Dass eine gehörige Portion Israelkritik in der deutschen Orientwissenschaft zum guten Ton gehört, ist nichts Neues. So ist es nicht verwunderlich, dass diese Praktik auch vor dem Orientalischen Institut der Universität Halle keinen Halt macht: Seit einigen Jahren veranstaltet das Institut eine in unregelmäßigen Abständen stattfindende Vortragsreihe mit dem Namen „Nahostdebatten – Politische Positionen und wissenschaftliche Analysen“, bei der so ziemlich jeder zu Wort kommt, der seinen Senf zum Nahen Osten und auch darüber hinaus dazu geben möchte.
Um nicht in den Verdacht der „einseitigen Betrachtungsweise“ zu geraten – eine frevelhafte Praxis in der akademischen Wissenschaft –, sind auch Positionen willkommen, die das angestaubte Weltbild des gemeinen Orientalisten einer mehr als überfälligen Kritik unterziehen. Bereits in der Anmoderation als ,extrem‘ und polemisch dargestellt verlassen diese Vorträge jedoch für den studentischen Wissenschaftsnachwuchs schnell den Rahmen des Vertretbaren. Der Zuhörer ist der Aufforderung ausgeliefert, auf Teufel komm raus die „goldene Mitte“ zu finden. Fakten scheinen dabei weniger eine Rolle zu spielen. Es geht allein um den „kritischen Diskurs“, also in bester postmoderner Tradition darum, die Wahrheit auszudiskutieren. Selbst wenn der eine oder andere Redner in einem unkontrollierten Moment seine wahren Intentionen allzu klar formuliert, scheint die Freiheit des Wortes immer noch höher zu stehen als der Wahrheitsgehalt des selbigen: Ein deutscher Pastor, der seit Jahrzehnten in einem Vorort von Jerusalem haust und Anzeichen von Senilität erkennen lässt, schwadronierte ganz ungeniert vom „jüdischen Finanzverschwörer Madoff“, ohne dass seitens der verantwortlichen Dozenten eingegriffen wurde. Erst die Kritik eines Studenten ließ den Mann Gottes panisch zurückrudern. Des Weiteren forderte ein israelischer Aktivist vom „Israeli Committee Against House Demolitions“, einer selbst in der israelischen Linken zurecht kritisierten NGO, die versammelte deutsche Jugend dazu auf, sich dem „Apartheidstaat“ entgegenzustellen. Abgesehen davon, dass diesen Referenten der wissenschaftliche Background, auf den sonst immer mit Beharrlichkeit gepocht wird, beim besten Willen nicht anzuerkennen war, entpuppten sich selbst die hoch gelobten „politischen Positionen“ als reines Ressentiment. Unter dem Deckmantel des Pluralismus scheint jeder willkommen zu sein, seinen rationalisierten Vernichtungswillen unter die Studentenschaft bringen, solange er diesen auch lautstark vertreten und – mit möglichst tragischen subjektiven Leidensgeschichten versehen – dem nach antisemitischen Input lechzenden Publikum zu präsentieren vermag.
Die linksdeutsche Studentenschaft in Form der „Institutsgruppe Orient“ will ihren universitären Vorbildern und -denkern natürlich in Nichts nachstehen. Im Gegensatz zur Alma Mater vertritt sie ganz unvermittelt eine wahnhafte Ideologie. So wird ständig zu allerlei zweifelhaften Veranstaltungen geladen: Etwa zur unkommentierten Vorführung des Filmes „Checkpoint“ des israelischen Regisseurs Yoav Shamir, welcher ohne Einordnung alltägliche Szenen an israelischen Checkpoints in der Westbank zeigt. Außerhalb Israels wird er hauptsächlich genutzt, die vermeintliche Diskriminierung der Palästinenser durch die Israelis zu zeigen und mit emotionalen Bilder eine antijüdische Stimmung zu erzeugen, der sich auch der versammelte Studentenmob nicht entziehen wollte und sich so gegenseitig in Sachen Judenhass hochschaukelte, wobei jede zur Vernunft gemahnende Stimme niedergebrüllt wurde. Da mit dem eigenen Aktivismus wohl noch nicht genug der Ideologie verbreitet und Schaden verursacht wurde, bewirbt die „IG-Orient“ in ihrem Newsletter jeden noch so debilen Scheiß, der irgendwie zum Gegenstand und in ihr durch und durch ideologisiertes Weltbild passt. Als aktuelles Exempel sei nur die völkisch-antisemitische Veranstaltung der Primitivpazifisten des hallischen Friedenskreises mit dem passenden Titel „Durst auf Heimat“ genannt. Eine Auseinandersetzung mit den zu dieser Veranstaltung aufgelaufenen Wutbürgern findet sich an prominenterer Stelle dieser Ausgabe.
Mantrahaft wird immer wieder betont, dass das Orientalische Institut innerhalb seiner Debatte überhaupt keine politische Position bezieht, was nur noch den Schluss zulässt, dass das Treiben an selbigem reiner Selbstzweck ist bzw. den Orientalisten ihren Arbeitsplatz sichert. Im Rahmen der Rationalisierung universitärer Strukturen empfiehlt die Bonjour Tristesse, das Orientalische Institut zu schließen und seinen Mitarbeitern, sich einer beruflichen Zukunft außerhalb des Wissenschaftsbetriebes in der Gastronomie als Falafelverkäufer zuzuwenden. Gleiches gilt für die Studenten. Der Schaden, den sie dort anrichten können, beschränkt sich auf eine Lebensmittelvergiftung.
(tlv)
Die Dummschwätzer
18. Februar 2012 von bonjour tristesse
„Bereits in der Anmoderation als […] polemisch dargestellt verlassen diese Vorträge jedoch für den studentischen Wissenschaftsnachwuchs schnell den Rahmen des Vertretbaren. Der Zuhörer ist der Aufforderung ausgeliefert, auf Teufel komm raus die „goldene Mitte“ zu finden. Fakten scheinen dabei weniger eine Rolle zu spielen.“
Das klang jetzt wie Veranstaltungen von AG Antifa, Bahamas und Co.
P.S.: Bis auf einen einzigen Professor haben alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Orientalischen Instituts mit diesem Unfug nichts zu tun. Aber was solls, die Sache mit dem Falafelverkaufen ist ja sooo originell, da musste man sie noch unterbringen.
@Prof. Sinnlos
Der einzige Professor ist aber ausgerechnet der mit weitem Abstand klügste Kopf am Orientalischen Institut und vor allem moralisch nicht so verkommen wie seine Studenten.
Ach so, darum organisiert er auch die hier zu Recht kritisierte „Nahostpositionen“ (oder so)-Reihe. Im übrigen ist er nicht der einzige Professor. Du bist ja noch verrückter als ein Nahost-Bachelor!
„Der einzige Professor“ bezog sich auf dein „Bis auf einen einzigen Professor“. Bisschen kurze Aufmerksamkeitsspanne?
Aufmerksamkeitspanne vielleicht auch bei Dir?
A: „Bis auf einen einzigen Professor haben alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Orientalischen Instituts mit diesem Unfug nichts zu tun.“
B: „Der einzige Professor ist aber ausgerechnet der mit weitem Abstand klügste Kopf am Orientalischen Institut und vor allem moralisch nicht so verkommen wie seine Studenten.“
A: „Ach so, darum organisiert er auch die hier zu Recht kritisierte “Nahostpositionen” (oder so)-Reihe.“
Der Grundwiderspruch scheint mir noch nicht aufgeklärt zu sein, es sei denn, Du teilst die Kritik im obigen Kurztext nicht.
In ganz simpel für dich:
– Professor veranstaltet diese Reihe, in der neben klugen auch üble Leute zu Wort kommen, was kritikabel ist.
– Professor ist aber immer noch angenehmer als seine Studenten, weil das veritable Israelhasser sind.
Capiche?
AAAAAH!!! Verstehe!!!! Bloß gut, dass man immer noch eine professorale Vaterfigur hat, von der man nicht lassen will.
Wo jetzt der Zusammenhang mit den anderen 20 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Instituts ist, deren moralische Verkommenheit Du wahrscheinlich auch einschätzen kannst, wurde mir zwar immer noch nicht klar.. Aber was solls, is mir alles zu sinnlos.
„AAAAAH!!! Verstehe!!!!“ – Anscheinend nicht, sonst hätteste nicht versucht, noch einen Bogen zu den anderen Mitarbeitern des Instituts zu schlagen, wo ich von der moralischen Verkommenheit der Studenten sprach.
„Aber was solls, is mir alles zu sinnlos.“ Dito.
„Im Rahmen der Rationalisierung universitärer Strukturen empfiehlt die Bonjour Tristesse, das Orientalische Institut zu schließen und seinen Mitarbeitern, sich einer beruflichen Zukunft außerhalb des Wissenschaftsbetriebes in der Gastronomie als Falafelverkäufer zuzuwenden.“
„wo ich von der moralischen Verkommenheit der Studenten sprach“
„ist aber ausgerechnet der mit weitem Abstand [!] klügste Kopf [!] am Orientalischen Institut [!]“
Alles weitere @ 21. Februar 2012 um 21:29
Simpler geht es dann wirklich nicht mehr. Allenfalls könnte ich noch nach jedem zweiten Wort ein „dialektisch“ einfügen, dann liest du die Sätze vielleicht auch.
A: „Tragischerweise ist der die Reihe veranstaltende Prof. X noch der klügste Kopf am Institut und vor allem moralisch nicht so verkommen wie seine Studenten.“
B: „20 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Instituts ist, deren moralische Verkommenheit Du wahrscheinlich auch einschätzen kannst“
Sinnlos.
Also, Psychologie-Studenten hätten ihre helle Freude an derlei Texten, die voll sind mit Projektionen, Zuschreibungen, reflexartigen, jedoch nicht durchdachten Reaktionen auf tatsächliche oder vermeintliche Äußerungen usw.
Bemerkenswert einseitige Sicht auf alle Dinge, in denen es irgendwie um Israel geht oder gehen könnte, reflexhafte und geradezu pathologische Gleichsetzung jeglicher Art von negativ wahrgenommenen Äußerungen zu Israel – ob sachlich oder nicht – mit einer Judenvernichtungsideologie usw.
Liebe „bonbon tristesse“ macherInnen! die einzigen Wutbürger seid doch ihr! die einzigen, die in einer engen Ideologie gefangen sind oder überhaupt einer derartigen anhängen, seid ihr! die einzigen, die den Sinn von Wissenschaft nicht verstanden haben: auch ihr.
Wenn Debatten veranstaltet werden, und sich jemand von euch zu Wort meldet, um womöglich Falschaussagen „seniler Leute“ richtig zu stellen – seid doch froh! Wer würde euch sonst schon wahrnehmen? Ernstnehmen??
Habt ihr auch gemerkt, wie ihr im text euer eigenes rassistisches Gedankengut und die Geringschätzigkeit gegenüber einfachen Berufsgruppen enthüllt?
Denn nach diesen Schimpfereien dient der „Falafel-Verkäufer“ ja eindeutig als Höhepunkt der kalkulierten Beleidigung.
Irgendwann wird wohl auch jemand ihre / seine BA-Arbeit über euch schreiben, soviel Stoff bietet ihr dennoch, außer dass mensch auch noch drüber lachen kann.
Seid auch froh, dass euer bemerkenswertes blatt eingegangen ist, sonst hätte ich das hier wohl nicht gelesen.
Au revoir, tristesse!