Die letzte israelische Militärintervention in Gaza wurde europaweit von einer Welle antisemitischer Ausschreitungen begleitet. Auch im Provinznest Halle gab es Proteste. Hier rotteten sich Anfang August etwa fünfzig Berufspalästinenser aus aller Herren Länder rund um Vertreter des Islamischen Kulturcenters und der Muslimischen Hochschulgruppe auf dem Marktplatz gegen Israel zusammen. Mit von der Partie war der Dozent Moien Abu-Saif vom Orientalischen Institut der Uni Halle. Offenbar gehört es dort zu den Verpflichtungen einer »Lehrkraft für besondere Aufgaben« gegen Juden zu demonstrieren. Neben Sprechchören, die den geistigen Leerlauf der Kundgebungsteilnehmer unterstrichen (»Gerechtigkeit für alle«, »Kindermord ist Kindermord«), wurden die gängigen israelfeindlichen Parolen wiedergegeben. In völliger Umkehr der Zwangslage Israels, dem Töten von Juden einen Riegel vorschieben zu müssen, bildete das Herzstück der Kundgebung ein Transparent, auf dem von einem »Völkermord in Gaza« die Rede war.
Um eine Delegitimierung Israels – wenn auch mit größerer Vorsicht – bemühten sich jedoch nicht allein die Demonstranten. So erklärte sich die manisch politische Ute L. (vgl. Bonjour Tristesse #12) zwar bereit, eine Gegenkundgebung anzumelden, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass dort keine Israelfahnen gezeigt werden würden. Sie begründete die Auflage damit, dass das Zeigen der Israelfahne gegenüber »Volksdeutschen« zwar in Ordnung sei, nicht jedoch gegenüber »Betroffenen« – ganz so als wäre die Kritik am Antisemitismus und die daraus folgende Solidarität mit Israel abhängig von der Herkunft der Antisemiten.
Ihre Ansicht vertrat auch die anwesende Polizei. Da sich die kleine Zahl von Gegendemonstranten nicht auf den Vorschlag der Aktivistin einließ, blieb den »Israelkritikern« das Symbol ihrer Obsession nicht erspart. Sie reagierten, indem sie die Fahne an sich rissen und dem Anmelder ihrer Kundgebung überreichten. Die Polizisten, die den Vorgang beobachteten, verzichteten jedoch darauf einzuschreiten und beschlossen stattdessen, dass die Fahne erst nach Ende der Kundgebung zurückgegeben werden sollte. Sie begründeten ihre Anweisung ebenfalls mit der Gemütslage der Demonstranten. Schließlich würde es sich bei diesen um betroffene Palästinenser handeln, denen man nicht zumuten könne, mit anzusehen, wie ihr Anführer die Fahne zurückgibt. Mit dieser Erklärung wurde der Angriff nachträglich von der Polizei legitimiert. Der Anmelder konnte die Israelfahne bis zum Ende der Kundgebung einbehalten und die Kundgebungsteilnehmer konnten ungestört ihrem Judenhass freien Lauf lassen. Das ist also die eingeforderte »Gerechtigkeit für alle« nach dem Gazagefühl. [uci]
Feel Gaza
30. März 2015 von bonjour tristesse
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