Der Auflösungsantrag, der im Nachgang an die beiden hier veröffentlichten Vortragsveranstaltungen gegen den Arbeitskreis Antifaschismus gestellt wurde, enthielt zwar keine Argumente, die eine Auflösung begründen würden und auf die man hätte eingehen können – es war lediglich die Rede von vermeintlicher Kritikunfähigkeit des AK und einem Vertrauensverlust ihm gegenüber. Dennoch versuchte die AG Antifa, auf einige der Vorwürfe einzugehen, die in den Kreisen ihrer Gegner herumgereicht wurden.
Zu einigen der Vorwürfe gegen die AG Antifa
Auch wenn weder im Auflösungsantrag noch in den Statements der beantragenden Gruppen davon die Rede ist, zeichnet sich immer mehr ab, was von vornherein vermutet wurde. Der zentrale Grund für das angestrebte Verbot des AK Antifa sind zwei Veranstaltungen zur Gendertheorie und ihren praktischen Ausläufern im September und Oktober. Über diese Veranstaltungen sind zahlreiche Gerüchte, Halbwahrheiten und Lügen im Umlauf. Gern hätten wir die Mitschnitte der Veranstaltungen öffentlich gemacht, was aus datenschutzrechtlichen Gründen allerdings nicht möglich ist. Derzeit sind wir aber im Gespräch mit den Referenten, ob sie uns ihre Texte zur Verfügung stellen, damit wir sie – in angemessener Form – dokumentieren können. Dann wird sich jeder selbst ein Bild über das Ausmaß der Unterstellungen, Halbwahrheiten usw. machen können, die öffentlich darüber verbreitet wurden. Das wird allerdings noch eine gewisse Zeit dauern. Bis dahin möchten wir nur auf einige der größten Vorwürfe eingehen und einige Dinge klarstellen:
1. Der AK Antifa und seine Referenten haben nie Trans- und Interpersonen diskriminiert. Im Gegenteil, sie haben klar und deutlich gemacht, dass die teilweise weiterhin bestehende Diskriminierung aufzuhören hat. Das wird bereits im Ankündigungstext der AK-Antifa-Veranstaltung deutlich, wo ganz explizit von der „vollkommen richtigen“ Forderung nach dem „Ende der Diskriminierung“ gesprochen wird.
2. Der AK Antifa und seine Referenten haben nie gegen Transitionen agitiert. Im Gegenteil, sie haben sich für die Möglichkeit ausgesprochen, Transitionen vornehmen zu können. Aufgrund des immer wieder vorgebrachten Wunsches nach De-Transition und des Leidens der Betroffenen, die eine für sich falsche und nur schwer rückgängig zu machende Entscheidung getroffen haben, wurde sich jedoch für eine klare und umfassende Diagnostik vor der Transition ausgesprochen – im Interesse der jeweiligen Personen.
3. Einige vom AK Antifa eingeladene Referenten haben Transsexualität als psychische Erkrankung bezeichnet. Damit befinden sie sich in Übereinstimmung mit dem gegenwärtigen deutschen Recht. Ab 31.12.2021 soll ein reformiertes Gesetz gültig sein, laut dem der Leidensdruck von Transpersonen „Krankheitswert“ haben könne.
4. Der Diskussionsprozess innerhalb des AK Antifa hierzu ist noch nicht abgeschlossen. Die Gegenargumente sind bekannt, darum hier einige der gefallenen Pro-Argumente:
a) Eine Krankheit ist eine Störung der „physischen oder psychischen Funktionen, die einen Grad erreicht, der die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden eines Lebewesens subjektiv oder objektiv wahrnehmbar negativ beeinflusst“. Das Wohlbefinden von Menschen, die im falschen Körper geboren wurden, ist deutlich eingeschränkt, es existiert teilweise ein enormer Leidensdruck. Gerade aufgrund dieses Leidensdrucks ist es unter den oben genannten Bedingungen richtig, für die Möglichkeit einer Transition einzutreten, weil sie den Leidensdruck oft mindert, wenn nicht sogar verschwinden lässt.
b) Wenn Transsexualität nicht mehr als psychische Krankheit oder Störung eingestuft würde, dann droht die Gefahr, dass Personen, für die eine Transition der einzige Ausweg ist, mit den Kosten des Transitionsprozesses, der Operation und den möglichen Folgen alleine gelassen werden.
c) Eine psychische Erkrankung ist weder eine Schande noch ein Makel. Die Vorstellung, dass psychische oder physische Erkrankungen Personen zu schlechteren Menschen machen oder als Grundlage für Diskriminierung genutzt werden können, steht gegen all das, wofür der AK Antifa in den letzten 25 Jahren eingetreten ist.
5. Uns ist bewusst, dass es in vielen dieser Punkte Dissens gibt. Aber soll dieser Dissens tatsächlich der Grund dafür sein, den AK Antifa aufzulösen und seit Jahren bestehende antifaschistische Strukturen zu zerschlagen?
AK Antifa,
13.11.2021
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