Nachdem ausgerechnet der Bundesvorstand der Linkspartei das Existenzrecht Israels anerkannt hatte, war das Image als Spaßpartei perfekt. Jedoch war nicht geklärt, wer nun der größte Spaßvogel der Partei sein soll. So tobt seit Sommer 2011 in der Linkspartei ein harter, aber zugleich amüsanter Titelkampf. Neben zahlreichen Bewerbern aus der ganzen Republik trat auch Anne Geschonneck, Chef der Hallenser Solid-Bande, SDS-Bundesvorstandsmitglied, Marx-21-Aktivist und Leiter des Bundesarbeitskreises Antimilitarismus und Frieden, mit fünf weiteren Genossen des SDS an. Diese hatten nach der Anerkennung des Existenzrechts Israels einen Antrag auf Palästina-Solidarität auf dem Bundeskongress des SDS gestellt. Ein solcher Antrag klingt jedoch nicht außergewöhnlich genug, als dass er für eine Nominierung gereicht hätte, denn schon lange Zeit vor dem Imagewechsel der Linkspartei zum Freund der Zwei-Staaten-Lösung gehörte Sympathie gegenüber »unterdrückten Völkern« zum Parteiprogramm wie ein Deckel zum Topf. Jedoch hat der Antrag genug Potential für eine Nominierung, weil die Bewerber ihn nicht spaßig begründen, sondern ernst meinen: »Der Antisemitismus der hierzulande zum schlimmsten Massenmord der Geschichte führte, kann nicht effektiv durch eine Vermeidung von Kritik, oder sogar durch Gutheißen der Politik vom israelischen Staat bekämpft werden. Antisemitismus kann erfolgreich nur durch die Berufung auf universalistische Prinzipien zerschlagen werden. Die gleichen Prinzipien schließen auch eine aktive Solidarisierung mit der besetzten palästinensischen Bevölkerung ein.« Um es kurz zu fassen: Palästina-Solidarität ist das einzige effektive Mittel gegen Antisemitismus. Mit diesem Paradoxon könnte Anne Geschonneck den Kampf der Nichternstzunehmenden gewinnen. Zwar verwechselt sie Dativ und Genitiv, aber gerade dadurch wirkt sie als Antisemit authentisch. Denn wie sagte Karl Kraus so schön: »Deutsch ist die Sprache derer, die zwar deutsch fühlen, aber nicht Deutsch können.« Aber eines sollte Anne Geschonneck noch beachten: Eine Bevölkerung kann nicht besetzt sein.
Falls wider Erwarten Anne Geschonneck auf Grund der großen Konkurrenz von BAK Shalom, Nordkorea-Freundeskreis und Cuba Sí nicht gewinnen sollte, ist der karrieregeilen Bewerberin viel Erfolg bei weiteren Bewerbungen zum größten Clown der Partei zu wünschen. So könnte die Hallenserin weitere Anträge stellen wie »Rückschritt ist Fortschritt«, »Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf« oder »Freiheit ist Sklaverei«. [bas]
Kommentar verfassen