Peter Sodann scheint einsam geworden zu sein. Das hindert ihn jedoch nicht daran, sich auch weiterhin als Held in Pose zu setzen: als Held von Dunkeldeutschland. Auf einem Video, das im Internetportal „You Tube“ angesehen werden kann, ist der frühere „Tatort“-Kommissar zu sehen, wie er – passenderweise vor dutzenden Bananenkisten – über den Zustand seiner „Kulturbibliothek“ berichtet. Seit rund 20 Jahren hortet der Ehrenkommissar der Polizeidirektion Halle Bücher, die in der DDR erschienen sind. Die von Sodann inzwischen gesammelten 500.000 Exemplare rotten nun seit einiger Zeit in einer feuchten Turnhalle im nahen Merseburg vor sich hin. Da ihn „weder ein Kulturminister, noch ein anderer Herr und Gebieter in diesem Lande“ unterstütze, wie Sodann betroffen in die Kamera spricht, sondern ihm nur Ein-Euro-Jobber zur Seite stünden, die er als Bibliothekare für sich arbeiten lässt, richtet sich Volkstheater-Peter via Internet ans Volk und ruft zu Spenden auf. Es ist ein Notruf, denn der Holocaust an DDR-Büchern ist, wie der Mahner aus Halle andeutet, bereits im vollen Gange: Schon kurz nach der Wende, so Sodann, seien „Bibliotheken glattweg vernichtet“ worden. Doch es kommt noch schlimmer. Nach der DDR-Bücher-Shoa drohe nämlich auch der Holocaust an den gelernten DDR-Bürgern. Denn: „Das war ein Vorspiel nur, dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“ Das Heine-Zitat wird eingeblendet, und damit auch der hinterletzte Depp aus Tuchen-Klobbicke versteht, worum es geht, ertönt Sodanns Stimme aus dem Off: „Ein Buch wegwerfen, ein Buch verbrennen – dies hatten wir alles schon.“ So hat der Zonen-Antifaschismus doch noch ein neues Betätigungsfeld gefunden. (msd)
Ein einsamer Held
25. Dezember 2010 von bonjour tristesse
Veröffentlicht in Zeitung | 5 Kommentare
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Was das – eine peinliche, pathetische und geschichtsrelativierende Opferei von Peter Sodann – jetzt jetzt mit „Zonen-Antifaschismus“ zu tun haben soll, der doch den Holocaust unter imperialistisch-faschistischer Aggression subsummierte und nur politisch Verfolgte als Opfer des NS anerkannte, ist komplett unklar.
Viel schlimmer aber ist die in dieser und anderen Ausgaben nun zum wiederholten Male auftauchende Benutzung des Holocaust als Skandalisierungsmittel, das diesen in der Folge pervers bagatellisiert. Sodann „Bücher-Shoa“ und „Holocaust an DDR-Bürgern“ in den Mund zu legen, ist daher schon sehr viel mehr als nur geschmacklos.
Und zum Heine-Zitat: Das entstammt seinem „Almansor“ von 1821, in dem er in einem Stück über die Reconquista in Spanien zwei muslimischen Mauren (auweia, die djihadistische vernichtungsantisemitische deutsche Ideologie) folgendes in den Mund legt:
Almansor:
Wir hörten daß der furchtbare Ximenes,
Inmitten auf dem Markte, zu Granada –
Mir starrt die Zung im Munde – den Koran
In eines Scheiterhaufens Flamme warf!
Hassan:
Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher
Verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.
Bezogen war das ganze wohl auf die Bücherverbrennung auf dem Wartburgfest, wo Anhänger Sportvater Jahns das napoleonische bürgerliche Gesetzbuch und eine anti-deutschnationale Schrift von Saul Ascher verbrannten.
Sodann und sein Video bleiben trotzdem dumm, aber dass hier gleich wieder mit der Shoah als bloßem komparativem Skandalosum angekommen wird, in den Mund gelegt und übertrieben, ist zynisch, relativiert Auschwitz und ist menschenverachtend.
»Und zum Heine-Zitat: Das entstammt…«
Zwar kennt mittlerweile noch der letzte Literatur-Abstinenzler aufgrund der Berichterstattung über einen Terry aus Florida dieses Zitat, aber manche kritischen Affirmierer, die jede Kritik an ihrem heißgeliebten Islam unter Islamophobie »subsummieren«, können sich eben nicht anders als mit vermeintlicher Belesenheit profilieren, auch wenn sie’s mit dem Lesen (siehe etwa ihre Weigerung, sich Marx zu Gemüte zu führen) ansonsten eher weniger halten und noch einem Arschloch wie Peter Sodann beistehen, wenn der gerade über den Holocaust an Büchern lamentiert.
Man ist von Fremdscham gepeinigt:
Du bist bei der Suche nach dem aufgeklärten Islam schon bei dem Booking eines einfachen musikalischen Akts gescheitert. Statt das dich befallene Schamgefühl und die Kritik der Bonjour-Tristesse für einen stillen Rückzug in die Leseecke zu nutzen, um später mit abgekühlten Gemüt und gewonnenen Erkenntnissen eine Veranstaltung mit dem Titel „Barbarei im Islam“ zu organisieren, bei der sich jede Suche erspart hätte, sind aus deinen roten Wangen und den Schweißausbrüchen nur Dummheiten entsprungen, die mit größter Vehemenz und einen enormen Zeitaufwand in die Tastaturen gehauen wurden. Statt tief durchzuatmen hast du dir ein dutzend Pseudonyme zugelegt. Statt auf die Kritik einzugehen, unter dem Einsatz deiner dir verfügbaren Fähigkeiten und befeuert von der Wut, die entsteht, sobald man seiner Reputation mehr beimisst, als der Wahrheit eines Gedankens, dich aufgemacht die gesamte Zeitschrift unter verkrampfter Suche nach Lügen und Fehlern zu durchforsten, was schlimme Folgen haben musste, da hier, wie schon bei der Veranstaltungsreihe, du unter dem Druck standest, auch unbedingt etwas finden zu müssen. Das Denken bei solch einer Suche mit festgelegten Resultat nur im Weg steht, lässt sich an deinen Beiträgen unter den zahlreichen Namen ebenso ablesen, wie an den Verlautbarungen der „Kritischen Affirmation“.
Verblüffend genial argumentiert, nur eines am Rande: Alle kritischen, mehr oder weniger kritischen oder pseudokritischen Kommentare auf dieser Seite einer einzigen Person (Mr. X mit einer guten Reputation, Schweißproblem, roten Wangen und dem Mitgliedsbuch einer Gruppe namens „Kritische Affirmation“) anzulasten, ist über alle Maßen hohl und peinlich.
[…] und den Lieblingsfeind der BT – Peter Sodann. […]