gerade Deine Moralvorstellungen zu Eigen zu machen? Deine Moralvorstellungen zur Ehe z.B. fand ich ja gruselig und die waren überhaupt erst mein Einstieg hier.
Noch ein anderer Gedanke: Man kann ja auch aus der Tugend und aus der dauernden Anklage, dass es gerade an ihr mangeln würde, ganz andere Schlüsse ziehen. Ich meine irgendeiner hätte das sogar schon mal gemacht und das ging ungefähr so: Der hat halt festgestellt, dass die Moral sich immer mit dem Erfolg der Leute beißt. Entweder ist man anständig, oder eben erfolgreich (du musst ein Schwein sein in dieser Welt), beides zusammen ist fast nie zu haben und ewig stecken sich die Leute nach dem Zustand. Gleichzeitig wird in der Gesellschaft immer an die Werte und Tugenden der Menschen appelliert, gerade weil sie sich immerzu nicht recht dran halten. Also empfand er die Moral als etwas künstlich Aufgezwungenes, das der „Natur des Menschen“ widerspricht und empfahl daher, drauf zu scheißen und dem Standpunkt des Erfolges also dem Recht des Stärkeren, recht zu geben. Wär jetzt halt noch ein anderer falscher Standpunkt zur Moral, weil er die Konflikte, die Menschen miteinander haben, naturalisiert und sich nie fragt, was das für ein Laden ist, in dem der Erfolg des einen immer ein Misserfolg des anderen ist, der dann mit „immerhin anständig geblieben“ ins rechte Licht gerückt wird. Was ist das eigentlich für ein Laden, wo Rücksicht und Anstand nie für ein gut gefülltes Konto (kapitalistischer Maßstab des Erfolges) sorgen? Sind Konflikte zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer oder gar zwischen Staaten Fragen mangelnder Moral? Das sind gute Fragen!
Soll man nicht besser in dem Sinne auf höhere Werte scheißen, dass man lieber in dieser Art nachdenkt und sich Rechenschaft darüber ablegt, woher die Übel eigentlich kommen, die einen stören? Ich finde da ja den Anspruch vom Marx ganz gut, obwohl ich nun so viel auch nicht von dem gelesen habe und hier auch nicht so damit rumposen will. Aber zieh Dir mal den abgefahrenen Typ rein: Also jedenfalls der sieht das Elend in den Fabriken, weißt schon, 16 Stunden Tag, Kinderarbeit, kein Licht, keine Luft, mehr tot als lebendig an der Maschine, menschenunwürdige Arbeitsbedingungen und so zu (damals war das übrigens gar nicht unmoralisch!). Und was macht er? Er erklärt die Funktionsweise des Kapitals und schreibt sie auf, damit jeder verstehen kann, um was es in dieser Welt geht. Er nimmt die Sache ernst und geht nicht mit der Prämisse dran, das dürfe ja eigentlich nicht so sein. Er hat nicht davon geredet, dass solche Zustände doch eine „Schande für England“ sind, er hat keine Verbesserungsvorschläge gemacht, er hat nicht für eine neue Moral appelliert oder die zügellose Gier der Fabrikanten angeprangert, der Grenzen gesezt werden müssen. Er hat sich keine blumigen utopischen Gesellschaften ausgemalt, für die man jetzt kämpfen sollte oder die segensreiche Subsistenzwirtschaft verteidigt (wie das heute unter Linken Konsumkritikern wieder en vogue wird). Er hat den Leuten einen Begriff der Sache verpasst. PUNKT. Und wenn du als Arbeiter Deine Rolle in dieser Gesellschaft kennst, wenn du geprüft hast und ständig prüfst, ob die Kritik stimmt, dann ist Deine Stellung auch klar, ganz ohne Moral. Das nennt er glaube ich in der Kritik der alten Welt „die Prämissen für die Schaffung einer neuen Welt“ bzw. „eine neue Welt“ finden oder so ähnlich, genau weiß ich das nicht mehr. Der Ostblock hat das ganz anders gemacht. Der hat mit seiner blöden Geschichtstheorie gesagt: Wir sind die Sieger der Geschichte, der Kapitalismus wird eh verfaulen und damit an den Opportunismus der Leute appelliert. Macht mit, oder wollt ihr lieber zu den Verlierern gehören. Du machst es noch anders und wirbst fürs Mitmachen auf Deiner Seite mit Angst vor den Einen und einer blumigen in Szene Setzung der anderen: Verteidigt den Westen und damit UNSERE Werte oder wollt ihr Islamische Despoten an der Macht haben? Ich empfehle dagegen halt die Sachen mal zu prüfen, für oder gegen die man so ist, sonst kommt man auf ne ganze Menge falscher Schlüsse.
Ich möchte jedenfalls um richtige Begriffe von bzw. Urteile über die Welt streiten (ich kann mich ja auch irren) und für die aus diesen Urteilen zu ziehenden Konsequenzen möchte ich kämpfen. Niemandem möchte ich empfehlen, für Tugenden und Werte zu kämpfen! (Und um das gleich vorweg zu nehmen, das heißt jetzt nicht, dass ich will, dass sich alle Leute unmoralisch benehmen sollen wie die Wildsäue. Und das heißt auch nicht, dass sie es immer und in allen Gesellschaftsformen so tun werden, wenn man sie denn lässt, denn immerhin kann man ja ergründen, warum sie das in DIESER Gesellschaft ohne staatliche Aufsicht der Staatsgewalt und ohne ihre blöde Moral täten)
Deine letzten beiden Sätze verstehe ich überhaupt nicht. Was ist denn „trennende Positionierung“? Ist das schlau formuliert für „ich muss mich für eine Seite entscheiden“, dass ich schon kritisiert habe? Und willst du sagen, ich stünde „außerhalb der Verhältnisse“? Setze ich mich denn nicht gerade mit denen Auseinander? Wer von uns kann denn überhaupt außerhalb von denen stehen? Was bedeutetet es, dass ich mich, wenn die „Möglichkeiten die Voraussetzungen zu verändern“ (was ist das eigentlich für ein doppeltes Bedingungskonstrukt? Voraussetzungen von was?) grad dünn aussehen, auf die „subjektive Seite“ beziehen soll? Auf welche objektive Seite wolltest du Dich denn beziehen, wenn die Möglichkeiten für Voraussetzungen besser stehen? Was meinst du denn mit Aufklärung? Ich verstehe überhaupt nicht, was da hier sagen willst!
Und ich ärgere mich wirklich darüber, dass du immer noch „barbarische Welt“ sagst und damit ausschließlich NUR das Gegenteil der „freien Welt“ meinst. Ist das etwa ein Gedanke von mir, mit dem du immer noch nicht d’accord gehst? Siehst du denn nicht, wie barbarisch auch die „Zivilisation“ der kapitalistisch erfolgreichen Staaten ist? Wie ihre Kapitale Zuhause und auf den mit ziemlicher Erpressung freigemachten Märkten der Welt herumholzen, und dort Hunger und Verheerung stiften und nicht zuletzt überhaupt erst für die Flüchlingsströme sorgen, die sie dann großzügig betreuen? Wie sie die Welt mit Krieg für Menschenrechte überziehen, wenn’s ihr Imperialismus grad nötig hat? Wie schlecht es dem Planeten bekommt, wenn er Anlagesphäre ist? Wie sich in den größten Demokratien der Welt die Obdachlosen auf den Müllhalden der Gesellschaft sammeln? Wie sich mitten in Europas Süden die Bettler akkumulieren und Krankheiten heimisch werden, die man dort schon ewig nicht gesehen hat, weil halt gespart werden muss? Wie sich hier alles Leben und Sterben dem Imperativ Wachstum zu beugen hat? Wie hier selbst die Gesundheitsversorgung noch ein lukratives Geschäft sein muss? Da steckt so unendlich viel menschenverachtendes drin, wenn ich das mal so nennen soll!
Soll man wirklich das Elend, dass der IS erzeugt, mit dem vergleichen, was die kapitalistisch erfolgreichen Nationen so mit der Welt und ihren Insassen anstellen um dann zu sagen, das eine ist barbarisch, das andere nicht? Wie gewichtet man da? Um welchen Faktor ist denn Köpfeabschneiden wegen mangelnder Frömmigkeit schlimmer als die völlige Normalität der Tatsache, dass durch Harz 4 und Niedriglohnsektoren planmäßig verarmte Menschen in Deutschland nun mal 8-11 Jahre eher sterben als die Profiteure dieser Verhältnisse? Willst du da die Menge der Leichen altersgewichtet vergleichen? Geht es nicht in beiden Fällen um einen Angriff das nackte Leben? Ist das letztere nicht genauso eine planvolle Verkürzung des Lebens wie das erste? Wie unterscheidet man den Staat eines barbarischen Despoten wie Gaddhafi, der sein Volk mit mietfreien Wohnungen gegängelt hat oder den frechen Unterdrücker Castro, der den Leuten auch noch kostenlos Essen hinterherwirft, nun trennscharf von Zuständen, in denen Leute mangels Einkommen in immer stärkerem Maße mit Essen beschenkt werden (müssen!) die dann vornehm „Tafel Kunden“ heißen? Wieso ist es barbarisch, wenn Nordkorea ein Atomprogramm finanziert und seine Leute hungern lässt, während in den USA Bettler und Raketen gut zueinander passen? Wie berechnet man den Unterschied zwischen einem bis auf die letzte Leiche und alle Grade der nuklearen Verseuchung durchgeplantem Restrisiko, das die Leute in einem guten Atomstandort eben zu tragen haben, und dem Risiko, als Kollateralschaden zu enden, wenn man blöderweise da wohnt, wo die bärtigen Chefs finden, Israel oder sonstwer müsse jetzt aber endlich weg von der Landkarte?
Ich will diese Fragen gar nicht beantworten, denn ich finde das sind allesamt Verhältnisse, denen der Kampf angesagt gehört. Barbarisch sind die Verhältnisse unter krassen Islamisten aber tatsächlich im Wortsinne von barbarisch – also fremdartig. Diese Barbareien sind uns fremd und deshalb erschrecken sie uns so, während die fettesten Barbareien hierzulande längst völlige Normalität sind und mit einem Augenzwinkern als Sachzwänge des Geschäfts durchgehen – die nennt man dann alternativlos.
Ich habe oben überhaupt keine Moralvorstellung zur Ehe vertreten, sondern lediglich auf familiäre Unterschiede zwischen jüdisch-orthodoxer und islamischer Sozialisation hingewiesen.
Allerdings finde ich schon, dass Anstand, Freundlichkeit und Rücksichtnahme Tugenden sind, die gegen Verrohung zu verteidigen sind. Damit wird der Verrohung kein Ende gesetzt, auch nicht mittels Moralisierungen. Man kann aber eine moralische Haltung beziehen und unmoralisches Handeln ablehnen: da ist die Trennung. Dass dieses Handeln immer schon gesellschaftlich, politisch und ökonomisch determiniert ist – geschenkt. Richtig finde ich, sich das Elend dieser Welt bewusst zu machen und Veränderungen einzufordern. Du kannst Marx wälzen bis ans Ende deiner Tage und den Verhältnissen den Kampf ansagen, solltest dir aber keine Hoffnung machen die objektiven gesellschaftlichen Bedingungen verändern zu können. Darauf bezog sich mein unbefriedigender Satz, dessen Ursprung ich unterschlagen habe – sehe es mir bitte nach. Ich habe ihn frei nach Adornos Aufsatz „Erziehung nach Auschwitz“ aufgeschrieben, nachzulesen in „Erziehung zur Mündigkeit“. Mit den darin versammelten Vorträgen und Aufsätze richteten sich die Kritischen Theoretiker der Frankfurter Schule an das pädagogische Fachpersonal im (post-)nazistischen Deutschland, in der Hoffnung einen Beitrag leisten zu können, der Barbarei etwas entgegenzusetzen. Einige dieser Anregungen wurden bis heute (wenn auch ungenügend) im deutschen Schulsystem implementiert. Dadurch ist das Elend dieser Welt nicht verschwunden, es wird bestenfalls realistischer wahrgenommen. All die Widerlichkeiten der politischen Ökonomie, die du aufzeigst erfahren einen raschen Wandel, Besserung ist nicht in Sicht. Die Möglichkeiten auf Veränderung sind eben äußerst begrenzt, und am ehesten im persönlichen Wirkungsbereich möglich. Es bleibt der subjektiven Anstrengung überlassen, das Bestehende realistisch zu begreifen und für vernünftigere Verhältnisse einzutreten. Man kann es schon als Glück bezeichnen, wenn man ruhigen Gewissens schlafen kann. Die Umkehrung trifft es ebenfalls.
Die Möglichkeiten auf Veränderung sind unter verschiedenen Bedingungen anders – unter islamischen Familienclans herrschen prinzipiell andere Vorschriften als unter Bedingungen westlich sozialisierter Kleinfamilien. Diese gesellschaftlichen Voraussetzungen muss man reflektierend ins Bewusstsein aufnehmen und eine Werthaltung vertreten können, will man konkreten Einzelnen auf dem Weg zu einem besseren Leben unterstützen. Da hilft keine Relativierung des weltlichen Elends oder das Versinken im Weltschmerz.
Ideologiekritik – gut und gerne – es gibt aber auch eine andere Ebene menschlichen Lebens, die pragmatischer ist und deshalb mit Anpassung durch Aufklärung einhergeht. Diese Art der gesellschaftlichen Integration streicht das Unbehagen in der Kultur nicht durch, sondern muss die realistische Auseinandersetzung suchen. Deine prinzipielle Ablehnung von Integrationskonzepten kann ich nicht teilen, die Begründung ist derart fatalistisch, dass ich nicht daran glaube, dass wir darin zusammenkommen.
Ich will nicht das letzte Wort haben, also schreib doch noch ein paar Zeilen, gerne auch privat (spicysonic@gmail.com). Dann antworte ich vielleicht nochmal.
Du schreibst: „Allerdings finde ich schon, dass Anstand, Freundlichkeit und Rücksichtnahme Tugenden sind, die gegen Verrohung zu verteidigen sind.“
Ich finde diese Konstruktion falsch! Warum? Moralisches Handeln (Anstand, Freundlichkeit und Rücksichtnahme usw.) heißt erstmal, dass man bei seinem Tun nicht nur an sich, sondern auch an die anderen denken soll. Man soll rücksichtsvoll sein, freundlich und anständig, also bei seiner Interessensverfolgung auf andere Interessen Rücksicht nehmen. Alles erst mal gut und schön. Wozu braucht es aber ein solches Gebot und was sagt das über eine Gesellschaft aus, wenn an so etwas banales immerzu appelliert werden muss? Das braucht es, weil es in unserer Gesellschaft GESETZ ist, dass die Verfolgung der meisten eigenen Interessen auf Kosten von Interessen von anderen Menschen geht. Bebildert wird das zwar immer mit so Beispielen aus Nachbarschaftsstreits: Ich will grillen, den anderen stört der Rauch. Ich will feiern, der andere pennen usw.. Da ist aber etwas faul an solchen Bildern. Denn das sind alles Sachen, die sich schon irgendwie klären lassen. Das sind weder „natürliche“ oder systematische Gegensätze (die Mehrheit der Nachbarn kann sich ja gut arrangieren) noch ist es absolut unmöglich, solche Gegensätze aufzulösen, wenn sie doch mal entstehen, auch wenn Nachbarschaftsstreits (vor allem in unserer Art der Gesellschaft) tatsächlich etwas Hartes sind. Es gibt aber viel wichtigere Sphären in unserer Gesellschaft, wo wirklich systematisch Interessen gegeneinander stehen, wo es Interessensgegensätze gibt, die UNAUFLÖSLICH sind. Mieter-Vermieter, Angestellter-Chef, Käufer-Verkäufer usw.. Die alle Konkurrieren miteinander und sogar untereinander und schädigen dabei gegenseitig ihre Interessen. Ein Angestellter muss das Vermögen seines Chefs vermehren um überhaupt einen Lebensunterhalt zu bekommen, er hat ja kein Kapital um selbst arbeiten zu lassen. Ein Mieter muss das Geldbedürfnis des Vermieters befriedigen um wohnen zu können, er hat halt kein Wohneigentum für das er andere abkassieren könnte. Wie weit sich alle dieses Figuren nun gegenseitig SCHADEN DÜRFEN, dass legt ein Staat fest, der das System der Marktwirtschaft nicht nur einrichtet sondern auch mit ständiger Betreuung durch Politik, Justiz und Polizei am Laufen hält. Er (ich nenn den jetzt mal abstrakt einfach so) ermächtigt also die Menschen dazu, sich gegenseitig innerhalb bestimmter Grenzen Schaden zufügen zu dürfen. Der Staat schafft also erstens die Gegensätze, weil er z.B. erlaubt, dass gewisse Menschen 100 Wohnungen statt einer besitzen und alle Wohnwilligen erstmal prinzipiell von diesen Wohnungen ausschließen dürfen. Den erlaubten Ausschluss nehmen dann die Vermieter als Hebel für ihren Profit, sie erlauben das wohnen gegen Geld, und schädigen damit den Mieter. Und das ist kein Zufall, wie „ich will laut Musik hören und du gerade nicht“, das ist dermaßen systematisch wir nur was! Und sind solche konfliktträchtigen Gegensätze dann in der Welt, bezieht sich der Gesetzgeber zweitens konstruktiv auf sie und lenkt sie in für ihn produktive Bahnen. Also meist in solche Bahnen, die möglichst das Wachstum an seinem Standort nicht gefährden, denn darum geht es ja. Das heißt dann z.B. gestreikt werden darf schon, aber so doll geschäftsschädigend darfs dann auch wieder nicht sein und politische Streiks sind gleich ganz verboten.
Die Regierten lassen sich auf erlaubte Wege der Bedürfnisbefriedigung, also auf ihre Rollen als Mieter und Vermieter etwa, festlegen und sie akzeptieren die ihnen gesetzten Grenzen, weil einerseits sonst Strafe droht und weil sie andererseits auch ein völliges Einsehen dafür haben, dass „hier sonst nichts funktionieren würde“ bzw. nur „Mord und Todschlag“ an der Tagesordnung wäre. Das nennen die dann gesunden Menschenverstand. Sie fangen also an, das Recht zu versubjektivieren und von sich aus zu kleinen moralischen Gesetzbüchern zu werden (und sie entwickeln sich so auch zu Sittenwächtern der Gesellschaft). Sie ordnen sich in ihrer Sichtweise also nicht mehr dem Staat und seinen Gesetzen sondern ihrer eigenen Moral unter. Und sie denken auch, dass ihre Mitmenschen ebenso nach moralischen Grundsätzen handeln. Und deshalb fangen sie folgerichtig an, die Gegensätze, die in der Welt sind, eben nicht mehr in dem Rechtsverhältnis von Mieter und Vermieter zu suchen, sondern in der mangelnden Moral des Gegenübers (Deshalb sind ja auch immer alle unmoralisch, außer mir natürlich!). Sie stellen die Sache also auf den Kopf. Und jetzt gibt es die üblichen Charaktere: Es gibt Vermieter, die auf einen Teil ihres Erfolges verzichten, und so moralisch sind, der Oma die Miete eben nicht so doll zu erhöhen. Und es gibt die, die ihr Recht bis zum letzten auskosten und voll auf ihren Erfolg setzen und einen Scheiß auf die Oma geben. Die sind dann erfolgreich aber unanständig. Und immerzu geht es dann hin und her im Gegensatz zwischen Anstand und Erfolg. Und was ein Mietverhältnis ist, wird völlig durchgestrichen! Alles wird als Frage der Moral besprochen.
Wenn ich als Mieter nun meinen eigenen Anstand demonstriere, und höflich und nett den Buckel vorm Vermieter mache und drauf verweise, dass ich ja brav die Treppe putze, obwohl ichs gar nicht müsste, dann ist das aber gar kein Verzicht auf mein eigenes Interesse. Es ist genau der (moralisch gebotene) Versuch jetzt Anstand vom Vermieter einzufordern, also um meine eigenen Interessen besser zum Zuge kommen zu lassen, denn die Interessensgegensätze bestehen ja fort. Einer der freundlich zum Chef ist, spekuliert ja auch nur darauf mit diesem Anstand seine Interessen besser durchsetzen zu können. Das waren jetzt ziemlich viele und große Sprünge, aber so in etwa ist mein Begriff von Moral. Und das, was ich da kritisieren will steckt auch in Deinem Satz von den Tugenden, die angeblich gegen die Verrohung zu verteidigen sind. Ich will erstens sagen, dass das hochhalten der Tugenden gar kein Mittel sein kann, um der Verrohung entgegenzuwirken, weil sie nicht von mangelnden Tugenden kommt. Wenn sie das aber nicht sind, wozu muss ich dann „Anstand, Freundlichkeit und Rücksichtnahme … gegen die Verrohung zu verteidigen“? Sollen die denn noch zu irgendwas anderes nützlich sein? Eine Kritik der moralischen Sicht auf die Welt heißt natürlich nicht, dass man die Moral umkehren und so richtig wildsaumäßig sein soll. Das heißt halt, man soll sich angucken, wo die Konflikte herkommen, wegen derer immer nach mehr Moral gerufen wird. Aber auf keinen Fall würde ich eine „Werthaltung vertreten“. Vertrete doch mal lieber ne gescheite Kritik! Und wenn die Kritik etwas taugt, dann ist sie übrigens auch ganz unabhängig davon gültig, in welchen Verhältnissen sie ersonnen wurde, oder verbreitet wird, ob nun im islamischen Familienclan oder in der westlich sozialisierter Kleinfamilie. Ob sie einer ernst nehmen will, ist natürlich eine andere Frage.
Dazu schreibst du wiederum: „Du kannst Marx wälzen bis ans Ende deiner Tage und den Verhältnissen den Kampf ansagen, solltest dir aber keine Hoffnung machen die objektiven gesellschaftlichen Bedingungen verändern zu können.“
Ich suche mir meine Standpunkte ja nicht danach aus, für wie erfolgreich ich ihre Durchsetzung halte. Ich bin ja kein Politiker oder Manager. Meine Kriterien sind nur „richtig“ oder „falsch“. Aber ich sehe die Chancen für „ein fertigwerden mit der alten Scheiße“ gar nicht so schlecht wie du. Wieso sollten die Menschen nicht IMMER UND ÜBERALL entdecken können, dass sie mit ihrer Arbeit ständig die ökonomische und politische Macht reproduzieren, die sie letztlich knechtet? Das kann ein Mullah im Iran genauso erkennen, wie es einst russische Arbeiter und Soldaten im tiefsten Zarenmittelalter mal entdeckt haben. Da gibt es gar kein schwieriger oder leichter. Arbeiter werden genauso wenig automatische Kommunisten (sie müssen eben erst ne richtige Kritik ihrer Lage haben) wie Christen nie vom Glauben abfallen können (das können sie, wenn sie eben ernsthaft der Frage nachgehen, was sie da eigentlich treiben). Und wenn mal großflächig Leute ihr mittun aufkündigen, dann is eben um!
Wieso die oder ich aber dazu noch die „gesellschaftlichen Voraussetzungen … reflektierend ins Bewusstsein aufnehmen“ sollen, verstehe ich nicht. Es reicht doch, wenn sie sich fragen, was das ist, was sie da tun. Und natürlich können die auch niemanden sonst „anstrengen“, außer sich selbst, um das Bestehende zu begreifen („Es bleibt der subjektiven Anstrengung überlassen, das Bestehende realistisch zu begreifen“). Sie müssen dabei aber mehr tun, als sich „das Elend dieser Welt bewusst machen“. Das Elend ist den meisten bewusst, das steht jeden Tag in der Zeitung. Gar nicht bewusst ist aber wo es herkommt. Und das bisschen Ursachenforschung ist schon nötig, um „Veränderungen einzufordern“. Sonst kommt man am Ende noch auf den Trichter, mehr Bildung, Entwicklungshilfe oder die Finanzmarkttransaktionssteuer wären probate Mittel.
Oben war von Lenin die Rede. Genau an dem oder an der deutschen Zwischenkriegszeit siehst du doch, dass die Möglichkeiten immer vom imperialistischen Weltkrieg bis zum Kommunismus reichen. Umso wichtiger ist es, nicht auf „Bedingungen zur Möglichkeit“ zu warten, sondern jederzeit Klarheit über die Herkunft der Übel zu haben und nicht etwa die Kapitalismuskritik der Bildzeitung zu übernehmen, damit man weiß, wogegen man sich wenden muss. Und die Kritik schaufelt man dann breit. Ich höre jedenfalls nicht auf, die herrschenden Zustände zu kritisieren und meine Gedanken dazu zu verbreiten, nur weil das gerade so absolut erfolglos ist. Ich sehe überhaupt keinen anderen Weg! Ich kann doch nicht bei allem, was ich über diese Gesellschaft weiß, vielleicht am Ende noch Politiker werden und mich um „Integrationskonzepte“ oder sonst was bemühen. Das überlasse ich gerne denen, die mich regieren. Und ich glaube auch nicht, dass man einen „konkreten Einzelnen auf dem Weg zu einem besseren Leben unterstützen kann“. Außer, du meinst, dass man ihm nen Job oder ne Wohnung versorgt, im hier und jetzt. Aber ein „besseres Leben“ gibt’s hier nicht zu haben. Hier gibt’s nur Brötchen, nicht die Bäckerei.
Ich hab von diesem Adorno nichts gelesen, deshalb kann ich dazu nichts sagen. Ich werde mir aber den Aufsatz mal besorgen (korrigier mich, wenn das hier nicht der richtige ist:
Klicke, um auf ErziehungAuschwitzOffBrief.pdf zuzugreifen
Auschwitz und die planmäßige Ausrottung der Juden halte ich ja für die Konsequenz aus der „Analyse“ die der Hitler in seinem Buch aufgeschrieben hat. Die Faschisten kannten ja eine Menge Gründe für die ihrer Meinung nach nötige Ausrottung der Juden. Deshalb bin ich mir nicht sicher, ob man solchen Gedanken mit einer besseren Art der „Erziehung“ beikommen kann und nicht eher durch die gnadenlose Beschäftigung mit Hitlers Gesellschaftskritik. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du das völlig anders siehst. Danke für das Angebot zur privaten Diskussion. Dem werde ich nachkommen, dauert aber noch ein bisschen. Ich bin privat auch deutlich weniger ruppig (-;). Weil ich aber hoffe, dass hier Leute mitlesen, die sich für die gesagten Argumente interessieren, habe ich hier noch die paar Punkte gemacht.
ach mist …. die absätze hats verschmissen …
Ach, du liebe Güte, was ist denn hier los? Ich habe in meinem obigen Kommentar (verfasst vor über drei Monaten!) lediglich darauf hingewiesen, dass es im Judentum* ebenfalls genügend Frauen gibt, die aus religiösen Gründen Kopftücher tragen, um ihre Haare zu bedecken. Davon kann sich jede/r selbst überzeugen, indem er/sie einen Spaziergang durch die religiösen Viertel Jerusalems unternimmt oder durch Westbank-„Siedlungen“ geht / fährt. Orthodoxe Frauen mit Kopftuch sind in Israel auch in zahlreichen Berufen (einschließlich der Politik**) tätig, ebenso wie orthodoxe Männer mit Kippa. Mein Kommentar war eine Reaktion auf den Satz: „Als Zeichen dieses Bündnisses trägt sie eine Kopfbedeckung, wie sie früher für verheiratete Frauen üblich war.“
* Genau genommen, sprechen wir natürlich über das ORTHODOXE Judentum, aber bei diesem handelt es sich ja um eine der großen Strömungen innerhalb der jüdischen Religion. In Israel sind über 25 % der jüdischen Bürger orthodox.
** siehe z. B. hier: http://www.timesofisrael.com/jewish-home-faction-tekumah-selects-knesset-candidates