Um sich heute im späteren Konkurrenzkampf um ein Traineeship, ein Volontariat oder eine unterbezahlte Stelle an der Uni einige Vorteile zu sichern, absolvieren Studenten unzählige Praktika. Insbesondere die zahllosen Nachwuchsjournalisten arbeiten in der vorlesungsfreien Zeit gern bei größeren und kleineren Rundfunkanstalten oder Verlagen. Vorteile auf dem Arbeitsmarkt erhoffen sich wahrscheinlich auch die Redakteure der hiesigen Studentenzeitschrift „Hastuzeit“. Der Nachteil für den Leser: Anders als bei einer Tageszeitung oder einem Radiosender steht den „Hastuzeit“-Machern kein hauptberuflicher Redakteur kontrollierend und zensierend zur Seite. Hier schreiben sie über Themen, die sie im Innersten bewegen.
In der letzten Ausgabe der Bonjour Tristesse (2/2009) würdigten wir die Jungredakteure des Blattes als das, was sie sind: dumm und scheiße. Leider ist uns in diesem Artikel, an dem es inhaltlich nichts zurückzunehmen gibt, ein Fehler unterlaufen: Nicht ein Autorenduo, sondern nur Jens Rabe breitete ungeniert seine Homophobie aus. Von Norbert Blech, der fälschlicherweise als Co-Autor genannt wurde – die Bonjour-Tristesse-Redaktion bittet um Entschuldigung! –, druckte das Studentenblatt lediglich ein Foto vom Berliner Christopher Street Day ab. Während uns Norbert Blech freundlich auf diesen peinlichen Fehler hinwies, war die Chefredakteuse der „Hastuzeit“ empört – wenn auch aus anderen Gründen: Sie könne, wie sie an uns schrieb, die Kritik der Bonjour Tristesse aufgrund unseres „aggressiven“ Vorgehens und des „primitivsten Vokabulars“ nicht „ernst“ nehmen. Wir antworteten der Dame, einer gewissen Steffi Hentschke, dass sie wohl etwas falsch verstanden habe: „Wir wollen nicht, dass Sie unsere Kritik ernst nehmen, wir wollen auch nicht mal ganz nett beim Kaffee darüber plaudern, ob es vielleicht nicht ganz so dufte ist, schwulenfeindlichen Dreck in einer von der Studierendenschaft gesponsorten Zeitschrift abzulassen. Sondern wir wollen, wenn Sie schon nicht bereit sind, Ihr strunzdummes und -langweiliges Heft, endlich einzustellen, wenigstens die Hetze gegen Schwule unterlassen!“
Einige Wochen später schickte Hentschke ihren Adjutanten mit einer Anfrage an uns vor. Er lud uns dazu ein, in der Jubiläumsnummer des Drecksblattes (Nummer 30) einen Artikel über das Drecksblatt zu veröffentlichen. Die Begründung las sich wie folgt: „Da kein Redakteur unserer Zeitung solch eine umfassende Abneigung gegenüber der Hastuzeit empfindet, wie zumindest ihr Redakteur Andreas Reschke, denken wir, dass die negativen Seiten der Studierendenschaftszeitschrift am besten von ihnen aufgezeigt werden können.“ Liebe „Hastuzeit“-Mannschaft: Lauert da etwa schon die Ahnung, wie stumpf Eure Zeitung ist, wenn Eure Redakteure, gegenüber ihrem eigenen Erzeugnis zwar nicht „umfassend“, aber wenigstens etwas „abgeneigt“ sind? Da wir keine Lust hatten, irgendetwas zu einer körperliche Schmerzen verursachenden Schülerzeitung wie der „Hastuzeit“ beizutragen, wiesen wir die Anfrage in der freundlichsten Art ab, die uns möglich war: Wir ignorierten sie. Auf diesem Weg möchten wir aber doch noch ein bisschen konstruktive Kritik nachschieben und die Redakteure der „Hastuzeit“ auf eine nicht unwesentliche Schwachstelle ihres Produkts hinweisen: sein Erscheinen.
عکس»ستون های سنگی خورهه