Peter Sodann hat uns lange begleitet. Es gibt wohl kaum eine Ausgabe der Bonjour Tristesse, in der der unsympathische Wahl-Hallenser, der einst das Neue Theater leitete, als Tatort-Kommissar das sonntägliche Fernsehvergnügen schmälerte und sich schließlich von der Linkspartei als Kandidat für den Posten des Bundespräsidenten aufstellen ließ, nicht mehrfach erwähnt wurde. Damit ist es nun vorbei. Wir werden Peter Sodann in Zukunft keine besondere Aufmerksamkeit mehr widmen. Der Mann ist inzwischen so alt, dass seine Äußerungen in der Redaktion der Bonjour Tristesse weniger für Kritik als für freundliches Verständnis sorgen: Wenn eine Oma aufgrund ihrer Gehschwäche die Fahrbahn blockiert, drückt man nicht auf die Hupe, sondern hilft ihr über die Straße. Außerdem arbeitet sich inzwischen selbst das bürgerliche Feuilleton an Sodann ab. Von den dortigen Lohnschreibern, die immer erst dann kritisch werden, wenn sie mit ihrer Kritik bei niemandem mehr anecken, trennt uns einiges.
Dennoch können wir nicht ganz von Peter Sodann lassen. Es ist wie mit einem Unfall oder mit Kotze in der Straßenbahn: Man will nichts damit zu tun haben, muss aber immer wieder hinsehen. Aus diesem Grund hat sich die Redaktion der Bonjour Tristesse entschlossen, jährlich einen Peter-Sodann-Preis für ostzonale Gesinnung auszuloben. Dieser Publikumspreis wird an Personen vergeben, die sich besondere Verdienste um die Pflege und Verbreitung aggressiver Weinerlichkeit (»belogen und betrogen«), dümmlicher Kapitalismusschelte (»die da oben«) und schlechten Geschmacks erworben hat. Die Trophäe, die ein semi-bekannter hallischer Künstler entwerfen wird, wird in der nächsten Ausgabe der Bonjour Tristesse vorgestellt. Der Peter-Sodann-Preis ist mit 44,37 Euro dotiert. Das entspricht genau der Summe des Begrüßungsgeldes, das sich DDR-Bürger 1989 bei ihrem ersten Besuch der Bundesrepublik in westdeutschen Einwohnermeldeämtern abholen konnten.
Vorschläge für die Nominierung können ab sofort (samt einer kurzen Begründung!) per E-Mail oder Facebook eingereicht werden. Die Nominierten werden in der nächsten Ausgabe der Bonjour Tristesse vorgestellt. Aus diesem Kreis können die Leser unserer Zeitschrift dann den Preisträger auswählen. Die Wahl wird von unparteiischen Beobachtern aus der Redaktion ausgewertet und überwacht. Wir wünschen allen potentiellen Kandidaten viel Glück!
Editorial. Der Peter-Sodann-Preis für ostzonale Gesinnung
30. März 2015 von bonjour tristesse
Hurensohne!!!
Ich möchte hiermit Anonym vorschlagen, der sich nicht nur durch aggresive Weinerlichkeit, sondern auch durch seine Vorliebe für eines der dümmsten Schimpfwörter (schlechter Geschmack) qualifiziert hat.
„oder mit Kotze in der Straßenbahn“
Des is ja ekelhaft. Muss echt nicht sein. Schaut’s den Monaco Franze. Der ist viel besser.
Großartiges Editorial! Eine echte Bereicherung für die Menschen und die Wahrung ihrer kulturellen Identität, insbesondere für die älteren Jahrgänge. Ich hoffe, die Auslobung des Peter-Sodann-Preises wird auch kräftig beworben, beispielsweise auf MDR figaro oder in der jungen welt.
Ich nominiere Denny Schönemann aus Trebitz bei Bad Schmiedeberg bei Wittenberg bei Dessau (hinterm großen Stein einfach links abbiegen). Schönemann ist das Gesicht hinter einer Kampagne, die gegen die Entscheidung des Radiosenders MDR Sachsen-Anhalt, den deutschen Schlager aufgrund seiner mangelnden Nachgefragtheit, aus dem Programm zu nehmen, mobil macht. Er drehte außerdem den Film „Kein Schlager im Rundfunk – Die Abrechnung“, der auf Youtube veröffentlicht wurde, in dem „über die aktuelle Situation der öffentlich rechtlichen Rundfunksender in Deutschland, welche ein großes Stück Kultur abschaffen“ würden.
Schönemann erfüllt alle Kriterien, die die Redaktion für eine Nominierung vorsieht mit Bravour. So hat sich das Wolfgang-Petry-Double eindeutig um „besondere Verdienste um die Pflege und Verbreitung aggressiver Weinerlichkeit“ (BT) verdient gemacht („[E]s gibt so viele junge Talente mit tollen Songs, die ihr Publikum finden würden, gäbe man ihnen die Chance.“; „Sind wir Schlagerfans denn keine Gebührenzahler? Haben wir nicht das Recht, hören zu dürfen, was uns gefällt?“ (Denny Schönemann). Schönemann bedient sich darüber hinaus der geforderten „dümmlichen Kapitalismusschelte“ (BT) („Es muss einfach etwas passieren. Ich wünsche mir das nicht immer das Kapital die Oberhand gewinnt, sondern die Menschen das bekommen was sie sich im Herzen wünschen ohne viel Geld dafür bezahlen zu müssen.“ (Denny Schönemann) und verfügt eindeutig über „schlechten Geschmack“ (BT) (Schlagerfan, Oberlippenbart).
Ich nominiere Prodomo-Autor Richard Kempkens wegen dem hier:
http://www.prodomo-online.org/m/ausgabe-17/archiv/artikel/n/prussian-blues.html
‚ungesehen‘ möchte ich die mdr-produktion ‚voss & team‘ nominieren (rtl-scripted-reality-soap trifft auf zonen-tv vom format ‚mach dich ran‘), das heute abend 20:15 im ddr-fernsehen zu sehen ist:
http://www.mdr.de/tv/programm/sendung537538.html
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beim fast fiebrigen grübeln darüber, wer denn nun der preis tatsächlich verdient hat, drängte sich mir die name uwe steimle (vgl. ‚mitternachtsspitzen‘: „die usa und israel überziehen die welt mit kriegen!“) geradezu auf. dieser mann beherrscht die hier eingeforderten kompetenzen (aggressive weinerlichkeit, dümmliche kapitalismusschelte und schlechter geschmack) wohl noch besser und in viel feinerer weise als der namensgeber des preises. ich schlage also vor, den ausgelobten preis in den uwe-steimle-award umzunennen; als erster preisträger kommt nur sodann infrage.
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[…] unserer Doppelausgabe Nr. 17/18 riefen wir unsere Leser auf, Kandidaten für einen von uns ausgelobten „Peter-Sodann-Preis für […]