Das im Mai 2016 erschienene Buch Das wird man ja wohl noch schreiben dürfen! Wie ich der deutscheste Jude der Welt wurde wurde sondergleichen gehypt. Die bundesrepublikanische Presselandschaft lobhudelte das im Rowohlt-Verlag veröffentlichte Buch des israelischen Autors Shahak Shapira dafür, dass es »zwischen Satire und Ernsthaftigkeit viel mit Vorurteilen [arbeitet], um gerade diese nicht zu bestätigen. In Zeiten neuer Diskussionen über das Zusammenleben von Christen, Juden und Muslimen ein interessantes Projekt, das hilft, Klischees zu entlarven« (Die Welt) und »mit seinen Witzen auf Diskriminierungen aller Art aufmerksam macht, […] über kulturelle Unterschiede herzieht, aber ernsthaft böse wird, sobald in simplem Schwarzweiß gedacht wird« (Frankfurter Allgemeine Zeitung).
Doch jedem mit Restvernunft ausgestatteten Leser bleibt bei der Lektüre des um Komik bemühten Buches das Lachen im Halse stecken. Ursächlich dafür ist vor allem der erklärte Antirassismus des Autors, der den Strom an Flüchtlingen als »Chance für ein neues, ein besseres Verhältnis zwischen Juden und Muslimen« verstanden wissen will. Vergegenwärtigt man sich, dass Shahak Shapiras Großvater väterlicherseits Amitzur Shapira 1972 als Leichtathletiktrainer der israelischen Olympiamannschaft beim Attentat des arabischen Freikorps Schwarzer September ermordet wurde, nimmt es groteske Züge an, wenn der Enkel schreibt, dass »wir ausgerechnet hier in Deutschland das schaffen [können], was wir in unseren Heimatländern bisher nicht geschafft haben – friedlich zusammenzuleben«. Der andere Großvater verlor all seine Angehörigen und überlebte die Vernichtung der europäischen Juden zufällig, da er sich als Christ ausgeben und verstecken konnte.
Um das Ausmaß des interkulturellen Trauerspiels zu begreifen, empfiehlt sich ein Rückblick auf die Lebens- und Sozialisationsgeschichte des heutigen Kreativdirektors aus Berlin-Neukölln. Die ersten zwölf Lebensjahre verbrachte Shapira in Oranit, einer kleinen jüdischen Siedlung im Westjordanland. Am 4. Juli 2002 zog er mit seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder aus familiären Gründen nach Laucha in Sachsen-Anhalt. Die Tatsache, als Israeli in einem abgehängten Provinzkaff wie Laucha die Pubertät zu er- und überleben, dürfte ausreichend Stoff zum Schreiben bieten, zumal Laucha nicht irgendein Ort in der Ödnis des Burgenlandkreises ist. Überregionale Bekanntheit erlangte die Gemeinde aufgrund der überproportional hohen Wahlergebnisse für die NPD und durch den Schornsteinfeger Lutz Battke, der allein wegen seines äußeren Erscheinungsbildes als die Sehenswürdigkeit des Dorfes schlechthin gilt. Laucha sorgte zudem im Jahr 2010 für Schlagzeilen. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde der jüngere Bruder des Autors von einem Neo-Nazi als »Judenschwein« beschimpft und verprügelt. (Vgl. Bonjour Tristesse #11)
Zu diesem Zeitpunkt lebte Shahak Shapira bereits in Berlin, wo er seine Fußball-Vereinskarriere als Amateur in der zweiten Mannschaft des 1. FC Wilmersdorf fortzusetzen versuchte. Anders als beim BSC 99 Laucha, für den Shapira im Rückblick berechtigterweise nur Hohn und Spott übrig hat, verstand er hier die Welt nicht mehr, als er von seinen damaligen türkischen und arabischen Mannschaftskollegen als »Ungläubiger« und »Judenschwein« beschimpft, bedroht, geschlagen und als Provokateur ausgeschlossen wurde. Die naheliegende Schlussfolgerung, dass eine geistige Verwandtschaft zwischen Anhängern des Dschihad und des Dritten Reichs besteht, zieht er in seinem Buch nicht. Stattdessen geriert er sich als unverbesserlicher Antirassist: »Wir sind doch alle Ausländer, wir sitzen im selben Boot. […] Wir leiden alle unter Rassismus. Wieso sagt keiner was, wenn ich so beleidigt werde?« Offenbar ist Shapira der grundlegende Unterschied von Rassismus und Antisemitismus bislang entgangen. Sonst wüsste er, dass der Rassist von der Überlegenheit der eigenen Rasse ausgeht, wohingegen der Antisemit davon überzeugt ist, dass hinter allem Bösen auf der Welt der allmächtige Jude steckt. Obwohl Shapira stets und ständig betont, sich nicht instrumentalisieren lassen zu wollen, wirken seine politischen Statements so, als ob er bei der Bundeszentrale für politische Bildung als jüdischer Multiplikator für Toleranz und Demokratieerziehung angestellt wurde: »Im Kampf gegen Rassismus gibt es keinen Platz für Rosinenpickerei. Man kann sich nicht aussuchen, wann man sich dagegen stellt und wann nicht. Man kann nicht nur dann betroffen sein, wenn es einen selbst trifft. Wer nicht diskriminiert werden möchte, darf nicht zusehen, wenn andere diskriminiert werden, egal, ob es sich um Juden, Araber, Christen, Frauen oder sogar Alice Schwarzer handelt. Gegen jede Benachteiligung anzutreten ist unsere einzige Chance, den Hass zu besiegen. Keine Religion dieser Welt schreibt einem vor, ein Arschloch zu sein – das ist eine Entscheidung, die jeder von uns selbst fällen darf.« Seine gut gemeinten Ratschläge verkündet er wohlgemerkt obwohl er in der Silvesternacht 2015 von einer aggressiv pöbelnden Gruppe islamischer Jungmänner beschimpft, bespuckt und geschlagen wurde und nur durch die Hilfe eines Bekannten entkommen konnte. Anstoß der politischen Auseinandersetzung war die lautstarke Bekundung »Fuck Israel! Fuck Israel! Fuck Juden!« seitens der sieben Deutsch-Araber. Shapira war nicht gewillt, sich die U-Bahn-Fahrt vom Halleschen Tor bis zum Bahnhof Friedrichstraße dadurch vermiesen zu lassen. Er zeigte Zivilcourage, wofür er später vom Außenminister Steinmeier zu einem Buffet geladen wurde, und bat um Ruhe. Bei der Gerichtsverhandlung erfuhr Shapira, dass er im Gegensatz zu einem anderen Mitbürger glimpflich davon gekommen ist. Diesem versetzte die diskussionsfreudige Gruppe am Mehringdamm zuvor »ein Schädel-Hirn-Trauma, eine Mittelgesichtsfraktur, ein Monokelhämatom […], eine Nasenbeinfraktur, eine andauernde Schiefstellung der Nase sowie ein bleibendes Taubheitsgefühl in der linken Gesichtshälfte«.
Shapira nimmt zwar die »antisemitischen Zwischenfällen in der Stadt« zur Kenntnis, die »in letzter Zeit leider auch zunehmend vonseiten junger Muslime« verursacht werden. Er schreibt aber auch folgendes: »Inzwischen gibt es aber nicht mehr genug Juden in Deutschland, die man hassen muss (wo sind sie nur geblieben?), also müssen jetzt die Muslime herhalten.« Worauf läuft es hinaus, wenn er trotz seiner eher nachdenklich stimmenden Erfahrungen mit Moslems diese als die Juden von heute betrachtet, so als wären hunderttausende von ihnen nicht als Flüchtlinge von der Bundesrepublik aufgenommen sondern systematisch dehumanisiert und entrechtet worden, um sie demnächst der kollektiven Vernichtung zuzuführen? Shapira zeigt zum einen, wieviel es an vorsätzlicher Naivität, Anpassungsbedürfnis und Unterwürfigkeit bedarf, um sich selbst zum Sprachrohr der deutschen Staatsräson und damit zum de facto deutschesten Juden der Welt zuzurichten. Zum zweiten zeigt Shapira exemplarisch, dass der Antirassismus vor allem die Verharmlosung des Antisemitismus auf seiner Agenda hat. Aus diesem Grund verwundert es nicht, dass in der Anklageschrift keine Rede von Antisemitismus oder Volksverhetzung war und das Gericht Shapiras Fall eingestellt hat.
Der deutscheste Jude der Welt
9. Dezember 2016 von bonjour tristesse
Shahak Shapira (Urheber der Yolocaust-Kampagne) dient sich dem widerlichen Israelhasser Felix Blume (besser bekannt als Rapper Kollegah – Botschafter des Vorurteils) als Publicity-Berater an: (unter dem Clip stehts geschrieben)
Kollegah steht zurecht wegen seines anti-israelischen Musikvideos in der Kritik:
WELT | Wie antisemitisch ist der deutsche Rap?
Sibylle Berg | Botschafter des Vorurteils: Hier steht ja ne Mauer, Alter!
Der Rapper Kollegah entdeckt in einer Dokumentation den Nahen Osten. Doch statt zu zeigen, dass Israelis und Palästinenser mehr verbindet als trennt, füttert er seine jungen Fans mit den altbekannten Vorurteilen.
Sein Auftritt in Rüsselsheim musste deshalb ausfallen:
WELT | „Angst vor Antisemitismus“ Rapnacht mit Kollegah abgesagt (02.02.2017)
Zur Kritik an der Rap-Nacht, in deren Rahmen er beim Hessentag auftreten sollte, hat er Stellung genommen:
Zuvor kommentierte er den offenen Brief des Zentralrats der Juden in Deutschland:
Kollegahs Schreiben an den Zentralrat der Juden (!) ist so schlecht wie falsch. Jetzt soll Shapira nachhelfen, das beschädigte Image aufzupolieren. Und so denken die Medienberater: Wenn ein Israelhasser zum interkulturellen Dialog aufruft, und von einem Juden bescheinigt bekommt, kein Antisemit zu sein, wird es die deutsche Öffentlichkeit schon verstehen. Wie sehr sie sich irren, offenbart ein Blick in die Kommentarspalte (unter Kollegahs facebook-Posts). Dort machen sich DeutschRap-Fans Luft über ihren Frust und bestätigen eindrücklich wie tief Antisemitismus in diesem Milieu verankert ist. Shapira mag sein Beratungs-Angebot gegenüber Felix Blume aka. Kollegah ernst meinen, dem Judenhass der DeutschRap-Community wird er allein mit rationalen Argumenten nicht beikommen. Nicht wenige Kommentare erfüllen den Straftatbestand der Volksverhetzung.
(via ACEofBYE.tk)
Ein propalästinensisch eingestellter Kommilitone der FU Berlin hat Lahav Shapira, dem Bruder von Shahak Shapira, so massiv ins Gesicht geschlagen und auf ihn eingetreten, dass er mit Gesichtsfrakturen stationär in ein Krankenhaus musste. Es ist Zeit für eine Demonstration gegen rechts.
https://www.n-tv.de/politik/Bruder-von-Shahak-Shapira-krankenhausreif-geschlagen-article24711766.html?utm_source=pocket-newtab-de-de