Die Sporthochschule Köln untersuchte in Zusammenarbeit mit einer Versicherungsgesellschaft die Gesundheit der Deutschen und veröffentlichte die Ergebnisse Anfang des Herbstes. Relevante Kriterien waren die körperliche Aktivität der Menschen, die Qualität ihrer Ernährung, ihr Nikotin- und Alkoholkonsum, ihr persönliches Empfinden sowie ihre Stressvermeidungsstrategien; zudem die persönlichen Einstellungen zu den Themen Bewegung, Sport, Ernährung und Übergewicht. Das Ergebnis rief bei der Tageszeitung »Welt« Entsetzen hervor: »Zu dick und viel zu träge, gestresst, versoffen und verraucht – die Mehrheit der Deutschen führt ein ziemlich ungesundes Leben.«
Nur 14 Prozent der Volksgenossen würden demnach in einer Weise leben, welche die Studie als gesund einstuft. Neben dem Befund, dass der Volkskörper in seinen akademischen Ausprägungen deutlich ungesünder lebt, als im proletarisch-anpackenden Teil – den Arbeiter der Stirn und seinen Kollegen von der Faust trennt also, mögen sie noch sooft in eins nun die Hände legen, doch Grundsätzliches – überraschte vor allem das Ranking der einzelnen Bundesländer. Während die Frühaufsteher aus Sachsen-Anhalt das Schlusslicht bilden – nicht einmal 8 Prozent leben hier »rundum gesund« – sind es beim Spitzenreiter Mecklenburg-Vorpommern nahezu ein Fünftel, denn in diesem Flächenland, so die »Welt«, würden die Menschen am häufigsten zu Fuß gehen oder Strecken mit dem Fahrrad zurücklegen. Fehlende Verkehrsinfrastruktur und menschenleere Gegenden, die für alltägliche Dinge wie Einkauf und Schulbesuch zu abhärtenden Gewaltmärschen nötigen: Ein solches Leben noch durch gesunde Ernährung zu verlängern und die Mühsal dieses Jammertals nicht einmal mit Genussmitteln zu mindern – Verzicht auf Alkohol und Nikotin war Voraussetzung für die Einstufung als gesundes Leben – , ist des Sachen-Anhalters Sache nicht. Dieser säuft und raucht nicht nur, um seinen ostzonalen Alltag zu vergessen. Er verbringt auch seine sogenannte Freizeit, anders als die »Aktivbürger« anderer Bundesländer, überwiegend in einer stumpfsinnigen Starre, aus der ihn auch Ingo Froböse, Leiter der Studie, mit seinem vorgeschlagenen Rezept einer »nationalen Gesundheitsstrategie« nicht erwecken wird. Na dann: Prost. (gez)
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