Wir dokumentieren hiermit eine Kritik am Aufruf der Demonstration „Still not lovin‘ Germany“, die am 10.10.2009 in Leipzig als Flugblatt verteilt wurde:
20 Jahre Antifa: Still not loving Reality
Die Organisatoren der heutigen Demonstration scheinen nicht zu wissen, was sie am heutigen Deutschland kritisieren sollen. Sie rufen daher zur Bekämpfung eines Deutschlands auf, das es schon längst nicht mehr gibt
„Still not lovin’ Germany“ – „Wir lieben Deutschland immer noch nicht“. Das mag stimmen. Aber, ganz ehrlich: Wer tut das hierzulande schon? Die Deutschen sind weder in der Emigration, wo die Liebe zu Schweinskopfsülze, Pfälzer Saumagen oder Leipziger Allerlei indirekt proportional zur Dauer des Exils wächst. Noch sind sie Asylbewerber, denen Deutschland im Vergleich zum Iran, der Elfenbeinküste oder dem Kongo auch nach den schrecklichsten Schikanen der hiesigen Ausländerbehörden als Paradies erscheint. Wer in Leipzig, Halle oder Gelsenkirchen halbwegs aufmerksam Straßenbahn fährt, erkennt im gegenseitigen Umgang der Fahrgäste, in ihren Gesprächen, den Drängeleien, dem gereizten Wort („Erst raus, dann rein!“) und der oft mehr als latenten Aggressivität: Die Leute können sich nicht ausstehen. So dürfte es auch mehr als ein Zufall sein, dass die Doku-Soaps, die die Fernsehprogramme vor einigen Jahren noch dominierten, in der Publikumsgunst längst von Zoosendungen abgelöst wurden. Je enger Ost und West zusammenwachsen, je intensiver sich die Landsleute also kennenlernen, umso mehr lieben sie „Panda, Gorilla & Co“.
Warum eigentlich Deutschland lieben?
Die nationalen Imagekampagnen („Du bist Deutschland“ usw.) und die aufgedrehten Bekenntnisse der Generation Berlin zur Fußball-Nationalmannschaft, zu schwarz-rot-gold und zur deutschen Vorreiterrolle in Sachen Ökostrom sind dementsprechend kein Ausdruck überschwänglicher Vaterlandsliebe. Erstens hat ein Vater, der geliebt wird, keine Imagekampagne nötig. Zweitens ist es bei all den Peinlichkeiten, die sie sich gelegentlich leisten, auch für Verliebte eher unüblich, Wildfremden ungefragt den Namen ihres Schwarms ins Ohr zu brüllen oder sich seine Initialen ins Gesicht zu schmieren. Vor allem aber ist es unüblich, sich immer und immer wieder unaufgefordert für die große Liebe zu rechtfertigen, im gleichen Atemzug aber zu betonen, wie harmlos die Sache doch sei. Sowohl die Imagekampagnen als auch die schwarz-rot-goldenen Fahnenappelle haben ein nicht zu übersehendes Moment von Autosuggestion. Hinter dem aufgedrehten Fahnenschwenken dürfte vor allem das Bedürfnis des Staatsbürgers stehen, aus dem –durchaus nützlichen – Besitz eines deutschen Reisepasses gerade im Angesicht der Krise ein wechselseitiges Treue- und Verpflichtungsverhältnis zwischen sich und der Instanz, die das Dokument ausstellt, abzuleiten. Soll heißen: Je unerträglicher er seine Mitinsassen und die Haftanstalt findet, umso stärker muss er sich selbst von ihren vermeintlichen Vorzügen überzeugen. Das gelingt ihm dummerweise nicht immer – immerhin ist es im Zeitalter von Kabelfernsehen und Billig-Airlines schwer, die Schönheiten der Lüneburger Heide, die deutsche Popkultur oder den deutschen Beitrag zum Klimaschutz gegen Malibu-Beach, Britney Spears oder einen Cadillac stark zu machen. Aus diesem Grund tritt ihm regelmäßig der Staat zur Seite: In dem Maß, in dem der „Tag der deutschen Einheit“ bei der Mehrheit der Deutschen nicht mehr für vaterländisches Herzklopfen sorgt, sondern als willkommene Gelegenheit für einen Kurzurlaub, die Renovierung der Küche oder einen Gammeltag vor dem Fernseher begriffen wird, müssen die einschlägigen Ideologieproduzenten ihre Anstrengungen in Sachen nationaler Identitätsstiftung durch Kampagnen, Stellwände und das Verteilen schwarz-rot-goldener Kugelschreiber verstärken. Diese Mischung aus privatem Desinteresse und staatsbürgerlichem Bedürfnis nach Sinnstiftung, die die je Einzelnen durchzieht, spiegelt sich noch vor der Fernbedienung wieder. Die Fernsehsender, die sich aus finanziellen Gründen an den Konsumwünschen des Publikums orientieren müssen, waren auch am 3. Oktober weitgehend frei von nationalem Pathos: Pro 7 zeigte „Star Wars“, RTL 2 wartete mit „Austin Powers“ auf. Die öffentlich-rechtlichen Sender hingegen, die nicht auf die Interessen der Zuschauer, sondern auf den nationalen Bildungsauftrag verpflichtet sind – und aus diesem Grund in der Zuschauergunst ganz weit unten stehen –, überschwemmen das Publikum hingegen seit Monaten mit Sendungen à la „Countdown Mauerfall“ (ZDF), „Meine Wende“ (MDR) und „60 x Deutschland“ (ARD). Sowohl hinter der aufdringlichen Versicherung der eigenen Heimatverbundenheit als auch den öffentlich-rechtlichen Sinnstiftungskampagnen steht mit anderen Worten letztlich der Drang, der eigenen Scholle endlich den Rücken zu kehren. So sind laut einer Umfrage zwar 65 Prozent der Landsleute der Meinung, dass die Deutschen ruhig stolzer auf „ihr Land“ sein sollten. Drei Viertel der Befragten beantworten die Frage, ob sie auch in einem anderen Land als Deutschland arbeiten würden, jedoch mit einem eindeutigen „Ja“. Nicht nur die Verkehrsstaus, die in jedem Sommer in Richtung Süden zu beobachten sind, und das Desinteresse an den Ferien auf dem Immenhof zeigen: Die Deutschen hält trotz der Beteuerung ihrer Heimatverbundenheit nur sehr wenig im geliebten Vaterland. Sie halten es untereinander nicht aus.
Warum eigentlich nicht?
Diese Form der autosuggestiven Vaterlandsliebe findet in der heutigen Demonstration ihren linken Komplementär. Während die Mehrheit der Deutschen nicht so richtig weiß, warum sie stolz auf ihr Vaterland sein soll, wissen die Organisatoren der heutigen Demonstration, die sich im „Arbeitskreis 2009“ zusammengeschlossen haben, offensichtlich nicht so richtig, warum sie Deutschland nicht lieben sollen. Die Betonung des heutigen Demo-Mottos „Still not lovin’ Germany“ scheint dementsprechend auf dem „still not“ zu liegen: „noch nicht“. Um überhaupt etwas zu finden, das ihnen an der Bundesrepublik nicht gefällt, mussten die Organisatoren schon sehr weit in der Nachkriegsgeschichte zurückgehen. Anders gesagt: Sie mussten sich das Deutschland, das sie nicht lieben wollen, erst erfinden – das Deutschland, das sie heute nicht mögen, ist schon seit gestern nicht mehr existent. Und so werden die Asylbewerberheime von Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen im Aufruf immer noch belagert; die Abschaffung des Asylrechts wird skandalisiert, als hätte der Bundestag den Artikel 16 erst gestern bis zur Unkenntlichkeit zusammengestrichen; und die DDR wird von offizieller Seite nach wie vor totalitarismustheoretisch mit dem „Dritten Reich“ gleichgesetzt. Kurz: Das „Vierte Reich“, das in den neunziger Jahren regelmäßig von linker Seite beschworen wurde, steht immer noch kurz vor der Tür. Weder die Autoren des Aufrufs noch die dutzenden Politgruppen, die den heutigen Auftrieb unterstützen, wollen sich eingestehen, dass Figuren wie Eckhard Jesse und Uwe Backes, die beiden Galionsfiguren der gegenwärtigen Totalitarismustheorie, bestenfalls in Sachsen für wissenschaftliche Koryphäen gehalten werden. (Zumindest die Außenpolitik der Bundesrepublik basiert spätestens seit dem Kosovokrieg gerade nicht mehr auf der Relativierung der deutschen Verbrechen; die Politik der rotgrünen Regierung und, wenn auch in abgeschwächter Form, der großen Koalition zog ihren Geltungsdrang vielmehr gerade aus der Betonung ihrer Einzigartigkeit.) Weder der Leipziger Gruppe mit dem bezeichnenden Namen „EGAL“ („Emanzipatorische Gruppe AntifaschistInnen Leipzig“) noch den anderen Unterstützern des Aufrufs scheint aufzufallen, dass die Mehrheit der heutigen Bereitschaftspolizisten die Parole „Wo, wo, wo wart Ihr in Rostock?!“, die BGS und Co. in den neunziger Jahren auf linken Demonstrationen empört entgegengebrüllt wurde, guten Gewissens mit dem Ruf beantworten könnten: „Im Kindergarten!“ Will heißen: Die zentrale empirische Basis, auf der der Aufruftext beruht, stammt aus einer Zeit, die auch das Gros der heutigen Demonstranten bestenfalls aus den Zeitzeugengesprächen kennt, die der „Arbeitskreis 2009“ in den letzten Wochen als alternatives Begleitprogramm zu den offiziellen Zeitzeugengesprächen dieser Tage organisiert hat. Das Ganze ist wahlweise 18 (Hoyerswerda), 17 (Rostock) oder 16 (Abschaffung des Asylrechts) Jahre her. Selbst an den beiden Stellen, an denen sich die Organisatoren darum bemühen, über das magische Jahr 2000 hinauszugehen, greifen sie gekonnt daneben. Wenn sie den „Ruf aus Leipzig“ vom Juni 2007 als Beispiel für eine „parallelisierende Opferinszenierung“, eine Gleichsetzung von Nationalsozialismus und DDR, heranziehen, fallen sie nicht nur auf die Leipziger Selbstpräsentation als Epizentrum der Weltentwicklung herein: Der „Ruf aus Leipzig“, der von sieben so gesellschaftlich relevanten Herren wie dem Geschäftsführer des Leipziger Zoos, dem Ärztlichen Direktor des Herzzentrums Leipzig und dem Kantor der Thomaskirche verbrochen wurde, wurde nicht einmal im benachbarten Halle, wo sonst jeder Unsinn aus der Heldenstadt große Beachtung findet, wahrgenommen. Der „Arbeitskreis 2009“ musste zugleich zur offenen Lüge greifen: So betreiben der Zoodirektor und seine Freunde in ihrem „Ruf aus Leipzig“ gerade keine „parallelisierende Opferinszenierung“. Sie betonen vielmehr ausdrücklich, dass der Nationalsozialismus und die DDR gerade nicht gleichgesetzt werden können: „Festigung der Demokratie bedeutet ständige, nicht nachlassende Kritik an beiden, nicht gleichzusetzenden [Hervorhebung von uns], deutschen Diktaturen.“
„Mach meinen rassistischen Konsens nicht an!“
Das Deutschlandbild, das sich hinter dem Aufruf des „Arbeitskreises“ verbirgt, lässt sich auf eine einfache Formel bringen: „rassistischer“ oder „rechter Konsens“. Wer schon einmal miterleben durfte, wie gereizt die Aktiv-Antifa selbst auf die schüchternste Kritik an dieser Floskel reagiert, der weiß: Die Rede vom „rassistischen Konsens“, vom deutschlandweiten Bündnis aus Polizei, Staat, Nazis und Bevölkerung gegen Migranten, Flüchtlinge und die Leipziger Antifa, ist für sie längst zum Identitätsersatz geworden. Genauso schwer wie sich die Linke in den frühen neunziger Jahren – als tatsächlich so etwas wie ein „rassistischer Konsens“ existierte – tat, sich von ihrer Lieblingsvorstellung einer großen Koalition aus Migranten und deutschen Sozialhilfeempfängern gegen „die da oben“ zu verabschieden, genauso schwer tut sie sich heute damit, auf Abstand zur Parole vom „rassistischen Konsens“ zu gehen. Die Älteren, die ihr Hobby inzwischen zum Beruf gemacht haben, müssen allein schon um ihrer physischen Reproduktion willen auf der Existenz einer rassistischen Mehrheitsgesellschaft bestehen: Wen sollen sie sonst mit ihrer antirassistischen Bildungsarbeit, mit Monitoring, Networking und Schulprojekttagen gegen Rechtsextremismus beglücken? Die Jüngeren können hingegen entweder ihren Opportunismus im Kampf gegen Neonazis, auf den sich ihr Hantieren dann letztlich trotz des Schlachtrufs vom „rassistischen Konsens“ beschränkt, als Nonkonformismus ausgeben: Immerhin gibt es im öffentlichen Leben der Bundesrepublik – vom Sozialkundelehrer über das Unterschriftenkartell bis hin zur Kanzlerin – kaum noch jemanden, der nichts gegen die NPD hat. Oder sie hoffen selbst schon auf einen Quereinstieg ins staatliche Antifa-Business: Wo sollen Politik-, Soziologie- oder Philosophieabsolventen mit linksradikaler Politvergangenheit ansonsten auch unterkommen? Die Vorstellung vom „rassistischen“ oder „rechten Konsens“ wird dabei nicht nur von den Gehaltsschecks dementiert, die den Lebensunterhalt der professionalisierten Antifa-Aktivisten sicherstellen: Die diversen – und im Einzelfall sicher auch verdienstvollen – „Antidiskriminierungsbüros“, „Beratungsstellen für Opfer rechter Gewalt“ und „Arbeitsstellen Rechtsextremismus“ hängen, was ihren Mitarbeitern nach jahrelanger ehrenamtlicher Schufterei durchaus zu gönnen ist, letztlich am staatlichen Tropf. Selbst der Fall, den der „Arbeitskreis 2009“ als Beispiel für das ungebrochene Fortwirken des rassistischen Konsenses der neunziger Jahre anführt, steht für das genaue Gegenteil: So trieb nach einem Volksfest im Sommer 2007 zwar tatsächlich, wie im Demonstrationsaufruf zu lesen ist, ein rassistischer Mob aus Nazis und Normalbevölkerung acht Inder durch die sächsische Kleinstadt Mügeln. Im Unterschied zu Rostock-Lichtenhagen war in Mügeln jedoch innerhalb kürzester Zeit eine Polizeihundertschaft vor Ort, die die Meute trotz Stein- und Flaschenwürfen zurückdrängte. Während sich angesichts der Pogrome von Hoyerswerda und Rostock darüber hinaus eine große Front aus Medienvertretern, Politikern und Normalbürgern bildete, die Verständnis für das „an sich“ berechtigte Anliegen des brandschatzenden Mobs aufbrachte, war in Mügeln nichts dergleichen zu beobachten: Es herrschte vielmehr eine partei- und medienübergreifende Empörung: sowohl über die Volksfestmeute als auch über die Relativierungsversuche des Mügelner Bürgermeisters. Die Hetzjagd wurde, anders als von den Organisatoren der heutigen Demonstration behauptet, nicht nur einer Gruppe von Neonazis zur Last gelegt; der „Spiegel“, der 1992 noch mit der Parole „Das Boot ist voll“ aufgewartet hatte, zitierte vielmehr jemanden, der erklärte, dass letztlich alle – „von jung bis alt, vom Punk bis zum Skinhead“ – dabei gewesen seien und fragte exemplarisch für die überregionale Presse: „Wurde hier womöglich ‚Volkes Wille‘ vollstreckt?“ Von einem deutschlandweiten „rassistischen Konsens“ kann tatsächlich nur sprechen, wer seinen Kiez in Leipzig Connewitz als Trutzburg gegen die Zumutungen der Welt begreift, die er nur zu gelegentlichen antifaschistischen Ausflügen in ostzonale Käffer à la Wurzen, Delitzsch oder Mügeln verlässt. Im Unterschied zu den neunziger Jahren gibt es außerhalb der ostdeutschen Abbruchgebiete kaum noch jemanden, der den Menschenjagden der Einheimischen oder akzeptierender Sozialarbeit mit Neonazis mit verständiger Toleranz begegnet. Der „rassistische Konsens“ dürfte inzwischen in erster Linie ein Ostphänomen sein; auf Bundesebene bzw. im Westen scheint, wie nicht zuletzt der Andrang beim „Tag der offenen Moschee“, die Proteste gegen den Anti-Islamisierungskongress in Köln und selbst das Feuilleton der FAZ zeigen, vielmehr ein „antirassistischer Konsens“ zu herrschen. Das heißt nicht unbedingt, dass arme Schlucker aus Ghana in jeder hessischen Dorfdisko einen begeisterten Empfang erleben. Die Chance, Opfer eines fremdenfeindlichen Übergriffs zu werden, dürfte für sie im Westen inzwischen allerdings rund zehn Mal geringer als im Osten sein. Darüber hinaus hat der rassistische Pöbel derzeit weder in den alten Bundesländern noch auf Bundesebene eine Chance „diskursmächtig“ zu werden: Mit ihm spricht niemand, ihn nimmt niemand als Diskussionspartner ernst, und ihm bietet niemand ein Forum.
Deutschland einig Antira
Das Problem ist: Gerade in diesem Antirassismus erlebt das spezifisch Deutsche, das die Initiatoren der „Still-not-loving-Germany“-Demonstration nicht einmal ansatzweise auf den Begriff zu bringen versuchen, eine weitaus größere Wirkungsmächtigkeit als durch sein vermeintliches Gegenteil: die ausländerfeindlichen Prügelattacken ostzonaler Kirmesbesucher. Ursprünglich ein Einspruch gegen Fremdenfeindlichkeit, ausländerfeindliche Übergriffe und Abschiebungen, konserviert der Antirassismus längst die antiimperialistische Liebe zum Volk, der antiaufklärerischen Kategorie per se. Kulturen und Kulturkreise gelten als quasi-natürliche Größen, die unabhängig davon, wofür sie stehen, schützenswert seien. Während dabei noch die schrecklichsten Verhaltensweisen – von Genitalverstümmelungen über Witwenverbrennungen bis hin zur Verfolgung Homosexueller – zu erhaltenswerten Traditionen verklärt werden, werden alle Übel dem Westen zur Last gelegt, der angeblich von „außen“ in die Schutzräume der „indigenen Völker“ eingedrungen sei und ihre harmonisch-organische Lebensweise zerstört habe. Ganz im Sinn dieser Vorstellungen steht im Zentrum des Antirassismus längst nicht mehr das Individuum, das für seine Handlungen verantwortlich gemacht und kritisiert werden kann. Die Menschen in der Dritten Welt, die hiesigen Migranten und die von Abschiebung Bedrohten werden – und das zeigt nicht zuletzt die Narrenfreiheit, die Sexisten mit Migrationshintergrund in so manchem besetzen Haus genießen – inzwischen in Blut-und-Boden-Manier als Exemplar ihrer Kultur begriffen: Sie kommen halt aus einem anderen Kulturkreis. Hinter diesem Antirassismus steht damit nicht die Solidarisierung mit denen, die in Deutschland von Abschiebung oder von ausländerfeindlichen Übergriffen bedroht sind; hinter ihm steht nicht die Forderung nach einem besseren Leben für alle – jenseits von Kollektiven und dem autoritären Zwang, den die „Kulturen“ gegen diejenigen ausüben, die nicht mehr zu ihnen gehören wollen. Hinter diesem Antirassismus verbirgt sich vielmehr die Sehnsucht nach der repressiven Wärme des Kollektivs. Wer seine Kritik an Deutschland hingegen nur auf den Haudrauf-Rassismus der neunziger Jahre beschränken kann, weil er selbst im Antira-Business mitspielt; wer Deutschland nur zu kritisieren imstande ist, wenn es als fieser Kriegstreiber auftritt; wer die deutsche Friedenssehnsucht nur, wie der „Arbeitskreis 2009“ auf einer inzwischen abgeschalteten Homepage, als „Heuchelei“ abtun und nicht als durchaus ernst gemeinten Frieden gegenüber denjenigen begreifen kann, die den Staat der Holocaust-Überlebenden vernichten wollen – der muss entweder zur Leugnung der Realität greifen: Er muss sich einen Gegner basteln, den es nicht mehr gibt. Oder er muss das tun, was ein früherer antideutscher Provinz-Kronprinz vor einiger Zeit im Zentralorgan der Leipziger Szene vorexerzieren durfte: Er muss durchaus richtig konstatieren, dass das „Vierte Reich“ eben doch nicht vor der Tür steht – und vor diesem Hintergrund zum ideellen Deutschlandfahnenschwenken übergehen. Die Simulation der neunziger Jahre und die neue Deutschlandbegeisterung früherer Szenelautsprecher sind mit anderen Worten nicht notwendigerweise Gegensätze. Sie sind vielmehr zwei Seiten derselben Medaille.
Aufstände und Anständige
Die Langeweile, die der Aufruf zur heutigen Demonstration verbreitet, hat allerdings durchaus einen objektiven Gehalt. In den Jahren nach dem „Antifa-Sommer“ des Jahres 2000, als Gerhard Schröder den „Aufstand der Anständigen“ gegen Neonazis ausrief, schien es so, als würde sich das kollektive Straf- und Verfolgungsbedürfnis der Landsleute diversifizieren. Jeder, dem Gemeinwohlschädlichkeit nachgesagt werden konnte, konnte zum Opfer werden: vom Kampfhundebesitzer über so genannte Kinderschänder und schmarotzende Politiker bis hin zum scheinbar widersinnigen Objekt, dem Neonazi. Die jeweiligen Mobilisierungen erfolgten dabei nicht nur in immer kürzeren Abständen; sie ergriffen zugleich regelmäßig das ganze Land: Angeführt von ihrer Regierung demonstrierten im Jahr 2000 hunderttausende Deutsche gegen die Machtübernahme der Ein-Prozent-Partei NPD. Während des Irakkrieges traf es die USA, die im Namen des von Gerhard Schröder verkündeten „deutschen Weges“ angegriffen wurden – die Bundesrepublik erlebte die größten antiamerikanischen Aufmärsche ihrer Geschichte. Und bei den Montagsdemonstrationen gegen Hartz-IV richtete sich die Sehnsucht nach dem „deutschen Weg“ 2004 schließlich gegen die Bundesregierung selbst: Die Demonstranten appellierten an einen imaginären starken Staat, in dem „die Politik“ nicht von der Wirtschaft bestimmt wird, Partikularinteressen ausgeschaltet sind und Sorge dafür getragen wird, dass deutsche Unternehmer in Deutschland, und nicht in Tschechien, Polen oder auf den Malediven investieren. Mit anderen Worten: In der Krise des Etatismus, die seit einigen Jahren zu beobachten ist, schienen gerade diejenigen Momente des Nationalsozialismus reaktiviert zu werden, die besonders „modern“ und ihrer Zeit voraus waren: das Abstellen auf die Unmittelbarkeit von Herrschaft, eine breite Bürgerbeteiligung und einen äußerst flexiblen (Selbst-)Verwaltungsapparat, der gerade dadurch zu seiner mörderischen Effizienz gelangte, dass er weder durch langwierige Entscheidungs- und Gesetzgebungsprozesse noch durch das Warten auf explizite Befehle gehemmt wurde – sondern den Volkswillen erahnen und in Eigeninitiative in die Tat umsetzen konnte.
Das Ende der Kampagnendemokratie?
Doch auch diese Zeit scheint vorerst vorbei zu sein. Zwar wird in verschiedenen Gegenden der Republik immer noch regelmäßig die Sau durchs Dorf getrieben: In Leipzig demonstrierten Rechts und Links vor einiger Zeit gemeinsam, wenn auch an unterschiedlichen Orten, gegen Kinderschänder. In Hamburg bildete sich angesichts eines großen Neonaziaufmarschs im letzten Jahr eine große Koalition heraus, der die örtlichen Volksparteien ebenso angehörten wie linke Antiimperialisten und die inzwischen verblichene „Bad-Weather“-Antifa. Und im sachsen-anhaltischen Zerbst traf der Volkszorn vor einiger Zeit eine Familie, die den Ruf des Ortes, der bis dahin gar nicht existiert hatte – wer kennt schon Zerbst? –, im RTL-2-Format „Frauentausch“ angeblich ruiniert hatte: Die Familie war im Fernsehen ganz authentisch aufgetreten, woraufhin ihr Haus über mehrere Tage hinweg von einem empörten, ebenso authentischen Mob belagert wurde. Trotz der teilweise beeindruckenden Teilnehmerzahlen sind die jeweiligen Massenmobilisierungen gegen Nazidemonstrationen, Kinderschänder und andere vermeintliche Gemeinwohlschädlinge in gesamtdeutscher Perspektive jedoch inzwischen Zwergenaufstände mit Lokalkolorit. Auch wenn es in den letzten Jahren zahlreiche Gelegenheiten gab: Eine bundesweite Mobilmachung gegen den einen großen Feind: die USA, schmarotzende Politiker, Neonazis usw., wie in den Jahren 2000 bis 2004 hat die Republik seit dem Ende der Hartz-IV-Demonstrationen, oder allgemeiner: dem Abdanken der rotgrünen Koalition, nicht mehr erlebt. So hält die Mehrzahl der Deutschen Israel zwar für die größte Gefahr für den Weltfrieden. Bei den antisemitischen Aufmärschen gegen den Libanon- und den Gazakrieg 2006 und 2008/2009 blieben die Anhänger des Propheten trotzdem weitgehend unter sich. Selbst der große Volksaufstand gegen die Finanzkrise, die die Gelegenheit zum großen „Hepp!-Hepp!“-Krawall gegen skrupellose Banker, verantwortungslose Politiker und die USA geboten hätte, wurde zum Leidwesen linker Antiimperialisten und wertkritischer Apokalyptiker glücklicherweise vertagt.
Enttäuschte Hoffnungen
Das Ausbleiben der großen Mobilmachung und des großen Knalls scheint dennoch weder allein auf den Regierungswechsel noch ausschließlich auf die Unfähigkeit der Deutschen zurückzuführen sein, sich einer Sache über einen längeren Zeitraum ganz zu verschreiben. Auch wenn es die Mehrzahl der Landsleute tatsächlich kaum noch fertig zu bringen scheint, einer Unterhaltungssendung mehr als 20 Minuten ohne Werbepause zu folgen: Die Ursache der derzeitigen Lethargie dürfte zugleich darin zu suchen sein, dass die Hoffnungen auf Weltuntergang und Ausnahmezustand zu oft enttäuscht wurden. Das Eingemachte musste zu oft im Keller bleiben; der Selbstverteidigungskurs erwies sich immer wieder als vertane Zeit; und die teuren Polarschlafsäcke, die monsuntauglichen „Jack-Wolfskin“-Jacken und die „Meindl“-Alpinwanderschuhe, mit denen sich der Mittelstand seit Ende der neunziger Jahre bevorzugt ausstattet, durften sich zu oft doch wieder nur auf dem Weg ins Büro, beim Wochenendcamping auf Rügen oder der Brockenwanderung bewähren. Wenn Sehnsüchte und Hoffnungen zu oft enttäuscht werden, entsteht schließlich jene Mischung aus Lethargie und Langeweile, die derzeit alles bestimmt. Die Landsleute scheinen die Hoffnung zwar noch nicht ganz aufgeben zu wollen: Gerade die Nachrichten über die Schweinegrippe-Epidemie sorgten im August wieder einmal für jene Mischung aus Weltuntergangsangst und freudiger Erwartung, die hierzulande noch jeden Massenaufbruch geprägt hat. So richtig scheint allerdings trotzdem niemand mehr an die Apokalypse glauben zu wollen. Trotz der Verhaltenshinweise zur Vermeidung von Ansteckungen verstauben Desinfektionsmittel in Büroküchen und Ostdeutsche geben sich immer noch die Hände. Auch die Nachrichten über die Wirtschaftskrise sorgten nicht dafür, dass die Leute ihre Vorratskeller auffüllten und ihre Schrebergärten von der Geranienzucht auf Selbstversorgung umstellten. Sie statteten sich vielmehr, nicht gerade typisch für jemanden, der morgen den Weltuntergang erwartet, mit neuen Autos, Einbauküchen und Wohnzimmergarnituren aus.
Die linke Einheitsfront
Die permanente Enttäuschung birgt dennoch ein Risiko: Wenn Hoffnungen allzu oft enttäuscht wurden, entstehen nicht nur Langeweile und Lethargie. Die Enttäuschung kann zugleich in Aggression umschlagen. Es dürfte also längst noch nicht ausgemacht sein, ob die Deutschen den Ausnahmezustand auch in Zukunft bevorzugt am Joystick simulieren – neben der Automobilindustrie und der Einrichtungsbranche gehören die Hersteller von Endzeit-Computerspielen hierzulande zu den großen Gewinnern der Krise – oder ob wir derzeit nur eine Latenzphase, eine Art Ruhe vor dem Sturm, erleben.
Für solche Fragen interessieren sich die Organisatoren der heutigen Demonstration allerdings nicht. Wie sollen sie auch über die Veränderungen diskutieren, die sich seit der Ablösung der rotgrünen Regierung, der großen Propagandistin der Kampagnendemokratie, vollzogen haben, wenn sie noch nicht einmal realisiert haben, dass der Kanzler nicht mehr Helmut Kohl heißt. (Vom jüngsten Regierungswechsel ganz zu schweigen.) Wenn sie die Diskussion ihres Aufruftextes bei einem bundesweiten Demo-Vorbereitungstreffen auf Platz sechs der Tagesordnung setzen und ganze 20 Minuten dafür veranschlagen; wenn sie stattdessen stundenlang über das „Demo-Orga-Konzept“, „Pennplatzbörsen“ und die Gestaltung der einzelnen Blöcke sprechen; wenn sie auch die größten Kritiker ihres Demonstrations-Konzeptes in ihre Veranstaltung integrieren wollen – dann zeigt sich: Ihr eigenes Geschreibe ist ihnen letztlich egal. Ihnen geht es nicht um Wahrheit; ihnen geht es nicht darum, die Frage „was deutsch ist“ kritisch – und vor allem: auf der Höhe der Zeit – auf den Begriff zu bringen. Sie wollen einfach wieder einmal eine große Demo organisieren und mit möglichst vielen Leuten über den Leipziger Goerdelerring laufen. Dabei hätten es die Leipziger Wendefeierlichkeiten tatsächlich verdient, ordentlich aufgemischt zu werden. Aber, und das kann gar nicht genug betont werden, eben nicht von Leuten, die an Deutschland nichts anderes als die Jahre 1990 bis 1993 zu kritisieren wissen. Nicht von Leuten, die den Demonstranten des Jahres 1989 nebenbei ausgerechnet das vorwerfen, was mit Abstand zu ihren sympathischsten Beweggründen gehörte: der Sehnsucht nach Westautos und Bananen, ergo: ein wenig Luxus und einem etwas besseren Leben. Und auch nicht von Demounterstützern wie „TOP Berlin“ – keine Billigeinkaufskette, sondern eine linke Politgruppe –, die an einem Tag, der für das Ende der Nachkriegszeit steht, in ihrem Demoblock weder durch israelische Fahnen noch durch die Flaggen der Alliierten daran erinnert werden wollen, dass der Nationalsozialismus von außen niedergerungen werden musste.
ag „no tears for krauts“/ag antifa halle
Oktober 2009
Eigentlich bis zur Mitte sehr guter Text, aber gegen Ende zu sehr verharmlosend. Gerade die Sprüche Sarrazins und die Unterstützung durch die Springermedien („Hat Sarraizin doch recht“?) und die Reaktionen vom Stammtisch sind genauso wie rassistische Sondergesetze und Polizeiaktionen Anzeichen dafür, daß eben doch nicht alles gut geworden ist. Vielleicht bekommst Du auch nicht alles mit, schon allein wegen Deiner gesellschaftlichen Stellung. Schade, die Polemik von dir hat wirklich gut angefangen.
„die an einem Tag, der für das Ende der Nachkriegszeit steht, in ihrem Demoblock weder durch israelische Fahnen noch durch die Flaggen der Alliierten daran erinnert werden wollen, dass der Nationalsozialismus von außen niedergerungen werden musste.“
– welchen Tag meint ihr denn?
@egal:
Vermutlich die antinationale Parade am 23.05. in Berlin.
@ ag „no tears for krauts“/ag antifa halle:
Euer Text trifft stellenweise zwar durchaus den Kern, nur solltet Ihr aufpassen, dass Eure Polemik nicht selbst in eine Verkennung der Realität umschlägt. Der Gelsenkirchener Straßenbahnfahrgast mag seinem Gegenüber vielleicht nicht die „deutsche Brüderlichkeit“ entgegenbringen, die auf der politisch-medialen Bühne beschworen wird. In dem Moment jedoch, wo man beide nickend neim Lesen der Aussagen Sarrazins sieht, ist der positive Bezug da: Nicht zur Bundesrepublik, sehr wohl aber zum „Deutschsein“, zur Identität durch Herkunft.
[…] online abrufbar sind: „Still not lovin‘ Germany“ – der Aufruf des AK 2009 „20 Jahre Antifa: Still not loving Reality“ – eine Kritik am Aufruf von der AG no tears for krauts […]
Den Leipzigern werft ihr fehlende Kritik Deutschlands vor. Und was kommt von Euch als Kritik an Deutschland? Ihr könnt nichts aufzählen, was gegenwärtig besonders deutsch ist. Die Proteste gegen Hartz 4, Antiamerikanismus – all das könnte es so auch in Spanien, Argentinien etc. geben. Es schaut so aus, als würden sich hier zwei antideutsche Sekten um die Position als Speerspitze der Antideutschen streiten.
Die Leipziger sind nicht im Ansatz antideutsch. Nur weil man etwas gegen Deutschland vorzubringen hat – und wer hätte das nicht -, ist man noch längst kein Antideutscher. Dass der Begriff der deutschen Ideologie in dem Aufruf der Leipziger nicht vorkommt, ist dabei kein Ausrutscher, sondern Programm von Leuten, die behaupten, deutsche Ideologie sei ein zeitlich wie geografisch eingrenzbares Phänomen.
Es gäbe an Deutschland einiges zu kritisieren: bspw. seine Vormachtstellung im Reigen der Pazifisten und Appeaser…
@ MM
Vormachtstellung? Ich würde eher von einer Achse sprechen – Deutschland, Russland, Spanien etc.
Vormachtstellung klingt nach Hybris – auch wenn der Begriff kritisch gemeint sein soll.
Ich glaube übrigens, wenn jemand weltweit eine Vormachtstellung im Reigen der Appeaser hat, sind es die Linken.
Namen:
Na dass der Begriff „antideutsch“ von den meisten „geografisch“ auf das Gebilde Deutschland angewandt wird, ist doch auch logisch. Dann musst du das, was du meinst, genauer benennen, statt 6 Millarden Menschen erklären zu wollen, dass sich „antideutsch“ nicht auf das Land Deutschland bezieht. Aber du scheinst zu jenen identifizierten Menschen zu gehören, die sich an liebgewonnene Begriffen festhalten. Aber mal ehrlich: Man sollte die Begriffe, unter denen sich zu viele Leute sammeln, die einem nicht liegen, einfach über Bord werfen. Identitätsbegriffe und Bewegung sind eh aus einem Holz. Also weg damit.
Die „genaue“ Benennung beginnt in der aktuellen BT.
Ein hervorragender Text. Respekt!!!
Schade, dass es Euch nur drum geht, das Demobündnis anzupissen und Ihr kein ernsthaftes Interesse habt, die politsche Kritik zu schärfen. Warum dieses Gegeneinander mit billigen und falschen Vorwürfen?
Ein Beispiel: „still not“ heißt „immer noch nicht“. Was Ihr unterstellt, wäre „not yet“. Aber Hauptsache man kann dem politischen Gegner vorwerfen, dass er gar nicht meint was er sagt… Und wer nicht so denkt wie wie ist eh bescheuert – was für eine Kinderkacke!
Ihr bemängelt eine veraltete Analyse und fehlende empirische Belege – aber was bringt Iht selber? NULL! Die These, dass „die Antiras“ völkisch sind, hätte ich schon gerne mal empirisch unterfüttert – aber darum geht’s euch ja wie gesagt nicht. Für Euch hört der Rassismus ja schon auf, wenn die erste Hundertschaft Bullen da ist.
Leute, Leute 😦
„Für Euch hört der Rassismus ja schon auf, wenn die erste Hundertschaft Bullen da ist. „
Geil und damit hast du dich auch schon als Macker disqualifiziert. Schöne Logik, wer sich im Kampfsport-Test auf der Straße als erfolgreicher erweist, muss natürlich auch die bessere Kritik am Start haben. Ganz klar.
@Wendora Travalgar
Ich weiß zwar nicht, wen Du mit dem Macker meinst, aber wenn Du Deinen Vorwurf auf diesen Satz beziehst, kann es nur ein Missverständnis sein. Ich habe damit nicht meiner Meinung Ausdruck verliehen, sondern damit die Darstellung der Ereignisse in Mügeln im Text ironisch zusammengefasst. Inhaltlich kann ich mich dem Kommentar von Kim Kitten voll anschließen. Das Sortieren zwischen „nützlichen“ und „unnützen“ Einwanderern ist eben nur ein a n d e r e r Rassismus, als die Jagd auf Flüchtlinge. Es ist aber nicht w e n i g e r rassistisch.
als macker muss er sich dabei gar nicht outen. verschwindet der rassismus etwa wenn die polizei da ist? der mob der ausländer_innen durch die straßen jagt bleibt, auch wenn die polizei wieder weg ist und deren rassismus kommt ja nicht vom himmel, sondern ist ausdruck gesellschaftlicher verhältnisse. klar gibt es den im text angesprochenen kulturrelativistischen „antira-konsens“ der dann in rufen wie „nazis raus“ seinen höhepunkt findet und sich so am ende als „deutsch“ outet. aber dieser offizielle „konsens“ darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dabei nicht darum geht nicht-rassistisch zu sein, sondern die deutungshoheit darüber zu bewahren wie man mit dem „problem ausländer“ umgeht.
man will die „volksgemeinschaft“ um jeden preis rein halten von bösen störenfrieden, seien es rechte oder sonstige. nie wieder wollen sich die deutschen, die doch die wahren opfer der geschichte sind, vorwerfen lassen man wäre nicht gegen den, der einen verführen will angegangen, schließlich ist man ja geläutert aus der geschichte hervorgegangen und kann sich deshalb moralisch überlegen fühlen. und wie man gerade in zeiten der „krise“ sehen kann ist die deutsche ideologie noch lange nicht am ende, sondern scheint in politik und gesellschaft, angeführt von den sich selbst als besser menschen verstehenden linken, den ton anzugeben.
Die Einschätzung „Still not loving Reality“ ist eindeutig mehrdeutig.
Könnte bedeuten, die ‚Realität‘ im Sinne von ‚Verhältnisse‘ wird nicht akzeptiert, sondern soll verändert werden.
Könnte aber auch bedeuten, dass weiterhin kein Hang dazu besteht, sich mit der Realität auseinanderzusetzen.
😉
Ich verstehe Eure Kritik am rassistischen Konsens nicht. Der Begriff sagt doch nicht mehr und nicht weniger, als dass es keine nennensweren politischen Kräfte in diesem Land gibt, die grundsätzlich etwas dagegen tun (wollen), dass (bürgerliche)Rechte nur für „Deutsche“ in vollem Umfang gelten und dass es zahllose Spielarten von Diskriminierung und Ausgrenzung aufgrund ethnischer, phänotypischer oder vermeintlich „rassischer“ Merkmale gibt.
Was bitte ist an dieser These (grundsätzlich) falsch?
Staatliche oder zivilgesellschaftliche „Bunt statt braun“-Initiativen etc. sind zwar dagegen, dass man Ausländer (tot)schlägt, aber gegen Rassismus als strukturelles Element der Gesellschaft haben und tun sie in der Regel nicht. Die Regel wird natürlich wie immer durch Ausnahmen bestätigt, die aber wie gesagt politisch nicht relevant sind.
oder „Anti-EGewalt“.
Und warum darf nicht antirassistisch sein, wer antideutsch sein will?!?
Wie kann man allen Ernstes die „Sehnsucht nach dem Besseren Leben“ von 1989 loben, aber vom nationalistisch-rassistischen Wahn in den Folgejahren, der untrennbar daraus folgte, nichts mehr hören wollen? Und dann noch mit dem tollen Argument, das sei ja schon so lange her?!?! Den Spruch hab ich irgendwo schon mal gehört…
@Berliner: „Das Sortieren zwischen „nützlichen“ und „unnützen“ Einwanderern ist eben nur ein a n d e r e r Rassismus, als die Jagd auf Flüchtlinge. Es ist aber nicht w e n i g e r rassistisch.“
Falsch. Das Sortieren ist nicht hübsch, es ist aber nicht rassistisch, weil sich die Unterteilung nicht anhand er Frage der „Rasse“ festmacht, sondern eben, an der Nützlichkeit. Also für eine Kiezberliner zum mitschreiben: Wenn der deutsche Staat seine Grenzen dichtmacht, macht er das für lettische Flüchtlinge genauso wie für kongolesische. Rassistisch wäre es, wenn er anhand der „Rasse“ entschiede, das tut er aber nicht. Bei angeworbenen Fachkräften spielt deren „Rasse“, also primär deren Hautfarbe, keine Rolle. Der Begriff des Rassismus passt da einfach nicht. Er ist Ideologie.
Warum der Antirassismus tendenziell völkisch ist und Menschen nur über der Kulturzugehörigkeit einteilt, steht in Ansätzen im Text. Und das kannst du bei sämtlichen Multikultifestivitäten genauso beobachten, wie eben im beschriebenen Beispiel über die Narrenfreiheit von Sexisten mit Migrationshintergrund in besetzten Häusern oder was davon noch übrig ist.
@setztensechs: Die „Sehnsucht nach dem besseren Leben“ wird nicht gelobt, sondern noch asl das sympatischste dieser wiederlichen Volksbewegung bezeichnet. Wo siehst du denn im Text eine Forderung nach einem Schlußstrich? Lies richtig und sülz keinen Scheiß.
@mehmet scholl
Bei Deinem Versuch, den Rassismus aus der deutschen Gesellschaft wegzudefieren, widersprichst Dir mehrmals selbst:
Erst sagst Du, dass es dort, wo die vermeintliche „Rasse“ kein Kriterium ist, auch keinen Rassismus gäbe. Dann argumentierst Du aber auf einmal nicht mehr mit „Rasse“ (oder Hautfarbe, was für Dich dasselbe zu sein scheint), sondern mit der Herkunkft.
Meinst Du wirklich, dass die Abschottung der deutschen Grenzen gegenüber dem Kongo und dem EU- und Schengenmitgliedsstaat Schengen dasselbe sei? 🙂
Und glaubst Du etwa wirklich, dass kongolesische und lettische EinwanderInnen in Deutschland gleiche „Chancen“ haben – wenn Du schon so gerne in Neusprech redest?
Dein Rassismusbegriff ist ähnlich ausgefeilt und kritisch, wie der eines gewöhnlichen grünen Kreistagsabgeordneten – der im Übrigen genau so argumentieren würde wie Du.
„Der Begriff des Rassismus passt da einfach nicht. Er ist Ideologie.“
Warum bitte schön schließt Ideologie Rassismus aus?!? Ich denke Rassismus a l s Ideologie!
Der Beobachtung, dass es auch viele AntirassistInnen gibt, die Nationen, Völker und Kulturen essentialisieren, und das mitunter auch im völkischen Sinne stimme ich voll und ganz zu. Nur stützt ja eher die These eines rassistischen Konsenses, als sie zu widerlegen!
Aber die These, dass „DER“ Antirassismus völkisch sei, wird mit keinem Wort belegt – weder im Text noch bei Dir.
noch eine kritik:
http://gruppesurleau.blogsport.de/2009/10/03/leipzig-10102009/
@ mehmet scholl:
Der Selektion nach „sozialer“ Nützlichkeit dürften auch „deutsche Asoziale“ zum Opfer fallen, das hat also wirklich nichts mit Rassismus zu tun – eher mit Sozialdarwinismus.
Die Frage ist doch, was man unter Rassismus versteht. Ein- und Ausgrenzung nach nationalen/staatlichen Gesichtspunkten wie in Deinem Beispiel kann man sehr wohl als Staatsrassismus bezeichnen, denn in diesem Fall ist ein Bürger der BRD einfach mehr wert als ein Lette oder Kongolese, eben weil diese nicht Bürger der BRD sind. Hier maßt sich der Staat an zu entscheiden, wer wo wann leben darf.
@ Wendora Travalgar:
„Geil und damit hast du dich auch schon als Macker disqualifiziert. Schöne Logik, wer sich im Kampfsport-Test auf der Straße als erfolgreicher erweist, muss natürlich auch die bessere Kritik am Start haben. Ganz klar.“
Wer als Grundlage über weite Phasen selbst nichts anderes als Polemik liefert, muss dann wohl auch mit Polemik klarkommen.
@berliner:
ich frage mich, warum es um einen besonders „ausgefeilten“ rassismusbegriff gehen soll und nicht um einen wahren. mag sein, dass der grüne provinzler das genauso sieht. nur macht es dies nur deshalb nicht weniger korrekt. es geht um den begriff „rassismus“, d.h. die einteilung von menschen nach „rassen“ (die nunmal am ehesten an der pigmentierung der haut festgemacht wird). dies tut – und da bleibe ich dabei – der deutsche staat im gegensatz zu einigen unbelehrbaren zonis – nicht. er orientiert sich, genauso wie die wirtschaft, an nützlichkeit. ja, wenn der kongolesische arbeiter besser ausgebildet ist, als der lettische, wird diesem der vorzug gegeben. mit ausnahme vielleicht von ostdeutschen tankstellenbetreibern. dass du das nicht verstehen willst, das meine ich mit ideologie.
ich habe mich vorher unverständlich ausgedrückt. klar ist der rassismus eine ideologie. genauso wie deine sichtweise, also der antirassismus, eine ideologie ist. Also: Der Rassismus selbst, als auch der linke Blick darauf, sind zwei Enden der selben Wurst. Noch der größte Antirassist neidet dem schwarzen Afrikaner seine angebliche Triebhaftigkeit oder vornehm ausdrückt: Seine Hang zum Trommeln, Tanzen und Fladenbrot backen. Angesichts der Liebe zu Ethno-Food, Multikulti-Festen und der Begeisterung für Moscheebesichtigungen für die BRD von einem rassistischen K O N S E N S zu sprechen, ist verlogen und falsch. Klar gibt es hier Rassisten. Aber Rassismus ist im Gegensatz zum Antirassismus keine Leitideologie. Denn noch der letzte CDUler sagt, dass man zum Neger nett sein sein soll.
@ziffel: ja, mag ja sein, die welt ist schlecht. nur ist es kein rassismus. in lettland habe ich doch auch nicht die gleichen rechte, genauso wie im kongo. Hier maßt sich Lettland oder der Kongo an, „wer wo wann leben darf“. Das hat doch viel eher etwas mit einer nationalstaatlich eingerichteten welt zu tun als mit rassismus. Die Einteilung verläuft nach Grenzen, nicht nach Hautfarbe.
Kommt doch runter von diesem linken Bauchgefühl und lügt euch nicht selbst in die tasche. das ist doch das gleiche phänomen, wie es antisexisten vorexerzieren, die den begriff sexismus so weit „ausfeilen“, dass männer per se potenzielle vergewaltiger sind und der blick aufs h&m-plakat sexistisch. Bullshit!
@mehmet Scholl
Danke, dass Du Dein Argument noch mal auf den Punkt gebracht hast: Wenn man beschließt nett „zum Neger“ zu sein, hat man mit Rassismus nichts mehr am Hut.
Auch wenn Du immer wieder behauptest, Rassismus ließe sich auf „Rasse“ reduzieren – es ist und bleibt falsch. Wenn Du es mir schon nicht glaubst, darf ich hier mal ausnahmsweise Adorno zitieren:
„Das vornehme Wort Kultur tritt anstelle des verpönten Ausdrucks Rasse, bleibt aber ein bloßes Deckbild für den brutalen Herrschaftsanspruch.“
Es scheint Dir nicht zu schmecken, aber Rassismus ist – wie jede Ideologie – ein strukturelles Phänomen. Alles, was ich behaupte, ist dass die Herrschaftsideologie des Rassismus sich in der Bundesrepublik Deutschland auf einem (weitgehenden) Konsens derjenigen ausruhen kann, die davon profitieren. Die entscheidende Frage danach, wer wen sortiert stellst Du nämlich nicht. Rassismus ist in erster Linie ein gesellschaftliches Problem und kein staatliches.
Um Rassismus zu erleben, braucht’s keine „ostdeutschen Tankstellenbesitzer“. Bei der Wohnungssuche im ach so weltoffnenen Berlin reicht es schon, einen türkischen Nachnamen zu haben – ohne dass die „Pigmentierung der Haut“ oder der deutsche Pass in Augenschein genommen werden!
Wenn Du Dich mit gesellschaftlichen Verhältnissen nicht auseinandersetzen willst, lass es bleiben. Aber dann komm von Deinem arroganten Film runter und hör auf, Theorie mit „linkem Bauchgefühl“ und Unwissenheit mit „Wahrheit“ zu verwechseln!
das adornozitat gibt ja meiner argumentation recht, dass nämlich die allgemeine begeisterung für fremde kulturen – seien sie noch so barbarisch – der deutschen letztendlich nur ein „bloßes deckbild“ der faszination des unbekannten fremden darstellt. das ist umgedrehter rassismus, als antirassismus getarnt (die zwei enden der gleichen wurst, von der ich sprach), aber in keiner weise der, den die leipziger als grundlage ihres pamphlets sehen. die meinen, genau wie du offenbar, tatsächlich, dass es den rassismus, der anfang der 90er weite teile der republik erfasste, heute so noch gibt. jede empirie steht dagegen. brennt irgendwo ein asiatischer imbisswagen, und sei es nur wegen eines kurzschlusses, stehen zwei tage später demonstranten auf dem marktplatz und fordern das verbot der npd. das sind heute komplett andere verhältnisse, auch wenn die gefahr eines rollbacks sicher nicht ausgeschlossen kann. wer das ignoriert, verharmlost die widerlichen rassistischen zustände anfang der 90er dessen zahlrieche opfer. nicht mehr und nicht weniger.
bitte fang nicht an, von denen zu faseln die vom angeblichen rassistischen konsens profitieren. staat und kapital oder was? so ein quatsch.
berlinsoße: das glaube ich dir nicht. wenn ein mehmet nachvollziehbare einkommensquellen (was man einem vermieter nich übel nehmen kann…)nachweist, wird er dem volksdeutschen otto mit sozialhilfebescheid vorgezogen.
@mehmet scholl
Richtig, ob nun „umgredreht“ oder nicht, es geht um Rassismus. Da sind wir uns ja – Adorno sei Dank – einig.
Aber wieso ist es für Dich so unbegreifbar, dass es auch ohne ohne Brandsätze und trotz NPD-Verbot einen wirkungsmächtigen oder gar konsensualen Rassismus geben kann?!?
Die Theorie magst Du ablehnen, aber wenn Dir zu empirischen Belegen nicht mehr als ein trotziges „glaub ich nicht“ einfällt, kann ich nur sagen: Still not lovin‘ reality, eh?
Nur noch ein Kommentar: Dass Du bei Profiteuren sofort an Staat und Kapital denkst, zeigt eher Deine eigene Staatsfixiertheit. Ich hatte eher die weiße, biodeutsche Mehrheitsbevölkerung im Blick.
Dein „empirischer Beleg“ besteht bisher ledigluch aus einer Behauptung. Wieso sollte jemand dieser Glauben schenken?
Hier ein Verweis zu einer wissenschaftlichen Studie, die meine „Behauptung“ belegt. Aber ich kann natürlich niemanden zwingen, Fakten zur Kenntnis zu nehmen.
http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/1/ein-deutscher-name-ist-die-halbe-miete/
aus der taz… stell dich doch nicht dümmer als du bist. „etine Studie einer Studentin“… na wenn das mal nicht wissenschaftlichen ansprüchen genügt. wenn man will kann man mit den methoden der von dir verlinkten studie beweisen, dass ostdeutsche häufiger maikäfer zertreten als westdeutsche.
wenn du da anrufst, und sagst, dass du sozialleistungen beziehst, bekommst du erst recht keine wohnung. interessiert das irgendwen? bekämpft die linke einen „sozialdarwinistischen konsens“. nein, sie tut das, was sie schon immer macht, ob richtig oder falsch, spielt keine rolle.
nochmal: ich sage doch nicht nicht, dass es so etwas nicht gibt. aber den schnöden rassismus alter schule, wie ihn die leipziger beschrieben haben, zur deutschen leitidiologie zu halluzinieren, dagegen wehre ich mich. die linke (und du offenbar mit ihr) muß lernen, zwischen auftrtenden phänomenen und einem „konsens“ zu unterscheiden. das tut sie bei strafe des untergangs bisher nicht und hält stattdessen an liebgewonnenen dogmen wie dem rassistischen konsens fest. das man sich dabei faustdick in die eigene tasche lügt, zeigen die gereizten reaktionen auf den text der bt.
Dein Kommentar zu dem Link zeigt vor allem zweierlei: 1) Was Du nicht glauben willst, glaubst Du auch nicht – Argumente hin oder her. Und 2) Wenn Dir keine Argumente mehr einfallen, schaltest Du in Nullkommanix um auf platteste Polemik. Oder Du behauptest einfach nie gesagt zu haben, was eben noch Dein zentrales Argument war – frei nach dem Motto „ob richtig oder falsch, spielt keine rolle“
Die „gereizten Reaktionen“ rühren nicht daher, dass der Text so unheimlich schmerzliche Warhheiten kund täte, sondern von dem Duktus, dass Andere oder gar „die Linke“ von ihm – oder noch schlimmer, von Leuten wie Dir – zu „lernen“ hätten. Bei so viel Undifferenziertheit und billigen Rundumschlägen ist heftiger Widerspruch allemal angebracht.
Letztlich scheint es Dir nur darum zu gehen, Dich in schlechter linker Manier darin zu suhlen, dass ja niemand auf Deine weisen Worte hören will – dazu werde ich Dir nicht noch mehr Futter liefern.
Don’t Feed the Troll!
mal abgesehen vom einigermaßen passablen sprachstil ist der text inhaltlich eine polemisches aneinanderreihungsgemisch von fakten, behauptungen und wunschdenken, die übliche notearsforkrauts-querfrontsoße eben – hätte es ein michael moore verfasst würdet ihr es wahrscheinlich verschwörungstheorie schimpfen. wesentlich sind für mich die gemeinsamkeiten zwischen dem text und dem demoaufruf, nämlich die subsumtion alles möglich- und umnöglichen unter die kategorie „deutsch“, damit sitzen also quasi beide im selben boot und es hat den anschein als stritten sie in erster linie darum wer denn nun mal das ruder halten darf.
ich könnte jetzt im selben stil ein bißchen daherpolemisieren warum denn der begriff rasissmus völkisch oder eben nicht völkisch ist, oder warum die von beiden verwendete kategorie „deutsch“ völkisch ist oder den völkischen charakter ihrer benutzer offenbart, oder warum der begriff völkisch an sich völkisch ist…. dann untermale ich den ganzen brei noch mit ein paar plausiblen beispielen aus dem realen leben – wie dem bioerdgasbetriebenen stadtbus in oberhinertammergau – und fertig ist die querfrontscheiße.
mit so einem text bewirke ich dann die hunderttausendste theoriediskussion unter den bloggern und checkern der szene während die herrschenden munter weiter die arbeitsmigration marktgerecht organisieren, akw-laufzeiten verlängern, die letzten noch bezahlbaren stadtviertel umstrukturieren usw. – das alles sind jedoch dinge die euch nicht interessieren, in eurer ideologie gibt es ja auch keine herrschenden sondern nur ein system wo jeder irgendwie mitmacht – und natürlich den deutschen volkskörper…
1. was hast du gegen polemik?
2. „Oder Du behauptest einfach nie gesagt zu haben, was eben noch Dein zentrales Argument war (..)“ Wo?
du meinst nicht ernsthaft, dass, nur weil mich deine humboldt-studentin nicht überzeugt, ich kritikresistent sei? naja, damit kann ich leben.
meine worte sind nicht weise, aber sie sind richtiger als das gebrabbel berufslinker antirassisten.
wie auch immer. ich glaube, wir haben uns auseinandergelebt. adieu.
[…] 20 Jahre Antifa: Still not loving Reality – eine Kritik am Aufruf der Demonstration „Still not lovin’ Germany“, die am 10.10.2009 in Leipzig als Flugblatt verteilt wurde. […]
Da habt ihr ja einen schönen Haufen Krümel gemacht – ich hoffe, ich sehe euch trotzdem alle am Sonnabend bei „Leipzig nimmt platz“ – falls ihr bis dahin fertig seid mit dem Unterschied zwischen völkisch und rassisch…
@MM: wer mit dem Imperium marschiert, ist zwar Appeaser, aber noch lange kein Pazifist
„still not“ heisst „immer noch nicht“ und nicht „noch nicht“.
Außerdem sind die Einschaltquoten der öffentlich rechtlichen Sender ungefähr gleich denen der privaten Sendeanstalten.
Lange nicht so einen auto-suggestiven Text gelesen.
Das mutet insbesondere deshalb so skuril an, als es immer wieder als Vorwurf in Richtung der Leipziger Gruppen auftaucht. Das Einzig auto-suggestive ist euer Text.
Komisch das der so aus Halle kommt.
Klassisches Beispiel von Selbstverkennung. Da werden eigene Reflexe auf andere Menschen projeziert und Unwahrheiten verbreitet.
Nach dem Lesen einiger Absätze könnte durchaus der Eindruck entstehen, dass es in Deutschland mittlerweile einen linksliberalen Konsens gebe würde. Als in Mecklenburg 2008, namentlich in Bützow, der rassistische Mob versuchte einen Dönerladen anzuzünden, verschwand die Polizei. Verurteilt wurde niemand.
Die Frage ist immer: welche Beispiele suche ich mir und was unterstelle ich meinem Gegenüber.
Deshalb konnte ich den Text auch nicht zu Ende lesen.
Hilfe. Realität sieht anders aus.
Anstatt das TV als Anhaltspunkt für deutsche Befindlichkeiten zu sehen solltet ihr die Leute in der Straßenbahn mal fragen wie gern sie „ihr“ Deutschland haben und wie gerne sie hier inmitten von Asylbewerben leben. Hier in Mecklenburg-Vorpommern kenne ich da so einige Antworten, die eurem Text einfach mal so die Grundlage entziehen.
schaut mal die zdf-doku,
„dis is wo ich herkomm“ mit „samy deluxe“?
deutsch wird langsam wieder „cool“ und „hip“,
da passen dann auch ein paar vorzeigeimmigranten gut ins bild, die schillers „rhymes“ dissen.
[…] weiterlesen […]
habe auch meine probleme mit dem text, abseits der diskussion um antira und völkisch. eigentlich ist es die frage nach realität, der wirklichkeit, die dieser text aufstellt und eben den demoogranisatoren/demonstranten in lpz. relitätsferne unterstellt. die wirklichkeit sähe anders aus als in postuliert. was wurde denn postuliert? dass es 1989 keine emanzipatorische revolution gab. dass die heutige (z.B. konsum-) freiheit eine farce ist. dass nationen, und allen voran deutschland, abgeschafft gehören.
ihr sagt: alles besser als vorher. beleg: einschaltquoten, politische floskeln.
verkennt meiner meinung nach den gesellschaftlichen konsens, dass BISLANG einige (antisemitische, rassistische) aussagen und einstellungen NOCH geächtet sind, die aber trotzdem existieren und sich auch zeitweise verwirklicht finden. vielleicht noch nicht vollends im kollektiv, aber im individuum. wie ihr so schön im text herausgearbeitet habt: das vermeintlich kollektive bindet seit dem nationalsozialismus (an dem eigentlich nur das wort national was mit nation zu tun hat, denn er war eine internationalistische bewegung und zuallerst rassisch). und dieses vermeintlich kollektive (=deutsche=abstammung/herkunft) suchte seine größte reinheit nach dem anschluss des ostteils, der sog. wiedervereinigung. aber diese sog. wiedervereinigung durfte nur stattfinden, unter der prämisse deutschland sei ein so „normales“ land wie frankreich geworden. dies ist der konsens, der sich heute im verständnis findet, vermeintlich ein normales land geworden zu sein (diesem konsens schließt sich der text an), ja mal wieder „noch besser“ (natürlich im guten sinn – am deutschen wesen soll die welt genesen) als die anderen, denn die deutschen hätten ja gelernt aus der geschichte und seien sich der verantwortung bewusst.
wer allen ernstes denkt, die deutsche mehrheitsgesellschaft hätte sich von der idee des rassimus verabschiedet, der sollte sich informieren.
da: http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_19991208_OTS0046 oder sonstwo… über (modernen) antisemitismus ganz zu schweigen – auch wenn nach eurer logik zu den demos gegen den gazakrieg nur ‚anhänger des propheten‘ aufmarschierten und deshalb im „neuen deutschland“ derlei probleme der vergangenheit angehören.
wer in dem deutschen gesellschaftlichem konsens über das deutsche grundverständnis (der in tv, tv-einschaltquoten und bundestagsreden und sonstwo zu finden ist) die wirklichkeit zu erkennen glaubt, verkennt die realität.
[…] . . „still not“ heisst „immer noch nicht“ und nicht „noch nicht“ […]
[…] etc. GA_googleFillSlot("468x60_default"); […]
[…] 20 Jahre Antifa: Still not loving Reality (AK Antifa Halle) […]
aus dem januar-„cee ieh“ zum gleichen thema (gegen die leipziger demo, inex-postionen etc.). das flugblatt wird irgendwo auch am rande erwähnt.
http://www.conne-island.de/nf/172/19.html
ihr seid eine völkische sekte über die man in israel lacht.
gruß aus jerusalem
Prinzipiell zugeneigt, muss ich mich doch sehr über den Usus der Preisgabe von Informationen einiger Kommentatoren durch die BT wundern. Bietet doch ein „Blog“ die Möglichkeit des zivilisierten Austauschs gerade auch durch seine Anonymität und der damit verbundenen Notwendigkeit (im besten Fall) die Brennweite auf die Inhalte einzurichten.
Dass einige Kommentatoren diesem ideal nicht gerecht werden, mag stimmen und verstimmen; das vermittelte Aufscheinen des möglichen unmittelbaren Bezug zum Autor eines Kommentars durch die Preisgabe seines Standorts hat jedoch eine durchweg unangenehme Schlagseite, zumal in ihm vermutlich eine so niederträchtige Tätigkeit wie Antifa-Recherche oder ähnlicher MumboJumbo überdauert, obwohl schon längst überwunden geglaubt.
@L.: Und ganz Tel Aviv lacht über dich.
Grüße vom Strand.