Nachdem bekannt wurde, dass die hallischen Gruppen AG »No Tears for Krauts« und »Materialien zur Aufklärung und Kritik« am 8. März eine Vortragsveranstaltung in Magdeburg planten, das als Hochburg der antiimperialistischen Schlägerszene gilt, löste dies erwartungsgemäß eine Welle von Drohungen aus. Vor allem auf den Veranstaltungsort, das »Café Central«, wurde Druck ausgeübt, die Diskussionsveranstaltung abzusagen. In diversen Diskussionsforen und einem »Offenen Brief« wurde behauptet, Antideutsche seien Sexisten und Rassisten, die »dementsprechend« zu behandeln, soll heißen: militant anzugreifen seien.
Am Abend der Veranstaltung schlug dann tatsächlich eine Meute von etwa 25 Abziehbildautonomen am »Café Central« auf und stellte sich zunächst schweigend auf den Fußweg neben der Bar. Während die szeneinterne Feminismusfraktion anlässlich des Frauentages Blumen an die anwesenden Frauen verteilte, die so subtile Botschaften an ebenjene Frauen enthielten wie »gegen Mackertum«, gab sich die »Black Bloc«-Fraktion große Mühe, gefährlich und böse zu wirken. So recht schien dies aber nicht zu gelingen. Brummbärige Palituchträger, schweigsame Jugendliche und der minderbemittelte Führer der Kameradschaft »Burg bleibt rot«, der mit vom Speed geweiteten Augen immer wieder sagte, er wolle zur »Fahnstalltung« (gemeint war: Veranstaltung), waren nicht dazu in der Lage, eine bedrohlich wirkende Situation aufkommen lassen. Das war auch gut so; eine körperliche Auseinandersetzung fand glücklicherweise nicht statt. Die Situation warf allerdings die Frage auf, inwiefern das Schlägerimage, das sich die Magdeburger Linke vor einigen Jahren mühsam durch Übergriffe auf Andersdenkende erarbeitet hat, gegenwärtig noch Anknüpfungspunkte in der Realität besitzt. Ein offensichtlich nervöser Haufen Autonomer, die angespannt an ihren unter den Jacken versteckten Waffen herumfingerten, entspricht nicht unbedingt dem Bild einer schlagkräftigen Antiimp-Gang. Es ist gut möglich, dass antideutsche Gruppen in jüngerer Vergangenheit sehr viel mehr zu diesem Image beigetragen haben als die Antiimperialisten selbst. Aus diesem Grund sollten Magdeburger Gruppen wie »Zusammen kämpfen« in Zukunft vielleicht einfach links liegen gelassen werden. [are]
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