Eine neue Gruppe in Halle machte mit einer total witzigen und super kreativen Aktion auf sich aufmerksam. Es wurden an bestimmten Plätzen in Halle Plakate verklebt, auf denen die Parole: „Antideutsche sind keine Linken“ zu lesen war. Auf einem wenig bekannten Blog namens megaphon.org führten die Gruppenmitglieder anschließend ein Interview mit sich selbst. Trotz der Auskunftsfreudigkeit, mit der sie alle beide Fragen beantworteten, blieben für uns noch einige Sachen an ihren politischen Ausführungen unklar. Deshalb entschlossen wir uns, Vertreter der Zwei-Mann-Gruppe erneut um ein Gespräch zu bitten. Wir haben heute Gerome und Uwe vom Roten Netzwerk Halle zu Gast.
Guten Tag, Uwe und Gerome. Obwohl ihr wisst, dass wir der AG NTFK nahe stehen und in unserem Heft antideutsche Positionen vertreten, habt ihr euch bereit erklärt, uns heute ein Interview zu geben. Warum?
Gerome: Ein Großteil der politisch motivierten jungen Leuten in Halle wird durch die übermächtigen politischen Strukturen automatisch in eine Ecke gedrängt, aus der man sich nur schwer herauskämpfen kann, weil sie, die Antideutschen, aufgrund ihrer studentischen Rhetorik einem das Gefühl geben, nicht genug zu wissen, um die tatsächlich politischen Machtverhältnisse, die hier, aber auch woanders herrschen, durchblicken zu können.
Uwe: Es wäre außerdem feige gewesen, eure Interviewanfrage abzulehnen, anstatt Gesicht zu zeigen. Die, die euer Blatt lesen tun, sollen wissen, dass wir eine Gegenströmung sind, die euch jetzt entgegen tritt. Die geballte Faust der Arbeiterklasse wird sich niemals von der studentischen Feder diktieren lassen, was sie zu sagen hat, so einfach ist das.
Gerome: Genau, mit ihrer vorgegebenen Allwissenheit, meinen sie, linke Politik aus den Wurzeln der Arbeiterklasse zu entreißen, und mit ihrem elitären Habitus zerstören sie die wahre Linke.
Also, waren das Rekrutieren neuer antimperialistischer Klassenkämpfer und eine Kritik an der „studentischen Feder“ der Grund für eure Aktion?
Uwe: Nun ja, es war aber auch ein guter Anlass, um noch mal vor dem Lockdown aus Magdeburg rauszukommen. Ohne das es ärger mit der Bullerei gibt…
Gerome: …Halle…du meinst Halle. Wir sind ein Netzwerk in Halle. Aber davon mal abgesehen war es ein erster Schlag gegen die theorieverliebten Antideutschen hier.
Euren Ausführungen lässt sich entnehmen, dass ihr gewisse Vorbehalte gegenüber theoretischen Überlegungen hegt. Bedarf es nicht auch einer kritischen Reflexion über die Bedingungen linker Politik, bevor man zur Praxis übergeht?
Uwe: Ja, klar, aber sie muss immer eine Theorie des Volkes sein. Sie muss nahe am Volke bleiben, sich aber nicht darüber stellen, oder sogar sich von oben erheben. Denn linke Theorie ist der Grundpfeiler und die Handlungsanleitung, um zur gegebener Zeit und am gegebenen Ort die Feder durch den Stein zu ersetzen. Was mich stört, und weshalb wir auch diese Aktion durchgeführt haben, ist folgendes: Die NTFK, und auch viele andere Gruppen, denen ihr nahe steht, haben offenbar weniger Probleme mit der Elite und ihrer faschistischen Agenda, als mit den Nachbarn, die nebenan von ihnen wohnen tun. Die jeden Tag früh aufstehen, um zur Arbeit zu gehen, um dort dann unter der Knute des Großkapitals sich ausbeuten zu lassen. Ihr habt längst vergessen, wo der Feind steht, und dass man für eine Revolution auch revolutionäre Subjekte braucht, wie ihr Studenten sagen würdet.
Gerome: Mit Thomas-Mann-Sätzen jedenfalls lässt sich da wenig machen, denn letztendlich geht es noch immer darum, dass das Programm, was die Antideutsche da aufgemacht hat, auf die Spaltung der Linken hinausläuft. Man hat fast das Gefühl, dass den Antideutschen Masse unangenehm ist, wenn sie sich da endlosen Diskussionen über Psychoanalyse oder kritischer Theorie hingeben, was auch nicht besonders einladend ist. Es fehlt die Bereitschaft, sich in der Sprache des einfachen Mannes zu unterhalten und Ross und Reiter zu benennen, ohne groß drum herum zu schwafeln.
Uwe: Was dabei rum kommt, sieht man ja. Plötzlich solidarisiert man sich mit dem zionistischen Verbrecherstaat, der den tapfer kämpfenden Palästinensern das Wasser klaut oder vergiftet.
Vergiftet? Das was ihr jetzt erzählt, klingt doch arg nach der Mär von der jüdischen Brunnenvergiftung.
Uwe: Ha! Siehste! Im Endeffekt kommt da nur wieder der Bannstrahl Antisemitismus und so willst du uns mundtot machen. Aber nicht mit uns. Wir tun uns nicht kleinreden lassen!
Gerome: Außerdem kommt ihr immer mit dem Nazivergleich wenn euch nichts mehr einfällt. Alle die etwas gegen Ju..äh Zionisten sagen, sind für euch gleich Nazis. Aber über das faschistische Israel verliert ihr kein schlechtes Wort.
Uwe: Jaha, sagt doch auch mal was Schlechtes über Israel. Sagt doch mal die Wahrheit. Aber das tut ihr euch nicht trauen, wa?
Nein, offensichtlich nicht. Da gerade vom Faschismus die Rede war, ihr habt das Wort in eurem ersten Interview häufig verwendet. Was genau versteht ihr eigentlich unter dem Begriff?
Uwe: Ihr scheint ja wirklich nicht zu wissen, wovon wir sprechen. Wir erklären es euch gerne. Faschismus ist die Ideologie des Großkapitals. Wenn man begriffen hat, wovon wir hier sprechen, dann ist es auch kein Widerspruch, einen imperialistischen Staat wie Israel als faschistisch zu bezeichnen.
Gerome: Und außerdem muss man ja mal sagen, dass alle Faschisten auch zwangsläufig Antisemiten sind. Die Faschisten sind zu allem fähig! Das kann man heute auch noch gut sehen. Nehmen wir doch mal Trump oder Netanjahu oder Gauland. Alles Faschisten und Antisemiten. Und bei den Taten der Zionisten und wie die die Moslems behandeln….
Uwe: ….Das ist ein Genozid! Ein GENOZID!!!
Und ihr glaubt wirklich Benjamin Netanjahu ist ein Faschist und Antisemit?
Gerome: Ja klar!
Uwe: Würde er die Juden mögen, würde er sich nicht so benehmen und den Völkermord an den Palästinensern in Auftrag geben. Im Endeffekt fällt es ja auf alle Juden zurück und dann brauchen die sich nicht wundern, wenn sie keiner mag.
Okay, lassen wir das lieber. Ihr lehnt ja nicht nur spezielle Nationalstaaten ab, sondern alle. Wie rechtfertigt ihr aber, zu gewissen Anlässen oder Demonstrationen mit sowjetischen oder chinesischen Flaggen aufzulaufen?
Gerome: Das sind für uns in erster Linie keine Nationalstaaten-Flaggen, sondern Symbole. Symbole für Aufbruch, Klassenkampf und Gleichheit. Das sind Werte für die wir einstehen und insbesondere jetzt in Halle auch kämpfen werden. Denn fällt die antideutsche Bastion Halle, kann die Linke in Deutschland wieder gemeinsam dafür einstehen und das deutsche Volk auf den richtigen Weg bringen. So einfach ist das.
Uwe: Außerdem tut so eine Kundgebung mit Symbolen in der Farbe rot recht einladend wirken. Ist eben so.
Seit der Aktion mit den Plakaten habt ihr es eher ruhig angehen lassen. Liegt es daran, dass ein Zwei-Mann-Netzwerk eine gewisse Zeit braucht, um Aktionen durchzuziehen? Könnt ihr schon sagen, was als nächstes geplant ist?
Uwe: Noch sind wir zwei, aber bald werden wir 300 sein. Und dann wird es regelmäßig kreative Künstleraktionen von uns geben. An einer Sache arbeiten wir gerade ganz intensiv.
Gerome: Selbstverständlich können wir jetzt noch nicht alles verraten. Nur so viel: Wir werden an den bekannten antideutschen Plätzen weiterhin unsere Parolen mit Schere, Kleber und Papier verbreiten. Wundert euch also nicht, wenn demnächst Skulpturen aus Papmache im Antlitz von Stalin, Mao oder Pol Pot in Halle auftauchen. So werden wir uns langsam die Stadt zurückholen!
Uwe: Demnächst kann man bei uns auch T-Shirts, Tassen und Kugelschreiber zum kleinen Preis mit dem Slogan „Antideutsche sind keine Linken“ erwerben. Das Geld fließt aber nicht in unsere Taschen, sondern kommt dem kleinen Mann zu Gute. Denn damit finanzieren wir unsere Aktionen mit dem dafür benötigten Material, was sehr teuer ist.
Na dann, wünschen wir euch viel Spaß beim Basteln. Wir sind schon gespannt auf die nächsten Aktionen des Roten Netzwerks. Danke für das Interview und einen schönen Tag.
Gerome: Darauf könnt ihr auch gespannt sein. Ihr werdet schon sehen! Venceremos!!
Uwe: Wollt ihr vielleicht noch so einen Kugelschreiber?
Ähhh, ja. Vielen Dank!
Uwe: Tschö mit Öh
Nachtrag: 07.02.2021
Nachdem wir viele Reaktionen und Nachfragen auf das Interview mit dem Roten Netzwerk Halle hatten, wollen wir euch folgende nicht vorenthalten:
„Huhu BT,
wir haben bei euch auf Facebook gelesen, dass viele gar nicht glauben das es uns gibt und denken, es ist fake. Dafür sind wir nicht extra von Magdeburg gekommen. Stellt das mal klar! Von mir aus veröffentlicht die Audio von dem Diktiergerät aber klärt das bitte!
Uwe fürs RNH“
Dieser Bitte kommen wir hiermit nach: https://soundcloud.com/redaktion-bt/bonjour-tristesse-interview-mit-dem-roten-netzwerk-halle
Was sind das eigentlich für widerliche Deutsche Spinner?
Deutsche haben aus der Geschichte nichts gelernt und dabei nichts vergessen, Deutsche sind keine Linken.
Echt ulkig wie der DDR-Kindergarten sich gegenseitig zankt. Dazu passen die zwei debilen Kommentare.
Beschäftigt euch lieber mal hiermit:
http://laemmergeier.info/2021/04/10/lustlos-hingeschriebene-thesen-zur-spaltung-der-ideologiekritischen-szene/
Die Nationalsozialistin Lina Engel ist doch sicher gut Kumpel mit dem Junkiepack der Bonjour Tristesse, nicht wahr?
Selten soviel Grütze gelesen … von beiden Seiten zugleich!