Es gibt verschiedene Methoden, sich und der Welt zu versichern, dass man bereit ist, jegliche Schinderei duldsam hinzunehmen. Man kann sich einen Rosenkranz aufsetzen und den Rücken wund peitschen oder man besteigt einen Achttausender, um Nahtod-Erfahrungen zu machen und Zehenglieder zu verlieren. Eine andere Möglichkeit, die eigene Schmerztoleranz unter Beweis zu stellen, nahmen in Halle acht Teilnehmer eines Schärfewettbewerbs wahr, der vom Imbisslokal Curry 15 ausgerichtet wurde. Als Gewinn lockte ein iPhone. In zwölf Runden wurden dort den Teilnehmern Currywürste mit immer schärferen Saucen serviert. Zur Milderung des Leidens standen während der gesamten Tortur lediglich drei Toastbrote zur Verfügung. Wer einen Schluck der bereitgestellten Milch trank, war raus.
Die Stadien der Pein wurden in Scoville, einer Maßeinheit für Schärfe, bemessen. Begonnen wurde mit 11.000 Scoville. Das entspricht ungefähr der Schärfe der auf Chili-Basis beruhenden Gewürzsauce Sambal Oelek. In den folgenden Runden wurde es dann deutlich schärfer. Doch trotz tränender Augen, laufender Nasen, brennender Münder und Mägen sowie tauber Lippen wehrten sich die Teilnehmer gegen den erlösenden Griff zum Milchglas. Erst bei der 400.000-Scovillemarke, vergleichbar mit dem Biss in eine extrem scharfe Chilischote, hatten die ersten Erbarmen mit sich und gingen. Um solche Marter auszuhalten, reicht guter Wille allein nicht aus. Es bedarf der kontinuierlichen Selbstzurichtung. Stolz berichtete deshalb der Teilnehmer René: »Ich habe zuhause selber auch 500.000 bis 1.000.000 Scoville und die mache ich mir regelmäßig auf die Pizza drauf.« Solche Essgewohnheiten, die sich zunehmender Beliebtheit erfreuen, haben freilich wenig mit dem Genuss eines gut gewürzten Chili con Carnes gemeinsam. Es geht vielmehr um das Anpassen des Körpers an immer höhere Schmerzgrenzen und die Zurschaustellung der eigenen Leidensfähigkeit. René resümierte deshalb: »Man ist es gewohnt«. Durchhalteparolen begleiteten dementsprechend die Veranstaltung: »Es geht noch«, »Das halten wir noch ’ne Weile durch« und »So schlimm ist es nicht«, beschworen die Wettbewerber abwechselnd. Wie schlimm es wirklich war, zeigt der Umstand, dass der Kreislauf der Teilnehmer während des Wettkampfes ständig überwacht wurde.
Doch die Unnachgiebigkeit zahlte sich aus. Die Teilnehmer rangen sich Leistungen ab, denen Ernst Jünger höchsten Tribut gezollt hätte. 4.000.000 Scoville – ein handelsübliches Pfefferspray misst 2.000.000 Scoville – mussten geschluckt werden, damit endlich der Letzte aufgab. Am Ende übergab sich der Sieger, für den Zweitplatzierten wurde der Notarzt geholt und der Dritte spürte seine Hände und das linke Bein nicht mehr. [uzi]
Don’t Worry, Be Curry
2. Januar 2014 von bonjour tristesse
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