Wir dokumentieren ein Flugblatt der AG „No Tears for Krauts“, das am 22. Februar bei einer „Phase-2“-Veranstaltung in Berlin verteilt wurde. Die „Phase-2“-Veranstaltung war dem Schwerpunkt des aktuellen Heftes, der Psychoanalyse, gewidmet.
Abschließendes zur Faselei der „Phase 2“.
„Man darf nicht nur keinen Gedanken haben, man muss auch unfähig sein, ihn zu formulieren – das ist das Motto der ‚Phase 2’.“ Alf, Gesellschaftskritiker und Vordenker der Genderbewegung, Staffel 3, Folge 2 (oder so)
Es dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben: In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Phase 2“ ist ein Artikel erschienen, dessen Autoren sich einen Scherz mit der Redaktion erlaubt haben. Dieser Scherz ist allerdings weit mehr als eine der traditionellen Spaßguerillaaktionen, mit denen junggebliebene Altautonome so gern aufwarten: Die Autoren dichteten der Präpubertierendenserie ALF unter Berufung auf Studien, Aufsätze und Interviews, die nie erschienen sind, ein emanzipatorisches Potential an. Darüber hinaus stellten sie ausgerechnet den behaarten Außerirdischen mit der tiefen Stimme und dem groben Humor als Vorkämpfer der Gender-Bewegung dar. Dümmer geht nimmer.
Das ist jedoch nur der halbe Skandal: Denn auch wenn die Fußnoten des ALF-Textes erstunken und erlogen sind, folgt der Artikel doch einem Muster, das zuvor schon hundertmal in der „Phase 2“ erprobt wurde: Die Argumentation ist hanebüchen. Private Vorlieben – für Comics, Fernsehserien, Regisseure, Nazijagden oder Geländespiele mit der Polizei – werden weltanschaulich aufgepeppt. Statt auf Logik und Vernunft wird auf Angebersprache, die Autorität von Fußnoten, name dropping und den zukünftigen Doktortitel der Autorin gesetzt. Obendrauf kommt schließlich eine Portion Pseudokritik, die Differenzierungsvermögen signalisieren soll, aber letztlich nur den Wunsch verrät, es allen recht zu machen: sowohl der Gender-Beauftragten als auch dem Traditionsantifa, dem PoMo-Aktivisten und dem akademischen Adorniten innerhalb der Leserschaft.
Ein Beispiel von vielen
Bereits das Vokabular des idealtypischen „Phase-2“-Textes („Einschreiben“, „Strukturmechanismen“, „Matrix“, „Topoi“, „Engführung“ usw.) und seine Satzkonstruktionen verraten alles. So erklärt – ein Beispiel von vielen – die „Phase-2“-Redaktion in der Einleitung zum Schwerpunkt des aktuellen Heftes: „Auch wenn die Psychoanalyse vielen als taugliches Analyseinstrument des Verhältnisses von Individuum und Gesellschaft dient, so bietet sie zugleich einigen Übereifrigen die Möglichkeit, mittels psychoanalytischer Begrifflichkeiten, den/die politische(n) Gegner/Gegnerin in unzulässiger Weise zu denunzieren oder pathologisieren. Es ist sicher nicht zuletzt diese Verwendung der Psychoanalyse als rhetorische Waffe, die die Antipathien ihr gegenüber stetig schürt.“ Die Redakteure wollen wohl sagen: „Es gibt seriöse und unseriöse Rückgriffe auf die Freudsche Lehre. Weil die Psychoanalyse missbraucht werden kann, ist sie so unbeliebt.“ Stattdessen schreiben sie, wenn man ihr „Phase-2“-Deutsch in richtiges Deutsch übersetzt – wenn man also das tut, was sie wollen und sie ernst, das heißt: beim Wort nimmt, folgendes:
1. „Dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft gehört ein taugliches Analyseinstrument.“ Das hat zwar keinen Sinn, passiert aber, wenn man z.B. den Akkusativ („Instrument für die Analyse des Verhältnisses“) mit dem Genitiv („Analyseinstrument des Verhältnisses“) verwechselt.
2. „Das Analyseinstrument, das dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft gehört, dient vielen als“ – was auch immer. Hier fehlt ein Teil des Prädikats. So etwas passiert, wenn man nicht nur die Fälle miteinander verwechselt, sondern auch noch die falschen Worte an den richtigen Stellen verwendet, wenn man also „Analyseinstrument des Verhältnisses“ statt „Instrument für die Analyse des Verhältnisses“ schreibt.
3. „Trotzdem bietet die Psychoanalyse einigen Übereifrigen die Möglichkeit, den politischen Gegner mittels psychoanalytischer Begrifflichkeiten in unzulässiger Weise zu denunzieren oder zu pathologisieren.“ Das „Trotzdem“ ergibt zwar ebenfalls keinen Sinn. Aus diesem Grund hat die „Phase-2“-Redaktion vermutlich darauf verzichtet. Wenn man in der vierten Klasse aufgepasst hat, weiß man allerdings, dass ein „trotzdem“, ein „jedoch“ oder ganz allgemein eine Wendung folgen muss, mit der ein Widerspruch kenntlich gemacht wird, wenn ein Satz mit „auch wenn“ begonnen wird. Ein solcher Widerspruch existiert in diesem Satz jedoch nicht. Das „auch wenn“, mit dem der erste Satz beginnt, muss also verschwinden. (Die Frage, was eine zulässige Denunziation und Pathologisierung politischer Gegner ist, entscheidet darüber hinaus die „Phase-2“-Redaktion bei ihrem nächsten Selbstfindungstreffen.)
4. „Die Psychoanalyse wird als rhetorische Waffe verwendet.“ Auch das ist selbstverständlich großer Quatsch. So kann eine Theorie zwar als Waffe dienen; als rhetorische Waffe können hingegen nur Argumentationsstrategien, Stilmittel usw. verwendet werden. Allenfalls wenn Worte, wie es bei der „Phase-2“-Redaktion der Fall zu sein scheint, bereits als Theorie gelten, wird die Aussage richtig.
5. „Die Antipathien gegenüber der Psychoanalyse werden durch die falsche Verwendung der Freudschen Lehre geschürt.“ Das ist zwar ebenfalls purer Unsinn – das Ressentiment gegen die Psychoanalyse basiert nicht auf einem möglicherweise falschen Hantieren mit psychoanalytischen Begriffen, sondern auf dem Hass auf die kritische Selbstbesinnung, für die Freuds Theorie steht. Aber es ist zumindest halbwegs richtig formuliert.
Sprachliche Tarnmanöver
Der Kritischen Theorie diente der sperrige Duktus als Waffe gegen die Phrase, das Banale und den Terror der Kommunikation. Inzwischen wird mit der Kombination aus Angebervokabular, Fremdworten und irrwitzigen Nebensatzkonstruktionen allenfalls verdeckt, dass man nichts zu sagen hat. Mehr noch: Die Schaumschlägersprache, mit der die „Phase 2“ aufwartet, verhindert jede kritische Idee; sie lässt die Arbeit am Gedanken, für die das Formulieren und das Niederschreiben einmal standen, gar nicht erst zu. Die Gesamtausrichtung der „Phase 2“ entwertet die wenigen guten Texte, die dort erschienen sind. Denn wie kann z.B. ein Interview mit Christoph Türcke, das in der aktuellen Ausgabe erschienen ist, ein kritischer Text von Udo Wolter oder ein Interview mit Jan Tomasz Gross noch ernst genommen werden, wenn sie gemeinsam mit Rechenschaftsberichten des „Ums-Ganze“-Bündnisses oder einer „Pink-Rabbit“-Kampagne, den Wichtigtuereien eines Floris Biskamp („promoviert in Gießen zu [sic!] Kritischer Theorie und postkolonialer Dekonstruktion“) oder Artikeln über den „emanzipatorischen Gehalt“ von „South Park“ oder ALF erscheinen, die die Redaktion ebenfalls für veröffentlichungswürdig hält?
Dennoch ist die Kombination aus Wissenschaftsjargon, Dummsprech, Gespreiztheit und Nullsätzen keine Spezialität der „Phase 2“. (Will heißen: Nicht einmal in dieser Sache ist das Blatt besonders originell.) Auch in den diversen zivilgesellschaftlichen Initiativen, akademischen Sonderforschungsbereichen und Graduiertenkollegs, aus denen die „Phase 2“ nicht umsonst ihre Autoren und Redakteure rekrutiert, im Feuilleton, in den Nachrichtensendungen und Talkshows ist zu beobachten, was von konservativer Seite gern als Sprachverfall beklagt wird. Kurz: In der Faselei der „Phase 2“ spiegelt sich eine objektive gesellschaftliche Entwicklung.
Am Anfang war das Wort
Rede und Handlung waren einmal miteinander verschwistert. Das Wort drängte zur Tat. Ob die Flugschriften der Reformationszeit, die Pamphlete der Frühaufklärer oder die revolutionären Schriften des 19. Jahrhunderts: Sie ergriffen unmittelbar die Massen und wurden wirkungsmächtig. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort verfasst, konnten Worte eine Revolution auslösen. Die Herrschenden, die es in der Zeit des Feudalismus und in der Übergangszeit zur bürgerlichen Gesellschaft tatsächlich noch gab, hatten darum oft mehr Angst vor den ramponierten Gestalten, die in ihren Kammern aufrührerische Flugblätter schrieben, als vor den Verschwörergruppen, die in alten Kellern Bomben zusammenbastelten. Die Attentate der Anarchisten konnten ein paar unbeliebte Angehörige der königlichen Familie ins Jenseits befördern. Durch die aufrührerischen Schriften konnte hingegen die Macht selbst infrage gestellt werden. Der Text der Marseilleise, das „Manifest der kommunistischen Partei“ oder Blanquis „Instruktionen für den Aufstand“ hatten ein größeres Echo als etwa die Ermordung der Operettenkaiserin Sissi durch den Anarchisten Luigi Lucheni 1898 in Genf. Den Königen, Fürsten und Kaisern war die Gefahr, die von den Flugblättern, Zeitschriften, Liedern und Artikeln ausging, durchaus bewusst. So war die Geheimpolizei zwar weder im zaristischen Russland und in Preußen noch in Frankreich oder im Habsburger-Reich der Metternich-Ära unterbesetzt. Weit mehr Geld als für Spitzel, Agenten, Horch & Guck wurde allerdings für die gigantischen Zensurbehörden ausgegeben. Deren Mitarbeiter hatten nichts anderes zu tun, als jedes einzelne für die Veröffentlichung bestimmte Wort auf seine Fähigkeit hin zu überprüfen, die Herrschaft in Gefahr zu bringen.
Diese Zeit ist lange vorbei. Bereits die Zensur in den Staaten des Ostblocks war ein Anachronismus. Die einzigen, die Figuren wie Wolf Biermann, Stephan Krawczyk et al. ernst nahmen, waren die Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes. Nach ihrer Ausreise in den Westen mussten die Dichter feststellen, dass sie mit der Stasi auch ihr Publikum verloren hatten. Krawczyk und Co. hatten aus dem Grad der Repression irrtümlich auf ihr politisches und – oft noch schlimmer – künstlerisches Gewicht geschlossen. Ihren Platten, Reimen und Kalendersprüchen erging es ähnlich wie den Schriften von Marx, Engels, Lenin, Blanqui, Durruti oder Mühsam: Zwar hatte niemand etwas gegen ihre Veröffentlichung einzuwenden. Aber entweder wollte sie niemand kaufen, oder ihre Botschaften blieben wirkungslos. Im Unterschied zur ausgehenden Feudalzeit kann inzwischen, zumindest im Westen, alles gesagt und gedruckt werden, ohne dass sich auch nur das Geringste ändert. Selbst die wenigen Texte, die doch der Zensur anheim fallen, landen weniger aufgrund der Angst auf dem Index, dass sie die Menschen ergreifen. (Abgesehen davon spricht es in einigen Fällen fast für die berühmten Massen, wenn sie sich von bestimmten Schriften nicht mitreißen lassen.) Sondern sie werden vor allem um des Schikanierens willen verboten. Die Sprache hat ihren eingreifenden Charakter verloren. Diese Entwicklung hat einen Grund, dem weder bessere Lehrpläne noch ein Lektoratswechsel bei der „Phase 2“, so sehr er auch zu begrüßen wäre, etwas anhaben können: „Allzuleicht vergessen wir,“ so schrieb ein kluger Mann schon in den fünfziger Jahren, „dass die Sprache deshalb tot ist, weil der Einzelne, der zum anderen spricht, als Einzelner, sagen wir als denkendes Subjekt, nichts mehr zu sagen hat – in dem Sinn, wie es heißt: ‚Der hat nichts zu sagen’, das heißt, der ist ohnmächtig, er kann nichts vollbringen, auf sein Wort hin geschieht nichts. Er hat nichts zu sagen, heißt, es hat keine Konsequenzen, es bedeutet nichts, es tut nichts, es macht nichts. Wenn heute zwei miteinander reden, so mag ihre Rede ein Vermittlungsglied in einer vorherbestimmten, festen Kette von Machtauswirkungen sein, wie etwa die Rede der Marionetten aus dem Osten in den Versammlungen der Vereinten Nationen, aber das Gespräch zwischen zwei Bürgern erzeugt keine Kette von Ursachen und Wirkungen in der Welt.“ Soll heißen: Die Rückbildung der Artikulationsfähigkeit, die Katastrophen, die der Pisa-Test immer wieder zutage fördert, und die Zumutungen, die regelmäßig in der „Phase 2“ zu lesen sind, haben ihre Ursache in der realen politischen Ohnmacht der Einzelnen. Selbst die Damen und Herren auf den roten Teppichen sind allenfalls Verwaltungsbeamte der großen „Staat, Kapital und Co. KG“.
Ey, Alter!
Diese Ohnmacht wirkt auf die Sprache zurück. Wenn sich die Konsequenzen, die das Sprechen nach sich zieht, allein auf die Alternativen Opel oder Ford, Reihenhaus oder Mietwohnung, Fernsehen oder Ficken beschränken: Welcher Grund besteht dann, z.B. den kategorischen Imperativ in Worten wiedergeben zu können, die Kant nicht in einen Ohnmachtsanfall getrieben hätten?
So wird Sprache zum Jargon; sie dient nur noch als Zugehörigkeitsnachweis. Was dem Kevin aus Marzahn sein „Ey, Alter“, ist dem Torben aus Friedrichshain seine „heteronormative Matrix“. Die Malocher erkennen sich durch den extensiven Rückgriff auf jene tausend Worte, die auch clevere Affen angeblich in Gebärdensprache erlernen können; die Schreiber der „Phase 2“ versichern sich durch die Verwendung der einschlägigen Code- und Reizworte, dass sie gerade nicht zu den Working-Class-Heroes, sondern zur Bildungselite gehören. In ihren Selbstbeschreibungen, die am Ende jedes „Phase-2“-Artikels stehen, verweisen sie nicht umsonst geradezu zwanghaft auf ihren zukünftigen Doktortitel, der seine Besonderheit indes längst verloren hat: Die Promotion ist das neue Abitur. Diese Doktorandeninflation verweist bereits darauf, dass die Jung-Dynamisch-Erfolglosen die – Achtung, ein Bourdieu! – habituelle Selbstvergewisserung bitter nötig haben. Denn weder kennen die Freunde der „Matrix“, der „Topoi“, der „Engführung“ und der vertrackt-falschen Nebensätze die einfachsten politischen oder historischen Zusammenhänge. Noch spiegeln sich die zwölf bis dreizehn Schuljahre, die sieben Jahre an der Uni und die dutzenden Praktika bei den Institutionen mit den großen Namen in irgendeiner Weise im Lebensstandard oder in der gesellschaftlichen Anerkennung wieder. Die gern belächelten Mitschülerinnen und Mitschüler von einst, die sich nach der zehnten Klasse für eine Lehre als Metzger, Bankangestellter oder Einzelhandelskauffrau entschieden haben, verdienen nicht nur mehr Geld: Sie müssen nicht mit Ende Zwanzig noch regelmäßig zu Mutti fahren, um sich den Rucksack mit Brot, Butter und Käse vollstopfen zu lassen. Sondern sie haben zugleich bessere Zukunftsperspektiven und sind nicht dazu gezwungen, sich bis zur Rente von einer prekären „Baustelle“ zur nächsten zu hangeln.
„Phase 2“ – mittendrin statt nur dabei
In ihren besten Momenten, von denen es allerdings nicht viele gab, reflektierte die Linke einmal auf solche Voraussetzungen des eigenen Handelns. Sie bemühte sich darum, die gesellschaftlichen Entwicklungen, Trends und Modewellen in emanzipatorischer Absicht zu denunzieren. Inzwischen ist sie – das zeigt nicht zuletzt die Bereitschaft der „Phase 2“, einen solchen Unsinn wie den ALF-Text abzudrucken – ganz vorn dabei, wenn es gilt, die Herausbildung des universellen Verblödungszusammenhanges weiter zu befördern.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Vielleicht ist jedoch alles auch ganz anders. Denn möglicherweise verbirgt sich hinter der Herausgabe der „Phase 2“ auch ein großer Masterplan, von dem bisher nur niemand etwas erfahren hat. Vielleicht bekennt sich die Redaktion also demnächst dazu, dass nicht nur der ALF-Text ein subversiver Anschlag auf die Dummheit, den Konformismus und die Autoritätshörigkeit der Linken war, sondern sämtliche Artikel, die es in den letzten elf Jahren in das Blatt geschafft haben. Durch ein solches Geständnis könnte sie ihr Publikum, das den Quark der „Phase 2“ Quartal für Quartal abgenickt hat, vor sich selbst erschrecken lassen. Dieses Erschrecken könnte heilsame Folgen haben – was nicht das Schlechteste wäre. Die heutige Veranstaltung wäre der richtige Anlass für ein solches Geständnis. Immerhin besteht die Psychoanalyse, um die es heute gehen soll, in genau jener kritischen Selbstbesinnung, die der Linken gut tun würde.
Wir drücken die Daumen!
ag „no tears for krauts“,
02/2012
http://nokrauts.org/
Und was ist mit den vielen Kommafehlern in den letzten Bahamas-Ausgaben, insbesondere in den Wertmüller-Texten? Rühren die auch aus der Ohnmacht des Einzelnen?
Nein, die sind zwar ärgerlich, rühren aber lediglich vom flüchtigen Lektorat her.
Warum wird denn flüchtig lektoriert?
Einfach nur geil! Auf der vorsichtshalber nach oben hin offenen Peinlichkeitsskala gibt es von mir 27 Punkte für diesen Kommentar. EIne halbe Seite Auslassungen darüber, dass statt „Instrument für die Analyse“ Analyseinstrument geschrieben wurde.
Und wer, liebe BT, in der Oberstufe aufgepasst hätte, wüsste auch, dass Sätze nicht immer so geschrieben werden müssen, wie man sie in der Grundschule lernt. Das nennt sich Stilmittel.
Aber was soll man auch sonst schreiben, wenn so wahnsinnig kritisch ist, aber leider nichts zu sagen hat…
die analyse des satzes aus dem editorial ist zwar wirklich schulmeisterhaft, ansonsten gibt es aber gegen das flugblatt kaum etwas einzuwenden. zwar würde ich den anteil lesenswerter texte in der phase 2 etwas höher veranschlagen, als die AG, das ändert aber doch nichts an der beliebigkeit der textauswahl, die die intention der besseren texte konterkariert. das gleiche gilt für die folgelosigkeit der zeitschrift, die eben auch selbstverschuldet ist.
Schon verrückt, wie sehr sich BT und AGNTFK an Fehlern Anderer aufgeilen und tatsächlich die Kraft aufbringen, einen Alf-Text, eine Alf-Party, einen Text und dann noch einen weiteren Text zum Vorfall zu verfassen. Würde ich so viel Kraft auf die BT verschwenden, könnte ich locker deren Fehler aufzeigen, vielleicht nicht unbedingt grammatikalische Fehler, aber einen eingefahrenen Jargon und einen Mangel an Themen. Und einige Texte, man nehme etwa das Interview mit Egotronic oder den besonders Humorvollen in der letzten Nummer, als irgendeine ostdeutsche Kleinstadt mit dem GAza-Streifen verglichen wurde, wirken auch so, als würde sie jemand der BT unterjubeln, um die Stumpfheit der Antideutschen zu persiflieren.
Es hat etwas Amüsantes, wenn man mit durchaus zutreffenden Worten gegen den poststrukturalistisch-aufgeschwurbelten Stil der „Phase 2“ polemisiert, sich selbst aber mit ungetrübter Ernsthaftigkeit eines peinlichen Schreibstils bedient, der sich liest, als wolle er die Bahamas persiflieren – die ja ihrerseits schon stilistisch einer an der Grenze zur Lächerlichkeit wandelnden Adorno-für-Arme-Schreibe frönt. Beide Angebersprachen (also sowohl die der Phase 2 als auch die der BT) resultieren letztendlich im ideengeschichtlich ironischerweise recht deutschen Gedanken, dass der Gelehrte aufgrund seiner Intellektualität geradezu verpflichtet sei, dass er sich eines sperrigen, unklaren und für den „Pöbel“ unverständlichen Stils bediene. Besonders komisch ist auch, dass bierernst behauptet wird, dies sei eine angebliche Waffe gegen „das Banale“ (als würde die Verwendung eines solchen Stils vor der Banalität des Inhalts schützen) und „die Phrase“, nur um dann als dritte Begründung selbst eine nichtssagende Phrase („Kampf gegen den Kommunikationsterror“) folgen zu lassen. Karl Kraus‘ zum Kalauer verkommene Aussage, wonach es nicht genüge, keine Gedanken zu haben, da man auch noch unfähig sein müsse, sie auszudrücken, hat selten so zugetroffen wie auf die akademische radikale Linke jeglicher Couleur.
Selber!
An Herrn von Hayek,
was denn nun? Sind die Worte, mit denen die AG NTFK die Phase 2 demontiert, „durchaus zutreffend“, oder sind sie peinlich? Oder ist es bei Ihnen einfach so, wie es gerade passt? Auch Lesen will gelernt sein: Da wird nicht „bierernst“ behauptet, dass der Duktus eine Waffe gegen das Banale sei, sondern geschrieben, dass der sperrige Duktus der Kritischen Theoretiker als Waffe diente. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied. Um die Argumentation durchhalten zu können, muss Herr Hayek schon behaupten, dass der Text der Nokrauts „bierernst“ sei, obwohl er doch eher amüsant geschrieben ist.
Und der Vorwurf, typisch deutsch zu sein, ist inzwischen ebenfalls so was von deutsch“ (Wer zuerst „deutsch“ sagt, hat gewonnen!)
„Und der Vorwurf, typisch deutsch zu sein, ist inzwischen ebenfalls so was von deutsch“ – nun gut wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Und vielleicht galt das vor einem Jahr noch nicht, als man solche Vorwürfe allenthalben in der BT fand. Vielleicht meinst du das aber auch irgendwie dialektischer und so.
Herr Hank,
versuchen Sie doch nicht, einen Widerspruch zu konstruieren, wo keiner ist. Dass ich festgestellt habe, dass die BT die P2 mit durchaus treffenden Worten bedacht hat, bezieht sich auf die inhaltliche Richtigkeit der Kritik. Dass ich den Stil, in dem das geschehen ist, für peinlich halte, ändert daran weder etwas, noch steht es in einem Widerspruch dazu. Ähnlich unscharf argumentieren Sie beim Begriff „bierernst“. Freilich könnte man diesem Artikel mit etwas Fantasie zugestehen, amüsant geschrieben zu sein, dies ändert jedoch nichts daran, dass man des Bahamas-für-Arme-Stils hier in keiner satirischen oder ironischen Form bedient, sondern dies durchaus bierernst, wenn Sie so wollen, geschieht. Ich halt’s übrigens für amüsant, dass Sie meine Anmerkung bezüglich der ideengeschichtlich nicht undeutschen Herkunft der Verwendung solcher Stile, als Vorwurf (!), „deutsch“ zu sein interpretieren. Diese Anmerkung erfolgte deswegen, weil sich bekanntlich viele linksradikale deutsche Gruppen als „antideutsch“ bezeichnen. Gemeint war damit auch, dass Sie an jeder amerikanischen Universität mit einem solchen Geschwurbel auf der Stelle nachhause geschickt würden. Mein Verhältnis zu Deutschland ist übrigens recht entspannt, aber – zugegeben – ich lebe ja weder dort noch habe ich verwandtschaftliche Beziehungen dorthin. Na gut, letzten Sommer habe ich München besucht – schöne Stadt, gutes Bier!
Herzlichst,
Ihr Fidel
Schon komisch: Da schreiben ganz viele Leute – bis hin zur Redaktion der Phase 2 – ganz verwundert, dass sich die BT so viel Mühe mit der Alf-Sache gemacht hat. Erstens habe ich nicht den Eindruck, dass es besonders mühevoll ist, einen Text ohne jede Logik und Kohärenz zu schreiben. Zweitens zeigt das, dass nicht einmal die Phase 2 versteht, wie sich jemand so intensiv mit ihr beschäftigen kann. Soll heißen: Sie haben nicht einmal mehr den Anspruch, dass sie irgendjemand ernst nimmt. So abgeklärt wie die Phase 2 und die Leute, die mit solchen Argumenten hier gegen die BT schießen, ist die Redaktion der BT wohl glücklicherweise nicht.
Was spricht eigentlich gegen Onanie, Aufgeilen, Selbstbefriedigung usw., die einige Leute der Bonjour Tristesse und den No-Krauts unterstellen? Oder anders: Warum tauchen Onanie usw. hier nur als Pejoration auf? Für Antwort wäre dankbar: Dr. S. Freud
„Schon verrückt, wie sehr sich BT und AGNTFK an Fehlern Anderer aufgeilen und tatsächlich die Kraft aufbringen, einen Alf-Text, eine Alf-Party, einen Text und dann noch einen weiteren Text zum Vorfall zu verfassen.“
Für die Phase 2 Groupies gehört wohl einiges an Kraft dazu, eine Party zu „verfassen“.
In ihren besten Momenten, von denen es allerdings nicht viele gab, reflektierte die Linke einmal auf solche Voraussetzungen des eigenen Handelns. Sie bemühte sich darum, die gesellschaftlichen Entwicklungen, Trends und Modewellen in emanzipatorischer Absicht zu denunzieren. Inzwischen ist sie – das zeigt nicht zuletzt die Energie, die BT oder AGNK aufbringen, um andere Linke (namentlich die Redaktion der „Phase 2“) zu denunzieren – ganz vorn dabei, wenn es gilt, die Herausbildung des universellen Verblödungszusammenhanges weiter zu befördern.
Wie Paul August von S. bereits kurz und knackig zusammenfasste und Mirror noch einmal bestätigt hat, wissen sich die hier postenden Verteidiger der Phase offensichtlich kaum mehr anders zu helfen, als die Kritik der ntfk durch deren bloße Umkehrung abzuwehren. Wenn ich nun tippen sollte, würde ich vermuten, dieser Abwehrreflex liegt darin begründet, dass die Kommentatoren zu ahnen beginnen, was sie doch nicht wahrhaben wollen – dass etwas Wahres an der Kritik dran ist. Warum nämlich die Denunziation der Phase 2 den Verblödungszusammenhang befördern soll, versucht der gekränkte Kommentator gar nicht erst zu begründen. Für seine selbstreinigende Mission, den Spieß einfach umzudrehen, scheint diese Mühe nicht nötig. Und betreffend den Vorwurf, dass die Gruppe ntfk überhaupt Energie aufbringt, die Phase 2 zu denunzieren, schließe ich mich Toady an.
@Error,
Dein Kommentar zeigt, wie berechtigt die Anwendung der Kritik auf die Kritiker und ihre Verteidiger ist. Es geht gar nicht darum, in Zweifel zu ziehen, ob die Kritik an der Phase 2 nicht auch ihre Berechtigung hat.
Spannender finde ich zu fragen, in wie weit diese Kritik nicht auch die Kritiker selbst betrifft. Wenn nämlich das Motiv der Kritik nicht die Reflexion linker Praxis und ihrer Bedingungen ist, sondern die bloße Denunziation des Anderen mit dem Ziele der Aufwertung des Eigenen (und dass auch noch auf derart peinliche Weise wie in der oberflächlichen Textexegese des Kraut-Flugblatts), trägt dies sehr wohl zur Verblödung bei.
Der Einwurf von Error belegt dies erneut: Als Reaktion auf eine vermeintlich fehlende Begründung einer Kritik wird nicht etwa nachgefragt oder vermutet, sondern es wird ein Psychogramm des Kritikers erstellt. Der katholischen Kirche gleich wird jegliche Kritik an der Kritik zum reinen „Abwehrreflex“, zur „Verteidigung“ erklärt, die natürlich durch nichts anderes motiviert sein kann, als durch „Kränkung“ und den Wunsch nach „Selbstreinigung“.
Gegen ein derart geschlosseses System, wie es die BT & Co. darstellen, helfen Argumente natürlich nur wenig. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass der elementare Unterschied zwischen Selbstreflexion und Selbstreferenzialität auch da irgend wann mal erkannt wird.
Aber vielleicht ist „Don’t Feed The Troll“ auch die bessere Antwort.
Warum ist es „spannender“ zu fragen, wie der Kritiker tickt als sich mit dem Gegenstand der Kritik auseinanderzusetzen? Gerade, wenn es sich, wie man in Phase 2-Kreisen nicht müde wird zu betonen, bei der BT um eine marginale Gruppe aus der Provinz handelt, während die Phase 2 als bedeutsames und auflagenstarkes Flaggschiff der antifaschistischen Linken begriffen wird?
Spannender vielleicht einfach deshalb, weil die Kritik an der Phase2 offensichtlich ist. Die Peinlichkeit, den Alf-Text abzudrucken bedarf kaum einer weiteren Kommentierung.
Zu diskutieren wäre allerdings, ob die von BT aka NTFK dargelegte Analyse der _Gründe_ für diese Peinlichkeit überzeugend ist. Und genau an diesem Punkt zeigt sich, dass (wie z.B. Hayek argumentiert) die Kritik im Wesentlichen demselben Motiv folgt, wie das Kritisierte. Deshalb erscheint es mir spannender, nach diesem Motiv zu fragen, als sich auf das Sandkastenspiel einzulassen, ob jetzt die BT oder die Phase die Welt mehr rockt.
Peinlich finde ich zudem, wenn wie bei tycoon, aus jeglicher Kritik an der Kritik sofort geschlossen wird, es gehe um eine Parteinahme für das ursprünglich Kritisierte. Das ist mir wirklich etwas zu eindimensional und – gähn – langweilig.
Eine Frage: Woraus geht denn hervor, dass es der NTFK nur um die Aufwertung des Eigenen geht? Im Flugblatt wird doch von einer gesamtgesellschaftlichen Tendenz gesprochen, die darauf zurückzuführen ist, dass der Einzelne nichts mehr zu sagen hat. Ich habe nicht den Eindruck, dass sich die NTFK da ausnehmen, weil es auch gar nicht möglich ist. Der Unterschied ist nur – und das ist schon etwas bedeutendes -, dass sie zumindest darauf reflektieren. Zumindest habe ich solche Reflexionen über den eigenen Status und über den Status von Sprache, wie sie sich im Vorwort der aktuellen BT und im Flugblatt finden, in der Phase 2 noch nie gelesen.
Das wäre ja mal was ganz neues, wenn die BT auf die eigenen Fehler reflektieren würde. Eher fällt die Erde auf den Mond.
Es ist doch gerade deren Antrieb, sich auf die Schwächen der anderen zu kaprizieren, um die eigene Ohnmacht nicht ertragen zu müssen. Der Habitus der Antideutschen war immer einer der Stärke und der dicken Hose.
@tycoon
Was die P2-Freunde wie Mirror tun, erinnert mich arg an das, was man aus dem Kindergarten kennt:
Julia: „Du bist doof!“
Jenny: „Selber doof.“
Der (bedeutende) Unterschied zwischen Julia und den Nokrauts ist der, dass die Nokrauts sehr ausführlich und nachvollziehbar gezeigt haben, warum ihr Gegenüber doof ist.
Der Unterschied zwischen Jenny und den Phase-2-Freunden ist mir dagegen nicht so richtig klar.
@Andrea
danke für den Punkt! „Du bist doof“ ist wirklich eine treffende Zusammenfassung der meisten Texte in diesem Blog.
q.e.d.
@mirror
genau, man bastelt es sich halt so, wie es passt. Hauptsache, man muss nicht über den Mist reden, den die Phase 2 verzapft hat. Das ist eine schöne Form der Abwehr: Die Phase 2 hat einen Artikel veröffentlicht, der einfach nur peinlich ist und zeigt, wie sie mit Texten, Argumenten etc. umgeht, und das Spieglein und seine Kumpels wollen nur über die BT reden. Einfach grandios.
Da es zu diesen Kommentardebatten, dem Flugblatt, bt, AG, ihren KritikerInnen eigentlich nichts neues zu sagen gibt, will ich nur etwas zitieren:
„Es geht in Szenedebatten schon lange nicht mehr um die grundlegenden Fragen, was Gesellschaft ist und wie sie strukturiert ist, weshalb und wie sie zu kritisieren, gar zu verändern sei. Verschiedene ausgebildete Kollektive und Wohlfühlgemeinschaften sind der Balsam für die Identität des Einzelnen, der innerhalb der Verhältnisse und auch angesichts des so weit fortgeschrittenen Verfallszustands der „Linken“ ohnmächtig ist. Auch wenn man noch so oft betont, dass die anderen nicht links, sondern neuerdings rechts, bzw. man selbst nicht links ist, das eigene Wirken bleibt krampfhaft auf die „Szene“ bezogen. […]
… gefallen sich die anderen in „Abrissarbeit“ an einer Linken, die schon lange nicht mehr ist, als eine Ruine, und affirmieren die falschen Verhältnisse durch ihre Fixierung auf marginale linke Strömungen und Gruppen, auf ihren eigenen ideologischen Ursprung.
Um die Frage, wer Recht haben könnte, und um die auch schlicht auf Sachwissen beruhende Analyse und Kritik geht es nicht mehr. Die einen stellen solche Fragen sowieso unter Generalverdacht, wer Recht hat, was wahr sei, all das könne man in seiner postmodernen Pluralität gar nicht beantworten. Wer auf die Idee kommt, sich auf Theorie zu berufen, wer gar Adorno zitiert, ist ein „bürgerlicher“ Konterrevolutionär, der einen eurozentrischen und überhaupt ganz üblen, vielleicht auch „metaphysischen“ Diskurs bediene. Die anderen wiederum berufen sich auf „Ideologiekritik“, um ebenfalls, gespickt mit einigen schlauen Sätzen bekannter Autoren, Analyse und Kritik als verwissenschaftlicht zu diffamieren und eigene Halb- und Unwahrheiten, das eigene Bauchgefühl polemisch verpackt in die Welt zu posaunen.[…]“
http://critiqueaujourdhui.blogsport.de/2011/12/27/gesellschaftskritik-gibt-es-hier-nicht/
Nochmal auf diesen Fall angewendet und in einem Satz: Der Alf-Artikel ist Schwachsinn, dass er abgedruckt wurde, ist peinlich und (selbst-)kritikwürdig wie das Abdrucken ähnlicher ernst gemeinter Pomo-Possen, die Aktion der AG (inkl. Flugblatt) ist peinliche und identitäre Abrissarbeit an einer marginalen Ruine.
Wie steht es ernsthaft im Editorial der letzten Ausgabe der bt: „Während die Kritik am Immergleichen im Weltmaßstab, auf der Ebene der Nationalstaaten und selbst in den Metropolen immer wieder auf den neuesten Stand gebracht werden muss, sind solche Aktualisierungen in der Provinz nur selten nötig.“ Das ist nichts weiter als eine nachträgliche Rechtfertigung des eigenen belanglosen Wühlens im provinziellen Belanglosen, das den Inhalt aller Ausgaben ausmachte, da die Autoren zu eben dieser von ihnen angesprochenen KRITIK überhaupt nicht in der Lage sind. Kritik kapitalistischer Verhältnisse oder selbst „deutscher Ideologie“, dem vermeintlichen Steckenpferd? Fehlanzeige, ersteres nirgends, letzteres vielleicht als eingestreute Phrase.
Auf die AG ntfk und die bonjour tristesse trifft, so kann man abschließend zu diesem abgeschlossenen Trauerspiel bemerken, zu, was Roger Behrens einst unter Bezug auf Adorno bemerkte. Halbbildung integriert:
„Prinzipielles Einverständnis ist gleichsam ihr Kalkül, mit dem die bestehende gesellschaftliche Ordnung als ganze immer schon bestätigt wird; zugleich bleibt das Ganze verhangen. Zustände werden persönlich genommen und entweder als Schicksal erklärt, oder auf andere abgeschoben. […] Damit konvergiert Halbbildung schließlich auch mit dem politischen Bewusstsein, das »das beschränkte Wissen als Wahrheit hypostasiert«** und die eigene Meinung stolz als Standpunkt verabsolutiert: beruht Bildung auf der reflexiven Macht des Selbstbewusstseins, so Halbbildung auf der Ohnmacht des konformistischen Charakters.“
(zitiert von der gleichen Seite)
Aus: Roger Behrens: Bildungskrise und Bildungskritik. Bemerkungen, Überlegungen, Hinweise;
** Adorno/Horkheimer, ›Dialektik der Aufklärung‹, GS Bd. 3, S. 221.
Ups, hat der critique aujourdingsda-Blog (aka die goldene Mitte der radikalen Linken) in letzter Zeit zu wenig Beachtung bekommen? Klicken ihn zu wenige Leute an, so dass Du nun schon ganze Zitatblöcke in die Kommentarspalten anderer Seiten kopierst?
Ich lache mich scheckig – ausgerechnet jemand, der sich positiv auf die drei Halbbildungsweltmeisterwürstchen von „Critiqueaujourdhui“ bezieht, fängt hier mit Adornos „Kritik der Halbbildung“ an…
@Joshi
Wow, das nenne ich mal eine inhaltlich überzeugende und wohlformulierte Replik!
Wer hat denn geschrieben, dass ich eine wohlformulierte Kritik schreiben wollte? Und, falls es Onkel Doktor nicht aufgefallen ist: Deine Replik ist, nun ja, auch nicht gerade ein Meilenstein an inhaltlich und formal überzeugender Critique.
Nein, Joschi, hast Recht, von Dir erwartet niemand eine ernstzunehmende Argumentation, sorry for that!
@ Zitat 2, Joshi etc.
Eure Kommentare und die Kommentare zuvor, die das Niveau der hier veröffentlichten Texte nur gering unterbieten, sind genau das, worum es in dem oben anzitierten Text der „drei Halbbildungsweltmeisterwürstchen von ‚Critiqueaujourdhui'“ geht.
Es geht in Euren „Diskussionen“ nicht mehr um Argumente, man spricht einfach allen mit einer anderen Meinung a) von vornherein die Qualifikation ab, macht sie b) lächerlich und hat so c) seine eigene Gruppenidentität schön gepflegt, da man selber ein toller Hecht ist, alle anderen aber blöd sind.
Ein Argument kam dabei zwar nicht rüber, und zum eigentlichen Gegenstand (wenn es den überhaupt gibt) ist nichts gesagt, aber man hat es „ihnen“ gezeigt. Zu dieser Nicht-Argumentation und Nicht-Kritik hat Jochen Bruhn schon vor 10 Jahren alles gesagt:
„Der Gegensatz beginnt damit, daß der [Postantideutsche, U.G.] die Kritik, die ja ein Instrument der gesellschaftlichen Vivisektion, und die Polemik, die in Wahrheit ein Florett ist, gerne mit einer Dampframme verwechselt. So ist seine Dampframme konstruiert, daß sie unbedingt und jedenfalls auf Entscheidung geht. Im Prinzip ist das richtig, weil ja die Kritik ihrem Adressaten einen Spielraum öffnen soll, einen Raum der Entscheidung und der Freiheit, indem sie, gerade durch „Denunziation“ (Marx), einen Ort konstituiert, an dem subjektive Verantwortung und also die Freiheit von Ideologie überhaupt möglich wird. Falsch ist dagegen, wenn die Alternative, innerhalb derer sich entschieden werden soll, aus dem blauen Himmel erfunden wird. Dann setzt sich der Mann an der Ramme dem bestimmten Verdacht aus, es ginge ihm nicht um die Entscheidung zwischen dem Wahren und dem Falschen, sondern darum, die Position des Dezisionisten als solche zu okkupieren, d.h. die Position der Justitia, die die Waage hält und damit selbst im Jenseits von wahr und falsch operiert. Stimmte dieser Verdacht, so wäre das ganz falsch. Denn
das wäre die Position des bürgerlichen Intellektuellen, des Theoretikers, der im Geiste tut, was der Wert praktisch tut.“
Wahrscheinlich wird dieses Posting jetzt wieder für unzulässig erklärt, weil das Zitat gecopypastet wurde – oder wahlweise weil die Website, von der es stammt, nicht zu jenen gehört, die auserwählt sind, von der BT für lesenswert gehalten zu werden…
@ Benjamin Blümchen
Ja genau Benjamin. Die Zensur ist knallhart. Und gelöscht wird dein Kommentat nur dehalb nicht, weil du dich durch deinen Namen disqualifiziert hast.
@Pippi
sorry, ich hab natürlich die Varianten 3 und 4 vergessen, als da wären: Der Name des Autors disqualifiziert bereits jeglichen von ihm verfassten Inhalt sowie Überspitzung einer Kritik ins Absurde, um sie dann mit schlecht gespielter Ironie abtun zu können.
Ich hab mal 3 ganz ernst gemeinte Fragen an einige der hier Schreibenden und zum Flugblatt.
1. Was ist an dem Flugblatt denn peinlich bzw. was soll mit „peinlich“ ausgesagt werden, was ist das also für eine Kategorie?
2. Was ist Bahamas-Jargon oder -Sprech?
3. Inwiefern kopieren die AG Notears und die BT diesen Jargon oder Sprech?
Und jetzt bitte, weil die Frage ernst gemeint ist, nicht mit „Adorno für Arme“ usw. kommen, was ja erstmal nur eine Behauptung ist, die sebst dann, wenn sie stimmen würde, nichts über die Qualität der jeweiligen Texte aussagt. Adorno sagt ja auch irgendwo, dass es ihn gar nicht stört, wenn ihn jemand kopiert, solange in Dtl noch von weiten Teilen der Leute der Jargon der Eigentlichkeit gesprochen wird. So wird allein durch das Aufgreifen eines Duktus‘ ja (manchmal) auch ein bestimmtes Denken transportiert (es lässt sich ja nicht unbedingt zwischen Sprache und Inhalt trennen). Ich würde mir deshalb mal wünschen, dass jemand von denen, die hier so schnell mit den Vorwürfen zur Hand sind, mal das am Beispiel vielleicht des Flugblattes oder eines anderen BT-Redaktionstextes tun würden was die Ag NTFk anhand der Phase 2 gemacht hat. Denn auch wenn man das Flugblatt schulmeisterlich finden kann (kann das nicht so genau einschätzen), kann man ja nicht leugnen, dass durch den Alftext ein Schlaglicht auf die Veröffentlichungspraxis der Phase 2 geworfen wurde und das Flugblatt selbst sich die Mühe gemacht hat, an zwei Sätzen mal ganz genau zu zeigen, wie viel auf so einem kleinen Raum falsch gemacht wurde und was das inhaltlich für Folgen nach sich zieht, was sich hinter dem ja schnell bemühten Vorwurf „Jargon“, „Geschwurbel“ denn tatsächlich verbirgt. Etwas „Empirie“ also. Wie gesagt, ist ernst gemeint und ich wäre dankbar. Vllt. wird dadurch auch dieDiskussion hier mal auf ein anderes Niveau gebracht.
Die Bahamas würde ich in Schutz nehmen. Ein Stil-Problem haben die Nachkommen. Was Mario Möller, Jörg Folta etc. in der BT verfassen, ist geistig wenig sublimiert. Dabei handelte es sich nicht um Polemik (wie fälschlicherweise oft behauptet), sondern um die immergleiche Leier von Invektiven, die sich den Anschein von analytischen Begriffen geben: „Volksgemeinschaft“, „Volksfront“, „Staatsunmittelbarkeit“, „Bewegungsfetischismus“ etc. (um nur mal ein paar Worte aus den ersten beiden Absätzen von Mario Möllers aktuellem BT-Text zu zitieren). Solche Autoren verfügen über ein bestimmtes Sortiment an Attributen und verändern, wenn sie einen neuen Text schreiben, nur den Gegenstand, auf den sie sie schmeißen.
Es handelt sich um ein ähnliches Prinzip wie bei bestimmten, lange nicht allen Autoren in der Phase 2, in deren Köpfen und Texten alles als Rhizom etc. daher kommt. Nur dass es noch einen Unterschied im Habitus gibt. Die Poststruckis sind Akademiker, die ihren potenten Geist kund tun wollen und am leidenschaftlichsten sind, wenn sie über Southpark philosophieren und die neuste Performance zur Dekonstruktion von Bipolarität praktisch ausprobieren, die genannten Autoren der BT muss man sich wohl eher so vorstellen, dass sie eigentlich ständig – antifaschistisch innerviert – Feinde nieder machen wollen oder mit hochrotem Kopf in die nächstbeste Tischkante beißen. Mein Mitleid gilt den Tischkantenbeißern. Die akademischen Schwätzer werden ihr Auskommen im Leben zu finden wissen, in Werbeagenturen, als Autoren von Spex, Intro oder so (obwohl, vielleicht geht ihre Zeit mit der evtl. Zunahme sozialer Notdürftigkeit vorbei; sie sind ein zwar nerviges, aber gutes Indiz dafür, wie viel Spielraum – quasi ein Reich der Freiheit für die freie Assoziation – das reiche Europa dem Spaß von Intellektuellen ermöglicht).
Ich finde die Phase 2 sogar besser als die BT. Manchmal war die BT stilistisch besser (weil journalistischer und lustiger; etwa über der Text über dieses Meditationszentrum), aber die Themen waren oft langweiliger als die in der Phase. Viele Autoren in der BT haben doch immer nur in Abgründe geschaut, von denen sie nicht klüger geworden und die auch nicht so wichtig sind. Die BT war autistischer als gut ist.
„Dass durch den Alftext ein Schlaglicht auf die Veröffentlichungspraxis der Phase 2 geworfen wurde“ hat doch glaub ich keiner bestritten? Dass der Alf-Text undruckbar ist, und das Drucken ein Skandal, würde ich auch nicht bestreiten. Da brauch ich jetzt also auch keine textexegese betreiben. Darum geht es doch auch gar nicht. Es geht um die maßlose Übersteigerung des Banalen, die Stilisierung von Diss und identitärer Polemik zu Kritik in den Werken der AG/bt usw. Nunja. Wenn wenigsten über Bruhn nachgedacht werden würde. Der hat es ja leider nie geschafft, sich von dieser Freakshow gewordenen Bahamas zu emanzipieren – da sollte er doch als lesbar gelten. Nunja, ich hab keine Zeit mehr hier rumzuposten, ich geh Eberswalder Würstchen kaufen, die sind nämlich rar. Viel Spaß noch im bürgerlichen Erwachsenenleben allerseits!
Eure Uschi Glas
P.S.: Dass der lächerliche Grammatik Genitiv Dativ Attribut Schwachsinn der AG eine Kritik von Jargon ist, halte ich für eine gewagte These.
Besser noch als jeder Artikel sind die besonders kritischen Kommentare darunter. Diese Schreiberlinge bestätigen jeden Vorwurf, der ihnen von den Autoren gemacht wird und merken es (anscheinend) nicht einmal. Worthülsenjongleure.
Besser noch als die die sontigen Kommentare der BTler ist der Kommentar von TM. Dieser Schreiberling bestätigt jeden Vorwurf, der den BTlern gemacht wird und er merkt es (anscheinend) nicht einmal. Worthülsenjongleur.
Ich hatte das Buch nicht einmal gelesen. Als wenn ich so etwas sagen würde. Ich hätte gehen sollen als ich gehen wollte.
Ihr disst die Phase2 dafür, dass sie sich eines Jargons bedient? Ihr? Ist das Euer Ernst? Euer Text ist doch reines Schwadronieren, Labern etc. Ihr basht im adornitischen Jargon die Phase2 für ihren bisweilen poststrukturalistischen. Seit es für Euch mit 16 nichts Wichtigeres gab, als die Taggs der anderen Kleinstadt-Gang zu crossen, hat sich wohl nicht viel verändert.
Ihr seid so gähn. (Viva-Jargon)
@ Nils Maximilian Bartels
Locker bleiben Nilsilein!
Wenn das wirklich so „gähn“ wäre, würdest Du wohl kaum so empört reagieren.
Wurde Dein Tagg jetzt etwa überschmiert?
Ihr könnt mit der Phase2 so viel Schabernack treiben, wie Ihr wollt. Das kümmert mich nicht: Selbst wenn Ihr in der nächsten Ausgabe fünf Artikel unterbringt, wird sie die ein/zwei lesenswerten, die es immer gibt, auch diesmal enthalten.
Dass Du, lieber „Ex-Phase-2-Leserin“, aus meinem Kommentar Empörung herauslesen kannst, hat einen anderen Grund: Ich kann nicht mit Menschen umgehen, die ihr, aus geringer Sozialer Kompetenz resultierendes, Außenseiterdasein kompensieren, indem sie sich unter einer gemeinsamen Wahrheit zusammenschließen, um fortan ihr Lebenselixier daraus zu ziehen, sich, in guter deutscher Tradition, über alle anderen zu erheben.
So gerne ich Artikel der Handvoll antideutschen Vorbeter (Dahlmann, Gruber,…) lese, so sehr gruseln mich die Nachplapperer aus Köln, Halle oder von den Bahamas: zu keinem Gedanken fähig, den nicht schon ein Anderer gedacht.